Ho ho ho - heute hat der Nikolaus gleich zwei Gewinne mit dabei:
Heute könnt ihr die beiden ersten Bände (signiert) von "Burning Wings" von Annette Eickert gewinnen, plus ein Lesezeichen! Zusätzlich gibt es heute einen zweiten Gewinner ... denn die Autorin verlost ebenfalls die beiden eBooks (PDF) zum Buch.
Kurzbeschreibung: Band 1: Die Menschen denken seit Anbeginn, gute Taten bringen sie in den Himmel. Welchem Trugschluss sie doch unterliegen. Burning Wings
entführt dich in eine Welt, die anders nicht sein könnte. Damian
erwacht an einem Ort, den er nicht kennt und er kennt sich selbst nicht.
Damit beginnt sein Albtraum. Aber träumt er nur oder ist alles um ihn
herum Wirklichkeit? Band
2: Die Menschen denken seit Anbeginn, gute Taten bringen sie in den
Himmel. Welchem Trugschluss sie doch unterliegen. Damian erwacht an
einem ihm fremden Ort. Der einzige Halt, den er jetzt hat, ist der Engel
Eljakim.
Mit ihm zusammen begibt er sich auf einen Pfad aus Lügen und Intrigen.
Dabei erfährt er Dinge, die er niemals für möglich gehalten hätte.
.
Leseprobe aus dem Buch "Burning Wings (2) - Die Mächte" Genre: Fantasy, Mystery Das Buch ist erhältlich bei Amazon.de als Taschenbuch & kindle edition Mehr zu den Büchern erfahrt ihr auch auf der offiziellen Facebook-Seite Burning Wings
Leseprobe
Ausschnitt aus Teil 1 (Burning Wings - Die Vergangenheit)
Ich
konnte es riechen. Der Duft war süßlich und stieg mir unaufhörlich in
die Nase. Er besaß eine unvergleichlich orientalische Note. Sie verlieh
mir das seltsame Gefühl, mich darin zu verlieren, zu baden und mich zu
wärmen.
Jasmin! Es riecht nach Jasmin!, schoss es mir durch den Kopf.
Neugierig
öffnete ich die Augen einen Spalt breit und blinzelte gegen ein grelles
Licht an. Es schien mir direkt ins Gesicht und blendete mich. Schnell
schloss ich sie. Einen Moment später versuchte ich es erneut und
gewöhnte mich schnell an die ungewohnte Helligkeit. Der helle Schein
entpuppte sich als eine weißlich glühende Kugel, die über meinem Kopf
schwebte. Und plötzlich war sie gar nicht mehr so gleißend. Sie sandte
ein angenehm warmes Licht aus.
Verwundert
drehte ich den Kopf zur Seite und fand mich in einem großen Saal
wieder, vollgestellt mit Betten, soweit das Auge reichte. Verwirrt
richtete ich mich auf. Die Kugel über mir wich im selben Moment nach
oben aus und begann auf einmal bläulich zu flimmern. Auf bizarre Art und
Weise erinnerte mich dieses Ding an eine Diskokugel. Fasziniert starrte
ich sie an. Schließlich zwang ich mich dazu, meinen Blick abzuwenden,
und musterte die Umgebung eingehender.
Vor
mir. Hinter mir. Neben mir. Überall um mich herum standen Betten. In
einigen lagen Menschen, die offenbar schliefen. Über ihren Köpfen
schwebten ebenfalls solche glühend weißen Lichtkugeln. Dieser Anblick
war fremdartig, Angst einflößend und unheimlich.
»Wo bin ich?«, flüsterte ich.
Ich
konnte mich an nichts erinnern. Weder, wie ich hierhergekommen war,
noch, wo dieses Hier sein sollte. Nicht einmal mein eigener Name fiel
mir ein. Es war, als wären er und alles, was ich war, mit dem Öffnen
meiner Augen verschwunden. Leergefegt. Vergessen.
Die
Angst kroch mir in die Glieder. Mein Körper zitterte. Ich wusste nicht,
wo ich war, wer ich war, und dieser riesige Saal mit den unendlich
vielen Betten trug keineswegs zu meiner Beruhigung bei. Aus den
Augenwinkeln nahm ich wieder das bläuliche Flimmern über mir wahr. Die
Kugel pulsierte. Sie schien sich dem immer schneller werdenden Rhythmus
meines Herzens anzupassen. Es klopfte mir bis zum Hals.
Panisch
sprang ich aus dem Bett. Doch ich kam nicht einmal einen Schritt weit,
als ich plötzlich von dichtem Nebel umgeben war, der einfach aus dem
Nichts auftauchte. Alles um mich herum war verschwunden, genauso wie
mein Gedächtnis. Schließlich begann mein linker Arm zu brennen, erst
leicht, dann immer heftiger. Es folgte mein rechter Arm, und allmählich
wurde es unangenehm. Es fühlte sich an, als hätte jemand kochendes
Wasser über meine Haut geschüttet. Das Brennen breitete sich innerhalb
eines Augenblicks über meinen gesamten Körper aus, innerlich und
äußerlich. Ich glaubte in Flammen zu stehen, nur dass ich nirgendwo
Feuer sah. Wütende Lavaströme flossen durch meine Adern, sie versengten
alles, was sie berührten. Solche höllische Schmerzen hatte ich bisher
nicht gekannt.
Mein
Körper zuckte unkontrolliert, und mir entfuhr ein Schrei nach dem
anderen. Wenn das ein Scherz sein sollte, dann war er definitiv nicht
lustig. Und falls ich träumte, war das der schrecklichste Albtraum
meines Lebens.
»AUFHÖREN!
AUFHÖREN!«, schrie ich verzweifelt und wunderte mich, dass meine
Stimmbänder überhaupt noch einen Ton erzeugten. Sie hätten schon längst
verbrannt sein müssen, genauso wie mein ganzer Körper.
»Aufhö …«, kam ein weiterer Schrei aus meiner Kehle, der so abrupt endete wie die quälenden Schmerzen.
Erschrocken
fuhr ich zusammen, verlor mein Gleichgewicht und stolperte. Mit den
Knien landete ich hart auf einem kalten Steinboden und keuchte auf. Den
darauf folgenden Schmerz schluckte ich herunter, ebenso wie den nächsten
Schrei. Ich musste träumen. Oder hatte ich vielleicht den Verstand
verloren?
Der
Nebel war verschwunden, so schnell, wie er aufgetaucht war. Von dem
Saal und den Betten gab es weit und breit keine Spur mehr. Stattdessen
brannten Fackeln an dunklen Wänden. Wo auch immer ich war, ich befand
mich in einem quadratischen Raum, höchstens drei Meter lang und breit.
Eine Tür konnte ich nirgendwo entdecken. Ich war gefangen.
»Hey, wer auch immer hier verantwortlich ist … LASS.MICH.RAUS!«
Wie
von einer Tarantel gestochen rannte ich los, von einer Ecke in die
nächste, und hämmerte mit den Fäusten gegen die Steinwände. Ohne Erfolg.
Die Wände waren unnachgiebig, und ich besaß keine Superkräfte, um den
Stein zu Staub zu zermalmen. Dennoch konnte ich nicht aufhören. Ich
wollte hier raus. Dabei versuchte ich, einen klaren Kopf zu behalten und
nicht wieder in Panik zu geraten. Was bei meiner letzten Panikattacke
passiert war, hatte ich noch gut in Erinnerung. Diesen Schmerz würde ich
so schnell nicht wieder vergessen. Fast meinte ich, wieder dieses
unsägliche Feuer spüren zu können. Es kroch aus dem hintersten Winkel
meines Unterbewusstseins. Aus einem Impuls heraus bereitete ich mich
darauf vor, aber diesmal blieb er aus. Umso erstaunter starrte ich an
die gegenüberliegende Wand. Dort, gut sichtbar, erschien eine Eisentür,
die mit Schwung aufgestoßen wurde.
Ich
war sofort auf der Hut. Meine Muskeln spannten sich an. Ich war bereit,
jeden, der über die Türschwelle treten würde, zu überwältigen. Dass ich
keine Waffe besaß, war unwichtig. Ich war von einer Sekunde zur
nächsten so wütend, dass ich mit den bloßen Fäusten zuschlagen wollte.
Die
Hände geballt, sodass schon meine Fingerknöchel weiß hervorstachen,
wartete ich, bis die quietschende Tür mir den Blick freigab. Doch es kam
zu keinem Angriff.
Ich
hatte mit allem Möglichen gerechnet. Mit einem muskelbepackten Soldaten
und geladener Maschinenpistole, mit einem Polizisten mit Schlagstock
und Handschellen, mit einem Wahnsinnigen, der mit einer Axt auf mich
zustürmen würde, und sogar mit einem vermummten Terroristen, der mich in
einer fremden Sprache anschrie, bevor er auf mich einprügelte. Aber was
ich sah, stellte meine wildesten Phantasien in den Schatten. Meine Wut
verrauchte und wurde durch eine mächtige Portion Verwirrung ersetzt.
An
der Türschwelle stand ein junger Mann. Er trug eine schwarze Hose und
ein schwarzes Hemd, das nicht ganz bis zum Hals zugeknüpft war. Darunter
lugte leicht gebräunte Haut hervor. Irritiert musterte ich ihn von Kopf
bis Fuß. Der Mann hatte keine Schuhe, was bei dem Anblick, den er bot,
ein wenig seltsam anmutete. Denn über seiner Kleidung trug er zusätzlich eine dunkelblaue Samtrobe
mit silberner Brokatstickerei an den Säumen. Er war schlank, dennoch
zeichneten sich ausgeprägte Muskelpartien unter seiner Kleidung ab. Doch
das alles rückte in den Hintergrund, denn so etwas hatte ich in meinem
bisherigen Leben noch nie gesehen.
Schulterlanges, helles Haar umrahmte ein junges, zartes Gesicht. Seine smaragdfarbenen
Augen glitzerten im Fackellicht, während er mich mit unverhohlener
Neugier anstarrte. Er stand einfach da, ohne Waffe, ohne Handschellen,
ohne irgendetwas in den Händen zu halten. Und dieser Mann war
atemberaubend schön. Die schlichte Kleidung unterstrich seine von Natur
aus gegebene Schönheit nur noch. Und er trug ein Tattoo. Eine sich
windende, schwarze Schlange, umgeben von Flammen, schlängelte sich
seinen Hals herauf. Ich konnte nur erahnen, dass das Motiv unter seinem
Hemd noch weit größere Ausmaße annahm. Sein Anblick raubte mir schier
die Sprache. Obwohl ich kein sexuelles Verlagen nach dem männlichen
Geschlecht hegte, wäre dieser Mann eine Sünde wert gewesen. Nicht einmal
das attraktivste Männermodel in den Hochglanzmagazinen reichte an seine
unbeschreibliche Anmut heran. Einfach und doch außergewöhnlich.
Überrascht über mich selbst machte ich einen zögerlichen Schritt auf ihn zu.
»Ich
begrüße dich, Damian«, sprach er und lächelte. Sein Lächeln und auch
sein sanfter Tonfall waren freundlich und aufrichtig. Alles an ihm
erweckte den Anschein, perfekt zu sein.
Nun
war das Überraschungsmoment vergangen. Obgleich mein Gegenüber keine
Gefahr ausstrahlte, kehrte mein angestauter Ärger mit geballter Ladung
zurück.
»Wer oder was ist Damian?«
»Dein Name lautet Damian«, sagte er immer noch lächelnd.
»Ah
… schön zu wissen«, antwortete ich, und meine nächsten Worte trieften
vor purem Sarkasmus. »Schön zu wissen, wie man heißt, wenn man schon
nicht weiß, wo man gefangen gehalten wird. Vielleicht hättest du die
Güte, mich aufzuklären. Denn es ist ja unglaublich spaßig, aufzuwachen
und nicht zu wissen, wer man ist. Und wer kam auf die glorreiche Idee,
mich wie ein Feuerzeug anzuzünden? Das war nicht witzig! Und wieso stehe ich jetzt in diesem Raum …«
Mitten
im Satz brach ich ab. Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich überhaupt
keine Kleidung trug. Ich stand diesem perfekten Mann gegenüber und war
nackt. Augenblicklich schoss mir die Röte ins Gesicht, und am liebsten
hätte ich mich in Grund und Boden geschämt. Hastig bedeckte ich meine
Blöße und starrte ihn giftig an.
»Schau
nicht so dämlich aus der Wäsche«, fuhr ich fort. »Dir gefällt es wohl,
dass ich nackt bin, was? Wie wäre es mit einer Hose und einem Hemd? Mach
mal, sonst werde ich ziemlich stinkig.«
»Entschuldige
bitte«, sagte er höflich und zeigte keine Anzeichen, ob er aufgrund
meiner Worte sauer war oder nicht. Stattdessen hob er die linke Hand und
bedeutete mir, aus dem Raum zu treten. Er selbst trat zur Seite und gab
den Weg frei.
»Und was ist mit Kleidung?«
Der
Gedanke, im Adamskostüm vor die Tür zu gehen, behagte mir nicht.
Andererseits wollte ich unbedingt diesen seltsamen, düsteren Raum
verlassen. Womöglich verschwand der Mann gleich wieder und mit ihm der
Ausgang. Dann würde ich erneut festsitzen. Nicht mit mir.
»Du wirst Kleidung erhalten, Damian. Bitte folge mir. Du musst dich nicht fürchten.«
Furcht ist das falsche Wort,
dachte ich. Ich war vielmehr sauer und gereizt, aber auch neugierig.
Langsam näherte ich mich der Türschwelle. Doch bevor ich mich in den
schmalen Gang traute, wo nun der junge Mann auf mich wartete, blickte
ich vorsichtig nach links und rechts. Erst als ich mir sicher war, dass
mich niemand so sehen würde, nickte ich und folgte ihm hinaus.
Der
Gang war hell erleuchtet, auch wenn ich die Lichtquelle nicht ausmachen
konnte. Er stellte das totale Gegenteil des Raumes dar, wobei ich immer
noch nicht wusste, wie ich dort hineinkommen war. Der Boden, die Wände,
sogar die Decke bestanden aus weißem Marmor. Während ich mit dem jungen
Mann Schritt hielt, kamen wir an weiteren Eisentüren vorbei, alle
geschlossen. Ich vermutete, dass sich dahinter weitere Räume verbargen,
in denen noch mehr Menschen gefangen gehalten wurden.
Ich
wollte schon fragen, ob sich mein Verdacht als richtig erwies,
beschloss aber, es vorerst nicht zu tun. Zuerst brauchte ich Kleidung.
Angiften konnte ich ihn später immer noch. So wartete ich ab und ließ
mich führen.
Schließlich
machte der Gang einen Bogen, und plötzlich standen wir vor einer
goldenen Tür. Falls dies tatsächlich ein Gefängnis war, dann ein sehr
luxuriöses, dachte ich, und konnte kaum abwarten zu erfahren, was sich
dahinter befand.
Der
junge Mann berührte die Tür mit der Hand, und sie öffnete sich von ganz
alleine. Da bemerkte ich, dass sie überhaupt keinen Knauf besaß.
Wo, in drei Teufels Namen, bin ich nur gelandet?
Wie
ein verschrecktes Kind, das nicht begriff, was um es herum geschah,
folgte ich ihm in einen großen Saal. Die Überraschungen endeten heute
wohl nie. Genauso wie der Gang war auch hier alles von weißem Marmor und
von Licht durchflutet, das mich aber nicht blendete. Auch dieses Mal
konnte ich weder Lampen, Fackeln, Kerzen oder eine andere Lichtquelle
ausmachen. Es war einfach hell. Es gab auch keine Fenster. Stattdessen
erhob sich mitten im Saal ein kleines, rundes Podest, unmittelbar
dahinter stand ein riesiger Lehnstuhl aus Gold. Er sah aus wie ein
Thron. Und auf diesem saß ein Mann.
Träume ich oder bin ich wach? Spielt das eigentlich eine Rolle?
Alles
wirkte auf surreale Art und Weise wie ein Traum, gleichzeitig begriff
ich allmählich, dass um mich herum Wirklichkeit herrschte. War es denn
nicht so, wenn man glaubte, man träumte, dann war man sich bewusst, dass
es nicht so war, sonst könnte man sich diese Frage nicht stellen. In
einem Traum wirkte alles real. Man glaubte, dass es so sein müsste. Man
hinterfragte nicht, was geschah, sondern nahm es als das an, was der
Verstand einem vorgaukelte. Menschen tauchten auf und verschwanden,
Gebäude erschienen und verwandelten sich. Und bei allem war man sich
sicher, nicht zu träumen.
Diese schlichte Denkweise versetzte meinem Frust einen herben Dämpfer.
Da
ich nun überzeugt war, nicht zu träumen, nahm ich zum ersten Mal den
Mann auf dem Thron wirklich wahr. Ich erschrak. Die Gestalt war der
leibhaftige Inbegriff eines Engels. Und dieser Engel strahlte die
reinste Form von Perfektion eines männlichen Wesens aus, von dem ich
wusste. Aber nicht einmal diese Bezeichnung reichte annähernd an das
heran, was der Engel vor mir symbolisierte. ‚Unbeschreiblich schön‘ war in seiner Gegenwart fast schon eine Beleidigung.
Lange, schwarze Haare fielen auf schmale und doch starke Schultern. Er trug eine bordeauxrote Samtrobe und schwarze Lederstiefel. Aus seinem Rücken lugten eindeutig und
unverkennbar zwei weiße Flügel hervor. Aber als mein Blick seine Augen
traf, schmolz die Faszination dahin wie Eis unter der Saharasonne. Zwei
dunkle Augen fixierten mich und schienen mich zu verhöhnen.
Tief
getroffen zuckte ich zusammen und begann mich plötzlich sehr unwohl in
meiner Haut zu fühlen. Am liebsten hätte ich mich auf dem Boden
zusammengerollt und wie ein Baby geweint. Ich wusste nicht wieso, aber
ich tat es nicht. Ich versuchte, seinem Starren standhaft
entgegenzutreten.
»Damian«,
sagte der Engel. Seine Stimme löste bei mir das Gefühl von Ehrfurcht,
Angst und eine ungeheure Autorität aus, der man sich nicht einfach
widersetzte.
Aus den Augenwinkeln nahm ich den jungen Mann wahr und war froh, dass auch er unter der Stimme zu schrumpfen schien.
»Damian«, wiederholte der Engel.
Sofort konzentrierte ich mich wieder ganz auf ihn, denn ich fürchtete, er würde kein Fehlverhalten dulden.
»Tritt vor, damit ich dein Urteil verkünden kann.«
Ich
schluckte. Ich zitterte. Langsam lief ich auf das Podest zu und
versuchte, an gar nichts zu denken. Mir war sogar egal, dass ich noch
immer nackt war.
»Damian,
du hast dich des Vergehens schuldig gemacht und Selbstmord begangen.
Deine Seele wurde geprüft und gereinigt. Doch du bist nicht bereit, dir
deine Schuld einzugestehen. Aus diesem Grund verurteile ich dich zu
ewiger Arbeit in Agnon. Dein Leben liegt hinter dir. Dein neues Leben
beginnt nun.«
Noch
bevor das letzte Wort verklungen war, war ich von einem gleißendem
Licht umgeben. Rasch kniff ich die Augen zusammen, denn es tat mir
unglaublich weh. Im selben Moment glaubte ich zu fallen. Ich schrie aus
Leibeskräften.
.
Ausschnitt aus Teil 2 (Burning Wings - Die Mächte)
Ich
schwebte. Nein, ich flog. Sechs schwarze Flügel, drei auf jeder Seite,
trugen mich immer weiter nach oben gen Himmel, und ich hatte keine
Angst, abzustürzen. Ich wusste, dass meine Engelsflügel mich sicher in
der Luft hielten. Und plötzlich fühlte ich mich frei. Ich war ich. Ich
war Seraphiel.
Mit Leichtigkeit gewann ich immer mehr an Höhe, und ein flüchtiger Blick verriet mir, dass ich über die grünen Wiesen vor Ephis glitt. Die Stadt lag hinter mir, und Oriphiel erwartete mich im Garten Eden.
Das
war unser Treffpunkt. Metatron, mein rachsüchtiger und machtgieriger
Bruder, würde es niemals wagen, mich auf der geheiligten Erde des Garten
Edens anzugreifen, noch würde er vermuten, dass ich ausgerechnet
dorthin unterwegs war. Seine Spione glaubten mich in der Unterstadt oder
in Agnon. Gerade deshalb war Eden der ideale Platz.
Die beiden Wächter des Gartens, Kerubiel und Ophaniel,
würden niemals einen Kampf in ihrem Reich zulassen, nicht an dem Ort,
wo jeder Engel – vom niedersten bis zum Seraph – die ersten Lebensjahre
verbrachte. Wo die reine Natur die angeborenen Fähigkeiten förderte, bis
schließlich jeder seiner Bestimmung folgend, den Platz in der
Gesellschaft einnahm. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass Eden von
jeder Art Gewalt unbehelligt blieb.
Dennoch spürte ich die Angst. Nicht vor einer möglichen Entdeckung, sondern vor dem, was Oriphiel – mein früherer Mentor – mir sagen wollte. Als einer der beiden Throne blieb er unangetastet von Metatrons
wachsender Macht, und er hatte sich auch freiwillig dem Widerstand
angeschlossen, trotzdem behagte mir seine Rolle in dem Machtspiel nicht.
Meinem Bruder würde sicherlich eine angemessene Strafe einfallen, wenn
er erfuhr, dass der erste obere Thron gegen ihn arbeitete.
Seufzend
blickte ich nach unten und entdeckte in der Ferne bereits den Silbernen
Fluss, auf dessen Oberfläche sich die Sonne spiegelte. Gleich hatte ich
mein Ziel erreicht. Die ersten Baumreihen, die den Garten Eden wie eine
natürliche Mauer von Ephis’ Umland trennten, sahen von oben wie kleine
Stecknadelköpfe aus. Allmählich glitt ich tiefer, und die grünen Wiesen
mit den herrlichen duftenden Blumen kamen immer näher.
Wenige
Minuten später landete ich am Ufer des großen Silbernen Sees. Er war
das Herz Edens, die Lebensquelle jedes Engels. Als Heranwachsender
musste jeder einmal in diesem Wasser baden. Das Wasser schenkte uns
innere Stärke und verband jeden einzelnen noch tiefer mit der Natur der
Himmelssphäre.
Ich
erinnerte mich noch sehr gut an die Zeit zurück, als ich an diesem Ufer
den Freundschaftsschwur mit Raphael, Luzifer, Uriel und Metatron
geschlossen hatte. Wir fünf wollten für immer Freunde sein.
Wehmütig
lief ich dem silbrigen Wasser entgegen. Die glatte Oberfläche spiegelte
den blauen Himmel wider und auch mein eigenes Spiegelbild. Neugierig
beobachtete ich mich selbst.
Ich
starrte in meine eigenen goldenen Augen mit den rehbraunen Nuancen.
Mein Gesicht reflektierte meine tödliche Entschlossenheit und meine
tiefe Traurigkeit, die ich seit ein paar Tagen spürte. Ich war
entschlossen, Metatron
entgegenzutreten, koste es, was es wolle. Noch während ich das dachte,
glitt meine Hand automatisch an den Schwertknauf. Die ganz besondere
Klinge hatte ich im letzten Moment vor dem Feuerinferno retten können,
das den Stützpunkt vernichtet hatte. Sie bestand aus gehärtetem
schwarzen Stahl und war resistent gegen jede Art von Magie. Sie war ein
Geschenk von Oriphiel, und ich legte sie nur zum Schlafen ab.
Ich
betrachtete ungläubig mein kurzes, dunkelbraunes Haar. Es war für mich
noch etwas ungewohnt, denn bisher hatte ich es immer lang getragen, bis
das Feuer es angesengt hatte. Mit kurzen Haaren sah ich gleich ganz
anders aus. Auch meine schwarze Samtrobe
hatte etwas abbekommen, und ich musste sie entsorgen, aber zum Glück
hatte meine Lederrüstung mich vor weiteren Verbrennungen geschützt.
»Seraphiel, mein Junge«, rief mich eine wohlbekannte Stimme. Als ich meinen Blick hob, sah ich Oriphiel,
der mir in Begleitung von Raphael entgegenkam. »Bin ich froh, dass du
es sicher hierher geschafft hast. Vielleicht besteht ja doch noch
Hoffnung. Raphael erzählte mir bereits von Metatrons Hinterhalt.« Oriphiel blieb vor mir stehen, musterte mich mit seinen dunklen Augen und umarmte mich schließlich wie einen Sohn.
Als er losließ, vergewisserte ich mich, dass es ihm gut ging. Anscheinend schien Metatron ihm nichts angetan zu haben, was wiederum bedeutete, dass er ahnungslos darüber war, dass Oriphiel
heimlich dem Widerstand half. Seine schwarzen Haare fielen ihm lang
über die schmalen Schultern, und seine bordeauxrote Robe schien
unversehrt.
Ich
wandte mich an meinen besten Freund Raphael. Wir streckten beide den
rechten Arm aus und drückten jeweils mit der Hand den Unterarm des
anderen. Doch dann zog er mich plötzlich fest an sich und klopfte mir
auf die Schulter, was ich nur zu gerne erwiderte.
»Ich
habe mir große Sorgen gemacht«, sagte ich zu ihm und war unendlich
erleichtert, ihn heil und gesund wiederzusehen. Er schenkte mir sein
schönstes Lächeln, das ich die letzten beiden Tage so sehr vermisst
hatte. »Als ich nichts von dir und den anderen hörte, dachte ich, Metatrons Soldaten hätten dich vielleicht gefangen genommen.«
»Das Gleiche dachte ich von dir«, antwortete Raphael und sah mich nervös an. »Metatron
mag zwar unseren Stützpunkt aufgespürt und zerstört haben, aber soweit
ich weiß, konnten alle fliehen. Die meisten sind mit Luzifer nach Oxan
zurückgekehrt, alle anderen verstecken sich in der Unterstadt. Du weißt
hoffentlich, dass du uns allen einen großen Schrecken eingejagt hast,
als du plötzlich verschwunden warst. Ich glaubte wirklich, die Soldaten
hätten dich erwischt. Erst von Oriphiel erfuhr ich, dass du noch lebst und ihr euch hier treffen wolltet.«
»Das
sind gute und schlechte Neuigkeiten.« Ich seufzte. »Entschuldige bitte,
aber als ich Luzifer und dich sah, wie ihr gerade noch fliehen konntet,
hatte ich mich entschlossen, euch nicht zu folgen. Das Risiko war zu
groß, dass ich verfolgt werde. Wo ich war, ist allerdings eine längere
Geschichte, die erzähle ich dir bei Gelegenheit. Ich hatte auf jeden
Fall große Angst, dass es irgendjemanden von euch erwischt haben könnte.
Ich hatte mir deswegen schon große Vorwürfe gemacht.«
»Verschiebt das auf später«, meldete sich Oriphiel zu Wort. »Leider muss ich gleich wieder zurück in den Palast, bevor mein Verschwinden bemerkt wird.«
Raphael und ich nickten und warteten gespannt, was er uns so Wichtiges zu sagen hatte.
»Ihr müsst warten«, fuhr er fort, »bis ihr euch neu formiert habt. Lasst Metatron im Glauben, er hätte euch eine große Niederlage zugefügt. Luzifer soll vorerst in Oxan bleiben, dort ist es für ihn am sichersten. Und ihr beide solltet das ebenfalls tun.«
»Ich fliehe nicht vor meinem Bruder«, warf ich wütend ein und ballte die Hände zu Fäusten.
»Das
tust du doch gar nicht«, versuchte mich mein ehemaliger Mentor zu
beruhigen. »Aber wenn der Anführer der Rebellen stirbt, was wird dann
aus dem Widerstand? Seraphiel, keiner möchte, dass du als Märtyrer in
unsere Geschichte eingehst. Du sollst deine Leute führen und unser Land
wieder auf den richtigen Pfad bringen. Das kannst du aber nur, wenn du
lebst.«
Darauf antwortete ich nicht. Er hatte recht.
»Aber der Grund, warum ich so dringend mit dir reden muss, ist ein ganz anderer.« Oriphiel sah mich eindringlich an. »Ich war zugegen, als Metatron und Mordechai vom unwiderrufbaren Fluch sprachen. Sie wollen ihn anwenden und zwar bei dir, Seraphiel.«
Für einen Augenblick sagte niemand etwas. Die Last der Worte lag schwer auf mir und meinen Freunden.
»Das … das kann er … nicht«, brach Raphael das Schweigen, und die Angst um mich stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Ich teilte seine Furcht. Mein Herz klopfte wild in der Brust, und mir verschlug es fast die Sprache. Der unwiderrufbare
Fluch war das höchste Sakrileg, welches ein Engel begehen konnte. Das
würde mein Bruder niemals wagen. Damit würde er sich eines grausamen
Verbrechens schuldig machen, welches für ihn den sicheren Tod bedeutete,
zu dem der Hohe Rat ihn verurteilen würde.
»Bitte, denke darüber nach«, sprach Oriphiel und schaute zuerst mich, dann Raphael nochmals nachdrücklich an. »Unternehmt nichts. Fliegt nach Oxan und wartet dort. Metatron
wird es tun, wenn er die Gelegenheit bekommt, und der Rat wird dank
Mordechai hinter ihm stehen. Nicht einmal meine Macht als Thron kann ihn
davon abhalten.«
»Glaubst du wirklich, er wird es tun?«, fragte mich Raphael, nachdem unser Mentor in Richtung Ephis aufgebrochen war.
»Ich
weiß es nicht. Ich dachte immer, ich würde meinen Bruder kennen«, gab
ich zurück, ließ mich rücklings ins Gras fallen und verschränkte die
Arme im Nacken. Währenddessen saß Raphael neben mir, seinen Blick auf
den See gerichtet.
© Text Annette Eickert
.
Frage: Wie heißt Seraphiels Bruder?
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