Bücher

Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne.
-
Jean Paul

Sonntag, 30. Oktober 2016

[Rezension] Andreas Eschbach - Teufelsgold

Kurzbeschreibung:
"Im Mittelalter, nach dem Ende der Kreuzzüge, taucht er das erste Mal auf: der Stein der Weisen, mit dem man Gold machen kann - gefährliches Gold, radioaktives Gold nämlich. Der Stein erscheint, als ein Alchemist Gott flucht, und er zieht eine Spur der Verwüstung durch Europa. Die Deutschordensritter erklären es zu ihrer geheimen neuen Aufgabe, ihn zu finden und sicher zu verwahren. Für alle Ewigkeit.

Doch in unserer Zeit kommen zwei Brüder, die unterschiedlicher kaum sein könnten, dem wahren Geheimnis des Steins auf die Spur: Er ist der Schlüssel zu einer anderen Daseinsform, einer Welt der Vollkommenheit, einer Ekstase jenseits aller Vorstellungskraft. So heißt es jedenfalls. Oder öffnet er die Pforten der Hölle?"

Fazit:
"Teufelsgold" ist das erste Buch von Andreas Eschbach, das ich gelesen habe. Da ich schon viel von diesem Autor gehört hatte, war ich entsprechend neugierig.

Optisch sehr gelungen finde ich das Cover: der goldene Druck, das haptische Quecksilber, das sich über das Weiß des Hintergrunds ergießt - ein Cover, das definitiv ins Auge sticht!

In das Geschehen findet man sehr schnell hinein, die Charaktere sind plastisch und nachvollziehbar beschrieben, die Neugier des Lesers wird direkt am Anfang geweckt - was will der Leser mehr? Der Lesefluss ist entsprechend gut, die Seiten fliegen anfangs nur so dahin. Eingestreut in die Handlung rund um Hendrik und das Geschehen, in das er hineingerät, sind immer wieder Szenen aus Büchern, die Hendrik liest. Da diese ebenfalls sehr spannend sind, ist man mitunter hin- und hergerissen, wo genau man gern weiter verweilen würde. Aufgrund des interessanten Plots ist mir erst nach gut der Hälfte des Buches aufgefallen, dass auf dem Cover eigentlich ein "Thriller" versprochen war. Wie gesagt, es liest sich spannennd und sehr interessant, aber von einem Thriller erwarte ich mir dennoch anderes. Im Endeffekt störte mich dies aber nicht, wollte ich doch wissen, wie es Hendrik weiter ergehen würde.

Überhaupt Hendrik: Ich erlebe es selten, dass mir ein Buch, dessen Hauptprotagonisten ich zunehmend unsympathisch finde, dennoch so gut gefällt. Hendrik ist ein Getriebener....immer auf der Suche nach mehr und nie zufrieden mit dem Status quo. Das nimmt Dimensionen an, dass man ihn nehmen und schütteln mag, bis er zur Vernunft kommt...

So vergehen gut 350 Seiten des Buches, der Leser fragt sich, worin all dies gipfeln mag und dann geschieht es.....was bisher eine spannende Schnitzeljagd bzw. eher eine Suche nach dem Heiligen Gral war, dessen Entwicklungen und Vorkommnisse man aber immer noch irgendwie logisch erklären hätte können, wird urplötzlich eine Utopie. Die letzten 150 Seiten sind so unwirklich und ins Reich des Fantasy oder Science-Fiction gehörig, dass sie mir fast das ganze vorherige Vergnügen genommen haben - das Ende selbst ließ mich dann auch eher unbefriedigt zurück.

Ein Roman, der ein Thriller sein wollte (warum eigentlich?) und dessen Anziehungskraft und Spannung, über zwei Drittel hervorragend aufgebaut, dann leider von einem utopischen Ende zu etwas Halbgarem degradiert wurden.

Dennoch hat mich der Schreibstil von Andreas Eschbach sehr positiv eingenommen, sodass ich sicher noch etwas von ihm lesen werde.

Vielen Dank an die Bastei Lübbe und  für diesen Ausflug in die Welt der Alchemisten.

Andreas Eschbach
"Teufelsgold"
ISBN: 978-3-7857-2568-9
nähere Informationen hier

Samstag, 29. Oktober 2016

[Rezension] Virginia Bischof - Das Dritte Triumvirat - Die Auferstehung

Kurzbeschreibung:
"Caesar, Cicero und Marcus Antonius sind von den Toten auferstanden. Nach einem ersten Schock versuchen die Triumviri, ihre Vergangenheit zu verarbeiten und mit der Zukunft, die zu ihrer neuen Gegenwart geworden ist, fertigzuwerden. Dass dieses ein schwieriges Unterfangen ist, wird bald deutlich. Denn ihr Start ist die Flüchtlingsinsel Lampedusa..."

Fazit:
"Das Dritte Triumvirat - Die Auferstehung" ist der erste Band von Virginia Bischofs Reihe um Caesar, Cicero und Marcus Antonius. Derzeit schreibt die Autorin am dritten Band, der zweite "Das Dritte Triumvirat - Caesars Gallischer Frieden" ist bereits erhältlich.

Mich hat die Idee fasziniert: Drei Römer des Imperium Romanum landen plötzlich unvorbereitet in der Gegenwart - wie finden sie sich dort zurecht und wie empfinden sie die aktuelle Zeit?

Ein gewisses Interesse bzw. grundlegende Vorkenntnisse bezüglich der Zeit, in der unsere drei Hauptprotagonisten gelebt haben, sind für das Verständnis sicher hilfreich und wer einigermaßen profunde Lateinkenntnisse hat, wird auch mit den immer wieder eingestreuten lateinischen Sätzen kein Problem haben. Da es im Anhang aber ausführliches Glossar gibt, kann natürlich auch jeder andere die entsprechenden Übersetzungen nachschlagen.

Der Fokus in diesem Buch liegt bei Caesar, aus seiner Sicht werden die Ereignisse geschildert, wobei in weiten Teilen auch Cicero und Marc Anton zu Wort kommen. Sehr gelungen fand ich, dass Virginia Bischof die persönlichen Eigenheiten der drei übernommen hat, wodurch unsere alten Römer sehr schön ausgestaltete, plastische Persönlichkeiten erhielten.

Der Lesefluss ist ganz allgemein sehr gut, langweilig wird es ganz und gar nicht, auch wenn ich es interessant gefunden hätte, wie die drei selbst aus irgendwelchen Schwierigkeiten herausgekommen wären - die Handlung sieht allerdings vor, dass ihnen im entscheidenen Moment immer jemand zur Hilfe eilt.

Caesar und seine Leidensgenossen sind in diesem Band damit beschäftigt, sich geschichtlich und politisch auf den aktuellen Stand zu bringen - was den ein oder anderen Schock für sie bedeutet... Ich selbst habe mich immer wieder gefragt, was genau nun ihre gegenwärtige Bestimmung sein soll - so weit kamen sie aber in "Die Auferstehung" nicht, sodass ich diesbezüglich auf "Caesars Gallischer Frieden" hoffe.

"Das Dritte Triumvirat - Die Auferstehung" ist eine unterhaltsame, gut recherchierte Lektüre für geschichtsinteressierte Leser, die in der Vorstellung der alten Römer in der Gegenwart ein ähnlich unterhaltsames Gedankenspiel sehen wie ich.

Virginia Bischof
"Das Dritte Triumvirat - Die Auferstehung"
ISBN: 978-3-945769-52-2
erschienen im swb Verlag

Samstag, 22. Oktober 2016

[Rezension] Sandra Florean - Die Seelenspringerin - Abgründe [ebook]

Kurzbeschreibung:
"Tess verfügt über die unkontrollierbare Gabe, in das Bewußtsein übernatürlicher Wesen zu springen. Ein Albtraum für die junge Frau, da sie dabei Zeuge von Gewaltverbrechen wird, die sie jedoch nie verhindern kann. Mit einem Mal häufen sich die Sprünge und Tess ahnt, dass das kein Zufall sein kann. Sie vertraut sich dem Polizisten Jim an und hilft ihm schließlich bei der Aufklärung der Morde. Dadurch begibt sie sich so tief in die Welt der Übernatürlichen, dass sogar der Vampirgebieter Octavian auf sie und ihre Kräfte aufmerksam wird..."

Fazit:
Zugegeben, ich war skeptisch, ob "Die Seelenspringerin" ein Buch für mich ist. Ebenfalls zugegeben, das schreibe ich bei jedem Buch von Sandra Florean... Das liegt vor allem daran, dass grundsätzlich Vampire in ihren Geschichten vorkommen und ich generell kein Vampirfan bin. Davon allerdings hat mich die Autorin schon mit ihrer "Nachtahn"-Reihe kuriert - mittlerweile sage ich nur, dass ich wählerisch bei Vampirgeschichten bin... Der Vampirfaktor war also kein Hinderungsgrund. Allerdings wusste ich bereits vor dem Lesen, dass auch weitere übernatürlich Wesen, wie Dämonen und Gestaltwandler, an der Handlung beteiligt sind - und mit denen kann ich noch viel weniger anfangen als mit Vampiren.

Dem gegenüber stand allerdings die Idee, dass Wesen wie Vampire, Dämonen, Gestaltwandler, etc. Teil des normalen öffentlichen Lebens sind - mal mehr, mal weniger offensichtlich. Und Tess' Gabe, in das Bewußtsein dieser Wesen zu springen - ungewollt, unkontrolliert und nicht verhinderbar. Das machte mich so neugierig, dass ich "Die Seelenspringerin" gern kennenlernen wollte.

Der Rest ist schnell erzählt: Aus "Nur mal eben in die ersten Seiten hineinlesen" wurde direkt die Hälfte des Buches und den kommenden Tag lebte ich in der Erwartung, den Rest lesen zu können! Entsprechend brauche ich zum Lesefluss wenig sagen - hervorragend! Die Charaktere sind bildhaft und authentisch und - wie bei den bisherigen Büchern von Sandra Florean - einfach so, dass sie einem direkt in Herz springen und man schon allein deshalb weiterlesen muss, um mitzuerleben, wie es ihnen ergeht! Die Handlung selbst macht nicht nur neugierig und nimmt den Leser direkt mit, auch die Spannung kommt nicht zu kurz.

Obwohl ich auch nach diesem Buch mit Gestaltwandlern (den Werhasen mal ausgenommen ;-) ) nicht viel mehr anfangen kann, bin ich sehr froh, dass dieses Buch nur der Auftakt zur Reihe "Die Seelenspringerin" war und ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung!

Sandra Florean
"Die Seelenspringerin - Abgründe"
erschienen im Drachenmond Verlag

Mittwoch, 19. Oktober 2016

[Rezension] Simon Beckett - Totenfang [David Hunter 5]

Kurzbeschreibung:
"Die Gezeiten spülen einen Toten auf eine schlammige Sandbank in den Backwaters, einem abgelegenen Mündungsgebiet in Essex. Die Wasserleiche ist stark verwest, Hände und Füße fehlen. Das Gesicht ist nicht mehr zu erkennen. Trotzdem glaubt die Polizei zu wissen, um wen es sich handelt: Ein junger Mann aus dem Ort ist seit Wochen verschwunden, alles deutet auf Selbstmord hin. Doch dem forensischen Anthropologen Dr. David Hunter kommen Zweifel, als am nächsten Tag ein Fuß geborgen wird. Denn der gehört zu einer anderen Leiche, da ist er sich sicher. Kurz darauf treibt ein weiterer Toter im Wasser..."

Fazit:
"Totenfang" ist der fünfte Teil von Simon Becketts Reihe um den forensischen Anthropologen Dr. David Hunter und fügt sich optisch nahtlos in das monochrome Coverbild der Vorgänger ein. Zum Verständnis dieses Buches ist es nicht notwendig, die vorangegangenen Teile gelesen zu haben, da die Fälle in sich abgeschlossen sind und jedes Buch in einer anderen - meist verlassenen - Gegend Englands spielt, sodass keine Überschneidungen bei den Protagonisten stattfinden. Dennoch ist es natürlich immer schöner, bei einer Reihe von Anfang an dabei zu sein.

Fans von Dr. Hunter mussten über fünf Jahre auf eine Fortsetzung der Reihe warten und aufgrund aktueller Erfahrungen war ich etwas unsicher, ob sich daraus etwas Gutes entwickelt haben könnte...

David Hunter ist forensischer Anthropologe und in seinem Metier eine Koryphäe - im Umgang mit anderen Menschen sieht es da ganz anders aus und so stolpert David Hunter auch diesmal wieder ungeplant mitten in die größten Verwicklungen...

Der Lesefluss ist sehr gut - über mehr als 500 Seiten erschafft Simon Beckett im Kopf des Lesers ein Puzzle, bei dem immer irgend etwas nicht zu passen scheint. Kaum denkt man, eine Ahnung zu haben, in welche Richtung sich die ganze Angelegenheit entwickelt, gibt es neue Erkenntnisse, die wieder alles durcheinander wirbeln. Auch der Spannungsbogen ist gekonnt aufgebaut: weder in der eigentlichen Mordermittlung noch in der persönlichen Nebenhandlung kommt irgendeine Form von Langeweile oder Gleichförmigkeit auf, zumal beides sich überlappt. Und gerade, wenn man glaubt, dass alles aufgedeckt wurde, lässt der Autor die nächste Bombe platzen und alles ist doch anders, als es schien.

"Totenfang" hat alles, was ich von einem guten Thriller erwarte: eine anspruchsvolle Handlung, viel Spannung und Miträtseln und eine überraschende Auflösung - spannend und mitreißend bis zur letzten Seite!

Simon Beckett
"Totenfang"
ISBN: 978-3-8052-5001-6
erschienen bei Wunderlich

[Rezension] Petra Durst-Benning - das Weihnachtsdorf

Kurzbeschreibung:
"Es ist Anfang Dezember im malerischen Allgäu. Maierhofen liegt friedlich im Schnee, Kerzenlicht funkelt in den Häusern. Der Trubel des Sommers ist längst vorbei, das große Kräuter-der-Provinz-Festival nur noch eine schöne Erinnerung. Langweilig wird es im Genießerdorf jedoch nicht, denn der erste Weihnachtsmarkt steht bevor. Wenn es nach Werbefrau Greta geht, haben dort Plastiknikoläuse und billiger Glühwein nichts verloren. Wird es aber den Maierhofenern gelingen, das Wahre und Gute in den Winter hinüberzuretten?"

Fazit:
Die Geschichte über Maierhofen und seine Bewohner schließt direkt an "Kräuter der Provinz" an, allerdings muss man dieses dafür nicht unbedingt gelesen haben. Die Handlung an sich ist abgeschlossen und alles zum Verständnis notwendige erfährt man hier. Trotzdem würde ich dazu raten, "Kräuter der Provinz" zu lesen, da dort viel ausführlicher die einzelnen Bewohner und ihre Hintergründe erklärt werden - das geht aber sicher auch, nachdem man "Das Weihnachtsdorf" gelesen und so schon einen Eindruck gewonnen hat.

Optisch hat "Das Weihnachtsdorf" viel zu bieten, so wurde nicht nur der Schutzumschlag liebevoll gestaltet, auch Einband und Deckseiten, sowie die Kapitelanfänge fallen ins Auge. Darüber hinaus folgt auf die Geschichte an sich ein ausführlicher Anhang mit Rezepten und Tipps rund um die Advents- und Weihnachtszeit, zugeschnitten auf einzelne Bewohner Maierhofens.

Aber genug vom drumherum: In Maierhofen ist der Alltag zurück und wie man es bereits aus "Kräuter der Provinz" kennt, ist dort - wie im wahren Leben - nicht alles eitel Sonnenschein, sondern die Protagonisten haben sich mit großen und kleinen Problemen herumzuschlagen. Gewohnt lebensecht sind die Einwohner des Genießerdorfes gestaltet, sodass man sich mit ihnen identifizieren und/oder einfach so mitfühlen kann.

Der Lesefluss ist sehr gut, was ich ehrlich gesagt auch so erwartet habe - anders habe ich es bei Petra Durst-Benning noch nicht erlebt.
Einziger Kritikpunkt meinerseits ist die Kürze der Geschichte: knapp 170 Seiten Maierhofener Leben, das reicht für nicht mehr als einen Nachmittag Leseunterhaltung...

Für einen abwechslungsreichen Lesenachmittag oder -abend, gerade in Hinblick auf die kommende Winterzeit, ist "Das Weihnachtsdorf" genau die richtige Lektüre!

Petra Durst-Benning
"Das Weihnachtsdorf"
ISBN: 978-3-7645-0598-1
erschienen bei blanvalet

Donnerstag, 13. Oktober 2016

[Rezension] Sylvia Day - Crossfire - Vollendung [Crossfire 5]

Kurzbeschreibung:
"Gideon und Eva - der reiche, attraktive Geschäftsmann und seine junge Ehefrau sind verbunden durch ein verzweifeltes Verlangen, eine grenzenlose Liebe und das Versprechen für die Unendlichkeit. Mittlerweile hat Gideon sich ganz auf Eva eingelassen, und es scheint, als könne sie nichts mehr trennen. Doch ihre Entscheidung für die Liebe war nur der Anfang. Für diese Liebe zu kämpfen wird sie entweder befreien... oder zerstören."

Fazit:
Mit "Crossfire - Vollendung" findet auch Sylvia Days Reihe um Eva und Gideon ihr Ende.

Zum Verständnis muss man nicht jeden einzelnen Band gelesen haben, aber ein, zwei sollten es schon sein, da man einige Dinge sonst nicht nachvollziehen kann.

Gerade im dritten und vierten Band ging mir das hin und her von Eva und Gideon schon beinahe auf die Nerven und wäre mit dem fünften Band nicht der Abschluß der Reihe erschienen, ich weiß nicht, ob ich ihn gelesen hätte. Da aber klar war, dass dies nun zu irgendeinem Ende führen würde, musste ich dieses natürlich erfahren.

In weiten Teilen des Buches bekommt der Leser das, was er erwartet hat: Gideon und Eva, Eva und Gideon, die mittlerweile deutlich besser miteinander können als zu Anfang. Das mentale Tauziehen umeinander findet nur noch in Anflügen statt. Dennoch ist nicht alles eitel Sonnenschein, da die ein oder andere Bedrohung von außen droht.

Wie gewohnt findet man gut in das Buch hinein und schlussendlich kann man als Leser Gideon, Eva und Cary nur gern haben! Soweit gab es keine Überraschung, dafür aber viel gute Leseunterhaltung. Dann allerdings schlägt ein Ereignis wie der Blitz ein - mich zumindest hat diese Entwicklung sehr überrascht und die Entwicklungen, die damit einhergehen bzw. die dieses nach sich zieht, sorgen dafür, dass die letzten einhundert Seiten des Buches nicht nur unterhaltsam, sondern auch ziemlich spannend sind.

Neben Spannung und Unterhaltung gibt es natürlich auch das ein oder andere erotische Techtelmechtel der beiden, sodass man auch darauf im letzten Band nicht verzichten muss - allerdings merkt man deutlich, dass dies nicht mehr der Problemverdrängung oder -bewältigung dient, entsprechend geringer ist der Stellenwert.

"Crossfire - Vollendung" ist der stimmige und gelungene Abschluß der Geschichte von Gideon und Eva, die einen weiten Weg zurückgelegt haben, gerade, wenn man bedenkt, dass vom ersten bis zum letzten Buch nur ein knappes Vierteljahr vergangen ist.

Ich hoffe, Sylvia Day wird die Leser weiterhin mit derartigen Protagonisten in Berührung bringen!

Sylvia Day
"Crossfire - Vollendung"
ISBN: 978-3-453-54580-9
erschienen bei Heyne

[Rezension] Anne Heerlein - Echo [ebook]

Kurzbeschreibung:
"Ein alter Ford, zwei Menschen und 1.600 Meilen zwischen Kanada und Texas. Noch bis vor kurzem hätte Elizabeth nicht gedacht, dass sie allzu bald diese Reise antreten würde, um zum ersten Mal Nathans Familie zu begegnen. Und eigentlich wäre dieser auch durchaus froh, dass seine Freundin einen weiteren Beziehungsmeilenstein mit ihm wagen will.

Eigentlich... Denn in Winters hat er vor sechs Jahren mehr zurückgelassen als nur sein Elternhaus. Dort lebt noch immer jenes Fragment seiner Vergangenheit, vor dem seine Familie ihn nicht davonlaufen lässt. Und von dem er nie wollte, dass Elizabeth ihn kennenlernt."

Fazit:
Der Leser startet zusammen mit Liz und Nathan einen Roadtrip - von Kanada bis ins weit entfernte Texas. Die Handlung wird abwechselnd aus Liz' und Nathans Perspektive erzählt und durch Rückblenden erfährt man, wie die beiden zueinander gefunden haben. Doch die Fahrt ist nur der eine Teil - in Winters, Texas angekommen, lauern die Geister der Vergangenheit...

Man findet gut in die Geschichte hinein, lernt Nathan und Liz kennen und hat sie automatisch gern - ein sympathisches Pärchen, bei dem allerdings schnell klar wird, dass beide irgend etwas mit sich rumschleppen.

Im Verlauf der Handlung wird leider schon deutlich, worum es sich bei Nathan handelt, da hätte ich mir ein größeres Überraschungsmoment gewünscht, so ähnlich wie bei Liz' Offenbarung.

Scheint "Echo" anfangs ein Beziehungsroman zu sein, wird später klar: es geht tatsächlich um Beziehungen, aber nicht allein um die von Liz und Nathan zueinander, sondern auch um Beziehungen innerhalb von Familien. Und man erkennt, dass man nur soviel von jemandem weiß, wie er einen sehen lässt...

Abgesehen davon, dass man meines Empfindens zu früh weiß, was bei Nathan los ist, kann ich nichts kritisches zu "Echo" sagen - unterhaltsam am Anfang, wird es im weiteren Verlauf aufwühlend und mitunter ist man wütend auf den ein oder anderen Protagonisten, was nur zeigt wie lebensecht diese gezeichnet wurden - ein lesenswerter Roman über soziale Verflechtungen und die Bürde, die diese sein können.

Anne Heerlein
"Echo"
ISBN: 978-1535070478

Freitag, 7. Oktober 2016

[Rezension] Cody McFadyen - Die Stille vor dem Tod

Kurzbeschreibung:
"An einem kalten Oktobertag werden Smoky Barrett und ihr Team nach Denver, Colorado gerufen. Im Haus der Familie Wilton ist Schreckliches geschehen: Die gesamt fünfköpfige Familie wurde ermordet, und der Täter hat durch eine mit Blut geschriebene Botschaft Smoky mit der Lösung des Falles beauftragt. Doch das Unheil ist weit größer, denn die Wiltons sind nicht die einzigen Opfer. Insgesamt drei Familien wurden in der gleichen Nacht und in unmittelbarer Nähe voneinander getötet. "Komm und lerne", lautet die Botschaft an Smoky. Es wird ein grausamer Lernprozess, das Böse in seiner reinsten Form, in seiner tiefsten Abgründigkeit zu spüren. Smoky gelangt an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Und weit darüber hinaus."

Fazit:
Wie viele andere Leser habe ich lange auf die Fortsetzung von Cody McFadyens Reihe um die FBI-Agentin Smoky Barrett gewartet. Entsprechend gespannt war ich, was dieses Mal auf Smoky und ihr Team lauert.

Die Handlung beginnt gewohnt spannend - ein grausiger Tatort, der viele Fragen aufwirft. Anschließend überschlagen sich die Ereignisse und man ist gespannt, wie das alles zusammenhängt. Dann allerdings folgen ewig lange Passagen von Traumerzählungen von Smoky, von ihrem inneren Selbst, gefolgt von einem endlosen Gespräch mit ihrem Therapeuten. Die Geduld und das Durchhaltevermögen werden in diesem - weite Teile des Romans umspannenden - Part auf eine sehr harte Probe gestellt.

Das letzte Drittel des Buches dann ist rasant, spannend, mitreißend - genau SO, wie wir es bisher von ganzen Büchern Cody McFadyens gewohnt waren! Gut, mit der Realitätslupe darf man nicht an die Handlung gehen - eine derartige Verschwörung erscheint zumindest meiner naiven Meinung nach höchst fragwürdig, aber das hätte ich verziehen, wenn denn das ganze Buch mich mitgenommen hätte! Dass dann am Ende klar ist, dass es mindestens einen weiteren Teil geben muss, um das Rätsel zu lösen und dem Leser nur ein kleiner Appetithappen hingeworfen wird, von dessen Verwicklung ich sowieso schon lange überzeugt war, hat den bitteren Nachgeschmack nicht wirklich gemildert.

Ja, ich werde auch das nächste Buch lesen, allein schon aus meiner Neugier heraus, wer die wirklich Bösen sind und wie alles zusammenhängt, aber "Die Stille vor dem Tod" lässt mich schon sehr unbefriedigt zurück.

Cody McFadyen
"Die Stille vor dem Tod"
ISBN: 978-3-7857-2566-5
erschienen bei Bastei Lübbe

Dienstag, 4. Oktober 2016

[Rezension] John Connell - Winter der Toten

Kurzbeschreibung:
"München nach dem Krieg: Die Stadt liegt in Trümmern, die Menschen hungern und frieren. Die amerikanische Militärpolizei geht gegen Plünderungen und den Schwarzmarkt vor. Chief Warrant Officer Mason Collins jedoch hat einen ganz anderen Auftrag: Er muss einen Serienkiller jagen. Dessen erstes Opfer wurde in den Ruinen einer Fabrik gefunden - der Leichentorso aufgeschlitzt und an der Decke aufgehängt. Dann tauchen weitere Tote auf, auch ihre Körper sind grausam zugerichtet. Schnell wird klar, dass der Mörder über chirurgische Kenntnisse verfügt. Mason glaubt, dem Täter langsam näher zu kommen - doch dieser spielt ein perfides Spiel mit dem Ermittler..."

Fazit:
"Winter der Toten" ist der Auftakt zu einer Reihe um den amerikanischen Ermittler Mason Collins. Neugierig auf dieses Buch hat mich vor allem gemacht, dass es nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs spielt - einen Thriller in diesem historischen Umfeld habe ich bisher noch nicht gelesen.

Dass John Connell ursprünglich Kameramann war, also ein Auge für die Optik und Details hat, merkt man diesem Buch deutlich an: Wirklich bildhaft entstehen die ausgebrannten Ruinen Münchens vor dem inneren Auge des Lesers, die Not der Menschen ist mit Händen greifbar, ebenso das Misstrauen der Deutschen gegenüber der Besatzungsmacht. Und in all diesen sozialen und politischen Wirren macht sich Mason Collins auf, ein Monster zu jagen.

Diese Buch hat mir aus zwei Gründen bzw. aus dem Zusammenspiel dieser Gründe so gut gefallen: da ist zum einen natürlich die Handlung an sich - Mason als Ermittler ist schon einmal eine erstklassige Besetzung: intelligent, mit einer Vergangenheit, die ihn immer wieder einholt, einem Unvermögen sich dauerhaft in Hierarchien einzufügen, was in der Army natürlich nicht auf Wohlgefallen stößt. Dazu ein sehr guter Spannungsaufbau mit der ein oder anderen Finte für Ermittler und Leser und plastischen Beschreibungen der Tatorte, die schon eine Gänsehaut verursachen können.

Dazu die historische Kulisse und die Zeit, zu der Mason ermittelt: Die Gräuel der SS, die Nürnberger Prozesse, etc. - all dies hat seinen Platz in "Winter der Toten" gefunden und erzeugt einen Schmelztiegel der unterschiedlichsten Emotionen.

Ich bin froh, dass es sich um den Auftakt einer Reihe handelt - zu gern begleite ich Mason Collins auch bei seinem nächsten Fall.

John Connell
"Winter der Toten"
ISBN: 978-3-442-48402-7
erschienen im Goldmann Verlag

[Rezension] Joanne K. Rowling - Harry Potter und das verwunschene Kind

Kurzbeschreibung:
"Es war nie leicht, Harry Potter zu sein - und jetzt, als überarbeiteter Angestellter des Zaubereiministeriums, Ehemann und Vater von drei Schulkindern, ist sein Leben nicht gerade einfacher geworden.
Während Harrys Vergangenheit ihn immer wieder einholt, kämpft sein Sohn Albus mit dem gewaltigen Vermächtnis seiner Familie, mit dem er nichts zu tun haben will. Als Vergangenheit und Gegenwart auf unheilvolle Weise miteinander verschmelzen, gelangen Harry und Albus zu einer bitteren Erkenntnis: Das Dunkle kommt oft von dort, wo man es am wenigsten erwartet."

Fazit:
Wie viele andere habe ich mich gefreut, dass es nach Jahren der Abstinenz doch wieder eine neue Geschichte über unseren Lieblingszauberer gibt - auch wenn in dieser Geschichte ganz klar Albus im Vordergrund steht und das auch gut so ist.

Aber ebenso war natürlich die Skepsis vorhanden, ob nach all dieser Zeit eine Weitererzählung noch mitreißen kann...

"Harry Potter und das verwunschene Kind" ist ein Theaterstück und auch als solches geschrieben. Theaterstücke sind, wie auch Verfilmungen, gewissen Grenzen unterworfen, die ein normales Buch nicht kennt. Aus diesem Grund finde ich es gut, dass durch die Schreibweise beim Lesen immer wieder daran erinnert wird, dass wir es mit einem Stück zu tun haben - natürlich hätte man in einem herkömmlich geschriebenen Buch viel mehr hineinnehmen und weiter ausführen können und ja, das hätte mir sehr gut gefallen!

Aber trotz meiner Buchvorliebe hat mich die Geschichte um Albus und auch Scorpius, den Sohn von Draco Malfoy und Albus' besten Freund, mitgenommen - zurück in die Welt jenseits des Muggeltums. Die Charaktere sind in diesem Buch authentisch im Vergleich zu den bisherigen - die bekannten Charaktere bleiben sich treu und die neuen passen lückenlos in die Handlung. Die Geschichte an sich ist sowohl berührend als auch interessant und spannend - leider ist ein Theaterstück auch in der Länge begrenzt, weshalb man die etwas über 300 Seiten sehr schnell gelesen hat.

Insgesamt ist "Harry Potter und das verwunschene Kind" ein wunderbarer Ausflug in Harrys Welt und die Möglichkeiten, die einem Theaterstück zur Verfügung stehen, wurden sehr gut genutzt und umgesetzt, sodass der Leser wirklich gut unterhalten wird.

Joanne K. Rowling
"Harry Potter und das verwunschene Kind"
ISBN: 978-3-551-55900-5
erschienen bei Carlsen