Bücher

Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne.
-
Jean Paul

Montag, 27. Juni 2016

[Rezension] Nora Roberts - Im Sturm des Lebens

Kurzbeschreibung:
"Gemeinsam mit Tyler MacMillan, den sie seit ihrer Kindheit kennt und noch nie sonderlich leiden konnte, soll Sophia Giambelli die Leitung der Weinfirma ihrer Großmutter übernehmen. Heftige Streitigkeiten bestimmen die widerwillige Zusammenarbeit. Da tauchen Weine des Unternehmens auf, die vergiftet sind - plötzlich ist nicht nur das Lebenswerk von zwei Familien, sondern vor allem das Leben unschuldiger Menschen bedroht. Sophia muss sich entscheiden, wem sie vertrauen will."

Fazit:
"Im Sturm des Lebens" ist ursprünglich 2001 erschienen und wurde aktuell vom Diana Verlag neu aufgelegt.

Zu Nora Roberts als Autorin braucht man sicher nicht mehr viel zu sagen - die einen lieben ihre Bücher, für andere sind es seichte Schmonzetten.
Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass sie eine sehr vielseitige Autorin ist und man ihre Bücher generell nicht verallgemeinern kann. Einige sind mir persönlich auch zu seicht und stereotyp, sodass ich sie nicht weiterlesen mag, andere hingegen sind nicht nur unterhaltsam, sondern mitunter auch so spannend und interessant, dass man das Buch nicht weglegen kann.

Bereits nach wenigen Seiten wusste ich, zu welcher Kategorie "Im Sturm des Lebens" gehört! Nora Roberts enführt uns ins Napa Valley, dem bekanntesten Weinanbaugebiet der Vereinigten Staaten. Und auch wenn im Klappentext vor allem von Sophia die Rede ist, haben wir es hier mit einer ganzen Dynastie zu tun, die vor allem aus Frauen besteht - und genau das ist es, was Frau Roberts so gut beherrscht wie kaum jemand: das Leben einer Familiendynastie generationenübergreifend zu beschreiben - mit vielen unterschiedlichen Charakteren, die alle ihre guten und weniger guten Seiten haben und jeder mit seinem eigenen Leben zu kämpfen hat. Die Familie Giambelli ist ihr in dieser Hinsicht hervorragend gelungen. Dazu der ein oder andere männliche Charakter, der entweder hinreißend und gut oder hinreißend und böse ist, dazu eine Story, die viel Raum für Intrigen, Bösartigkeiten und Fallstricke lässt - schon hat man einen Roman, den der Leser trotz mehr als 650 Seiten nicht aus der Hand legen mag!

Mit "Im Sturm des Lebens" hat Nora Roberts einmal mehr gezeigt, warum ihre Bücher weltweit millionenfach verkauft werden!

Nora Roberts 
"Im Sturm des Lebens"
ISBN: 978-3-453-35905-5
erschienen im Diana Verlag

Sonntag, 26. Juni 2016

[Rezension] Sarah Saxx - Ein Kuss für Clara [Greenwater Hill 2]

Kurzbeschreibung:
"Clara Fontaine, Bürgermeisterin des malerischen Städtchens Greenwater Hill, steht vor einer schwierigen Aufgabe: Die Einwohnerzahl muss steigen - sonst ist sie nicht nur ihren Job los, sondern ihre geliebte Heimat fällt auch noch dem schmierigen Bürgermeister des Nachbarorts in die Hände.
Doch das Wiedersehen mit ihrem ehemaligen Schulkollegen Aiden Fletcher, der sich auf liebeswerte Weise in ihr Herz schleicht, bringt Abwechslung in ihren gestressten Alltag. Und durch eine glückliche Fügung rückt auch die Rettung der Stadt und ihres Amtes in greifbare Nähe. Alles scheint perfekt, bis Clara feststellen muss, dass Aiden nicht der ist, für den sie ihn gehalten hat. Diese Erkenntnis wirbelt nicht nur ihr Liebesleben durcheinander, sondern gefährdet auch ihre berufliche Mission..."

Fazit:
"Ein Kuss für Clara" ist der zweite Teil von Sarah Saxx Reihe um das Örtchen Greenwater Hill. Dass man diesen auch unabhängig vom ersten Teil lesen kann, kann ich hiermit aus eigener Erfahrung bestätigen. Allerdings muss ich ebenso darauf hinweisen, dass man anschließend das dringende Bedürfnis hat, diesen ersten Teil nachzuholen...

Auch Leser der "A Place to Remember" - Reihe können sich freuen, denn es gibt ein kurzes Wiedersehen mit Chloe und Hugh, und Clara selbst kennt man zumindest ja telefonisch bereits.

Aber bekannt oder nicht - Clara und Aiden ziehen den Leser so oder so in ihren Bann. Das Städtchen Greenwater Hill ist die perfekte Kulisse und auch der ein oder andere Nebenprotagonist ist nicht von schlechten Eltern.

Der Lesefluss ist sehr gut und man sollte von vornherein genug Zeit einplanen, denn man mag das Buch vor der letzten Seite nicht weglegen - danach eigentlich auch nicht...

Die Hauptprotagonisten sind sehr lebensecht gezeichnet, sodass der Leser sie in Herz schließt, mit ihnen fühlt und leidet und fiebert und ihnen von Herzen alles Gute wünscht. Der Schreibstil von Sarah Saxx ist locker, leicht und luftig, was man tunlichst nicht mit seicht verwechseln sollte. Denn sie schafft genau das, was man sich von einer Chick-lit-Autorin erhoffen kann: Den Leser mitzunehmen, ihn für begrenzte Zeit in das Leben von Aiden und Clara blicken und an das Wunder der Liebe glauben zu lassen.

Die perfekte Lektüre, wenn man etwas für Herz und Seele braucht oder einfach dem Alltag entfliehen möchte.

"Ein Kuss für Clara" erscheint am 28. Juni 2016 als Ebook exklusiv auf Amazon und als Taschenbuch, erhältlich im Buchhandel.

Sarah Saxx
"Ein Kuss für Clara"
für weitere Informationen zur Autorin und ihren Büchern Klick

Freitag, 24. Juni 2016

[Rezension] Chris Carter - I am death - Der Totmacher

Kurzbeschreibung:
"Vor dem Los Angeles International Airport wird eine brutal zugerichtete Leiche gefunden. In ihrem Hals steckt ein Zettel mit einer Botschaft: Ich bin der Tod. Profiler Robert Hunter ist der Einzige, der den Täter finden kann. Bald fasst er einen Verdächtigen. Doch da taucht eine weitere Leiche auf. Hunter hat den Falschen. Und der Mörder hat gerade erst begonnen..."

Fazit:
Möglicherweise leide ich unter Amnesie...denn beim erneuten Durchlesen des Klappentextes frage ich mich noch immer, wo dieser Verdächtige war, den Robert fasst....er hat einen Verdächtigen im Visier und sucht ihn...aber wen fasst er denn??

Über Chris Carters Reihe um Robert Hunter braucht man kaum noch etwas sagen - wer die Reihe tatsächlich noch nicht kennt - kaum vorstellbar.. - sollte auf jeden Fall mit dem ersten Teil beginnen. Zwar sind die Fälle der einzelnen Bücher jeweils abgeschlossen, aber schon allein um die Person Robert Hunter besser zu verstehen, ist es angeraten, am Anfang zu beginnen.

Mit den deutschen Titeln der Reihe stehe ich ja schon länger auf Kriegsfuß, daran ändert auch der aktuelle Teil nichts. Denn wenn man mal kleinkariert sein will - der deutsche Untertitel "Der Totmacher" relativiert den Originaltitel "I am death" ja eigentlich - denn der Mörder sagt, er sei der personifizierte Tod - das ist doch noch eine ganz andere Liga als ein "Totmacher", oder?

Nachdem Carter mit "Die stille Bestie" ein wenig aus seinen gewohnten Bahnen ausgeschert war - "Die stille Bestie" ist ja sowohl inhaltlich als auch schauplatztechnisch eine Ausnahme, die sich so sicher auch nicht wiederholen lässt - haben wir mit "I am death" wieder einen typischen Carter - dies ist keine Kritik, sondern ein Gütesiegel! Denn wie gewohnt fängt Carter den Leser auf den ersten Seiten ein und lässt ihn bis zum Schluß nicht mehr gehen - und auch der Aha!-Effekt, den eigentlich jedes seiner Bücher bietet, wurde hier nicht vergessen!

Entsprechend habe ich am Inhalt des Buches auch nichts zu kritisieren - nein, überhaupt nichts - Carter liefert, was der Leser erwartet: Spannung, Spannung, Spannung - nur allzu zart besaitet darf man nicht sein.

Auch dieser Carter wieder ein klares Highlight!

Chris Carter
"I am death - der Totmacher"
ISBN: 978-3-548-28713-3
erschienen bei Ullstein

[Rezension] Robyn Carr - Frühlingsgefühle in Thunder Point

Kurzbeschreibung:
"Nie hätte Mac gedacht, dass er sich in seine beste Freundin Gina verlieben könnte. Zusammen haben sie bereits einige harte Zeiten durchgestanden. Doch auf einmal klopft sein Herz schneller, wenn er Gina nur anschaut. Nach einem heißen Kuss weiß er endlich, dass sie seine Gefühle erwidert. Doch als Mac beginnt, sein neues Glück mit ihr zu genießen, kehrt seine Exfrau zurück nach Thunder Point - anscheinend enschlossen, wieder Teil seines Lebens zu werden..."

Fazit:
"Frühlingsgefühle in Thunder Point" ist der zweite Teil um das Städtchen Thunder Point und seine Bewohner. Nachdem mich der erste Teil nicht wirklich begeistern konnte, wollte ich der Reihe dennoch noch eine Chance geben - allerdings bin ich hinterher genauso schlau wie vorher.

Der Klappentext ist ein Beispiel dafür, dass Klappentexte nicht immer einen Überblick über das Geschehen geben - Mac und Gina sind ja bereits im ersten Teil zusammengekommen, sodass die Hälfte des Klappentextes bereits Vergangenheit ist.
Darüber hinaus klingt er so, als wären Gina und Mac Mittelpunkt des Geschehens und dies stimmt nur teilweise. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt - da gehören auch Gina und Mac zu - aber genauso Cooper, Sarah, Landon, Lou und andere.

Im ersten Teil des Buches dominiert der überbordende Liebeskummer von Ginas Teenagertochter Ashley. Das relativierte sich im weiteren Verlauf, was auch gut so war, denn ein ganzes Buch über Teenieliebeskummer hätte ich nicht gelesen. Typisch amerikanisch mutet wieder einmal der Therapiehang an, wo dann auch ein Mädchen mit Liebeskummer nicht um eine Therapie herumkommt...

Das weitere Geschehen findet dann verteilter über die Protagonisten statt und war durchaus unterhaltsam, gerade Macs Exfrau Cee Jay bringt ein wenig Leben ins Buch. Der Lesefluss war nach dem Ashley-Fokus gut und das Städtchen selbst ist mir mehr ans Herz gewachsen.

Insgesamt hat mir "Frühlingsgefühle in Thunder Point" besser gefallen als der erste Teil, kommt aber noch immer nicht an die Atmosphäre von Robyn Carrs "Virgin River"-Büchern heran.

Robyn Carr
"Frühlingsgefühle in Thunder Point"
ISBN: 978-3-95649-303-4
erschienen bei mtb

Donnerstag, 16. Juni 2016

[Rezension] Petra Schier - Körbchen mit Meerblick

Kurzbeschreibung:
"Überrascht starrt Melanie auf den Brief von Nachlassverwalter Alex Messner. Sie hat den gesamten Besitz ihrer Tante geerbt. Aber nach Lichterhaven ziehen? Auf keinen Fall. Trotzdem muss sie es sich wenigstens einmal ansehen, das ist sie ihrer Tante schuldig - und der jungen Hündin Schoki, deren Frauchen sie ab jetzt sein soll. Einen Sommer will Melanie in Lichterhaven verbringen. Und plötzlich beginnt sie sich dort richtig wohlzufühlen mit Schoki - und in der Gesellschaft von Alex."

Fazit:
Was braucht ein guter Chick lit - Roman? Eine leicht gestörte Hauptprotagonistin, einen gut aussehenden, intelligenten und handwerklich begabten Mann und das Wissen von Anfang an, dass diese beiden sich am Ende des Weges kriegen werden.

Wer meint, das sei ja viel zu langweilig, wenn man bereits am Anfang das Ende kennt, hat keine Ahnung von Chick lit. Denn es geht nicht darum, wer wen bekommt, sondern was bis dahin alles passiert, sodass der Leser sich entweder mit den Personen identifizieren, oder erleichtert aufseufzen kann, weil das Leben anderer - wenn auch fiktionaler - Personen noch chaotischer ist als das eigene.
Und auch, wenn Melanie mir in ihrer Reserviertheit mitunter etwas zu extrem war, hat Petra Schier mit ihren Hauptprotagonisten genau die richtige Grundlage geschaffen.

Ebenfalls wichtig ist natürlich die Kulisse des Romans, denn diese entscheidet mit über die Atmosphäre des Buches. Was liegt da näher als ein nettes Touristenörtchen am Meer? Gerade zur jetzigen Jahreszeit verschwindet der Leser mental doch gern an die See - auch wenn das Wetter dort mitunter stürmisch daherkommt.

Und auch nicht unerheblich trägt das Umfeld der Hauptpersonen zur Atmosphäre bei und in diesem Fall ist der Autorin gerade dieses Umfeld derart hervorragend gelungen, dass ich tatsächlich gern mal ein paar Wochen in Lichterhaven verbringen würde: Alex' Familie, vor allem sein Großvater, der gerade heraus und unverblümt sagt, was er denkt, die Nachbarn, denen nichts verborgen bleibt, die auf der anderen Seite aber auch gern Helfer in der Not sind und der Humor, der Zusammenhalt, aber auch die Ironie, die über all dem schwebt - Lichterhaven hätte ich gern als Schauplatz weiterer Romane!

Aber zurück zur eigentlich Geschichte: Der Lesefluss ist sehr gut, da man kaum erwarten kann, was als nächstes auf Melanie zu- oder ihr in den Sinn kommt. Alex selbst ist zwar eher harmlos, gleicht dies aber durch oben genannte Qualitäten durchaus aus.

Wie man es von Petra Schier gewohnt ist, sind die Protagonisten gut charakterisiert und so lebensecht, dass man meint, ihnen tatsächlich auf der Straße begegnen zu können, mit all ihren Vorzügen, aber auch Ecken und Kanten.

"Körbchen mit Meerblick" ist ein unterhaltsamer Roman, der den Leser - ob auf der Terrasse im Liegestuhl oder in einer Decke auf dem Sofa - mitnimmt an die See und ihn teilhaben lässt an Melanies Schnitzeljagd zu sich selbst.

Petra Schier
"Körbchen mit Meerblick"
ISBN: 978-3-95649-576-2
erschienen bei mtb

Samstag, 11. Juni 2016

[Rezension] David Hair - Die Waffen der Wahrheit [Die Brücke der Gezeiten 4]

Kurzbeschreibung:
"Die Mondflut ist gekommen und die Leviathanbrücke erhebt sich aus dem Meer, um die beiden Kontinente Yuros und Antiopia zu verbinden. Auf diese Weise rettet sich der gescheiterte Magier Alaron zusammen mit dem Zigeunermädchen Ccm auf den fremden Kontinent Antiopia. Doch dort erwarten sie grausame Feinde: Inquisitoren und Seelentrinker zwingen die Freunde in einen erbarmungslosen Kampf um die mächtige Skytale des Corineus, die über die Zukunft beider Kontinente entscheiden wird. Doch niemand weiß, welcher Seite das rätselhafte Artefakt zum Sieg verhelfen wird - oder ob seine Macht die verfeindeten Kontinente, die die Brücke der Gezeiten verbindet, endgültig verwüsten wird..."

Fazit:
"Die Waffen der Wahrheit" sind bereits der vierte Teil von David Hairs Saga um "Die Brücke der Gezeiten". Nur wenigen High Fantasy Werken insbesondere Reihen ist es gelungen, mich derart zu fesseln, bin ich doch im Großen und Ganzen kein High Fantasy Fan.
Aber nach wie vor fasziniert mich die Welt, die David Hair geschaffen hat: Ein Mix aus realen Kulturen der Erde, verschiedenen Religionen, historischen Völkern, Magie und reiner Fiktion - das alles derart bildhaft beschrieben, dass man selbst mittendrin ist.

Auch die Charaktere, die wir hier schon im vierten Teil begleiten waren bereits anfangs sehr tiefgehend charakterisiert, durch das Begleiten ihrer jeweiligen Reise und die unterschiedlichen Erfahrungen hat man als Leser aber das Gefühl, sie mit jeder Seite noch besser kennenzulernen - zumal mehr als eine Hauptfigur plötzlich ganz anders wird, als man es anfangs erwartete.

Der Einstieg in dieses Buch fiel mir leicht, selbst wenn es einige Monate her ist, seit ich den dritten Band gelesen habe - dazu trug auch die Zusammenfassung der bisherigen Handlung bei, die es auch neuen Lesern ermöglicht, ohne Vorkenntnisse einzusteigen - allerdings ist davon auszugehen, dass diese später doch auch die ersten Bände lesen wollen - zu fesselnd ist diese Reihe, als dass man nicht den Wunsch hätte, immer mehr zu erfahren!

Entsprechend gut war der Lesefluss - das Buch hätte auch doppelt so viele Seiten haben können und es wäre keine Langeweile aufgekommen. Durch die Perspektivenwechsel und die Verknüpfungen der einzelnen Handlungsstränge, ist Neugier und Spannung immer da! Die Fragen, die am Ende des letzten Bandes offen waren, werden beantwortet, die Handlung nimmt ihren Lauf - und wenn wieder alle Möglichkeiten offen sind, endet das Buch!! Cliffhanger par excellence....nur gut, dass der fünfte Band "Der Zorn des Propheten" bereits erschienen ist!

Sehr detailliert ist auch der Anhang mit Erklärungen zu den unterschiedlichen Zeitrechnungen, Sprachen und näheren Informationen über diese spezielle Form der Magie und ihren Abstufungen.

Zusammengenommen ist "Die Waffen der Wahrheit" die perfekte Fortsetzung der bisherigen Reihe!

David Hair
"Die Brücke der Gezeiten - Die Waffen der Wahrheit"
ISBN: 978-3-7341-6058-5
erschienen bei blanvalet

Dienstag, 7. Juni 2016

[Rezension] Michael Theißen - Leons Erbe [ebook]

Kurzbeschreibung:
"Für Katja bricht eine Welt zusammen, als ihr Sohn Leon bei einem Autounfall ums Leben kommt. Es ist der zweite schwere Schicksalsschlag in kurzer Zeit. Erst vor sechs Monaten ist ihre Schwester spurlos verschwunden. Als Katja nach Leons Trauerfeier einen Anruf erhält, überschlagen sich die Ereignisse: Der Notar ist im Besitz einer Kiste, die Leon seiner Mutter vererbt hat. Als Katja die Kiste öffnet, entdeckt sie darin ein Armband, das ihrer Schwester gehörte. Wie ist ihr Sohn in den Besitz dieses Armbandes gekommen? Und warum hat er es bei einem Notar hinterlegt? Was will Leon seiner Mutter aus dem Tod heraus damit sagen? Für Katja beginnt eine Suche nach der Wahrheit - nichtsahnend, dass sie damit die Tür zu einem dunklen Familiengeheimnis öffnet..."

Fazit:
Habt ihr den Namen Michael Theißen schon einmal gehört? Nein? Nicht schlimm, das ging mir nicht anders! Dann habe ich diese Leseprobe bekommen und mir war klar - das Buch muss ich lesen. Aber kann ein Sozialwissenschaftler aus Korschenbroich wirklich spannende Unterhaltung schreiben?

Ja er kann!
Denn der Autor hat nicht nur einen guten Plot entwickelt - der mir schon allein deshalb positiv auffiel, weil er vom Schema F abweicht. Seien wir ehrlich: nach dem soundsovielten Krimi oder Thriller ähneln sich viele Dinge einfach und es fällt einem Autor sicher schwer, jedes Mal das Rad neu zu erfinden. Michael Theißen hat das gemacht und zwar in einer Weise, die dem Leser überhaupt nicht auffällt. Sehr geschickt vermittelt er beim Lesen immer genau das, was er will - der Leser glaubt, auf der richtigen Spur zu sein, folgt aber nur den Pfeilen am Baum, die der Autor dafür hinterlassen hat - im Nachhinein ist alles ganz anders und zwar so, wie man es anfangs nie vermutet hätte.

Darüber hinaus mangelt es hier nicht an Spannung! Bereits nach wenigen Seiten spürt man sie prickelnd heraufziehen, gepaart mit der Neugier, was hinter dem Rätsel stecken mag und steigert sich während des ganzen Buches - ein Spannungsbogen, wie man ihn sich wünscht!

Auch die Charaktere sind nachvollziehbar, wenn ich mir mitunter auch etwas mehr Tiefe gewünscht hätte, um die Protagonisten besser kennenzulernen und zu verstehen - dies bezieht sich weniger auf Katja, aus deren Sicht die Geschehnisse geschildert werden, sondern mehr auf die anderen Hauptprotagonisten wie ihren Mann, Schwager, ihre Mutter, etc.

Alles in allem war "Leons Erbe" für mich aber definitiv ein Überraschungshighlight des bisherigen Lesejahres und ich hoffe, dass wir bald wieder neuen Lesestoff von Michael Theißen bekommen!

Michael Theißen
"Leons Erbe"
ISBN: 978-3-7325-2510-2
erschienen bei Bastei Entertainment

Sonntag, 5. Juni 2016

[Rezension] Christine Drews - Denn mir entkommst du nicht

Kurzbeschreibung:
"Frisch aus der Elternzeit zurück, erwartet die Münsteraner Kommissarin Charlotte Schneidmann gleich bei ihrem ersten Mordfall ein grausamer Anblick: eine blutig zugerichtete Frauenleiche. Tatort und Todesart deuten auf einen Sexualstraftäter hin. Doch Charlotte glaubt nicht daran und ermittelt deswegen lieber auf eigene Faust, während sich ihr Kollege Käfer auf eine andere Spur konzentriert. Ihr Alleingang erweist sich als erschreckend gefährlich, als sie auf eine scheinbar längst vergessene Familientragödie stößt. Denn das Leid der Opfer von damals ist immer noch ungesühnt - und der Täter auf seinem letzten großen Kreuzzug."

Fazit:
"Denn mir entkommst du nicht" ist bereits der vierte Teil um die Kommissare Charlotte Schneidmann und Käfer. Während mir die ersten beiden sehr gut gefallen haben, ist der dritte leider an mir vorbei gegangen, was ich unbedingt nachholen muss.

Auch wenn "Denn mir entkommst du nicht" Teil einer Reihe ist, kann man das Buch auch unabhängig lesen, da für das Verständnis keine Vorkenntnisse notwendig sind. Zwar wird mitunter auf alte Ereignisse angespielt, aber dennoch ist dieses Buch eigenständig.

Im Nachhinein gilt mein erster Kritikpunkt dem Klappentext, der für mich viel zuviel vorweg nimmt - dem Buch aber Gottseidank dennoch keinen Abbruch tut.

Denn Christine Drews hatte mich bereits nach wenigen Seiten! Ein klassischer Ermittlungskrimi birgt die Gefahr, langweilig zu werden, wenn zu detailliert auf die Ermittlungsschritte eingegangen wird oder zu ungenau zu wirken, wenn diese zu pauschal geschildert werden. Diese Klippe hat die Autorin problemlos umschifft, denn der Leser ist zwar bei allen Ermittlungen dabei, es ist aber informativ und vor allen Dingen spannend!

Spannung ist dann auch das, ebenso wie das Wecken der Neugier des Leser, was in diesem Buch wunderbar mitgeliefert wird! Langeweile sucht man vergebens, entsprechend gut ist der Lesefluss, zumal man dauernd versucht, die einzelnen Puzzleteile im Kopf passend zu setzen.
Gefreut hätte es mich noch, wenn mich die Identität des Täters überrascht hätte, diese war aber nach gut der Hälfte des Buches logisch schon nachvollziehbar. Allerdings ist dies zugegebenermaßen schon jammern auf hohem Niveau, denn dieses Buch lässt definitiv keine Wünsche offen, die ich habe, wenn ich einen Kriminalroman in die Hand nehme!

Wenn Charlotte und Käfer ermitteln, kann man die Lektüre nur empfehlen!!

Christine Drews
"Denn mir entkommst du nicht"
ISBN: 978-3-404-17355-6
erschienen in der Bastei Lübbe

Donnerstag, 2. Juni 2016

[Rezension] Debbie Macomber - Sommersterne

Kurzbeschreibung:
"Es ist Sommer geworden im Städtchen Cedar Cove. Jo Marie Rose, die Besitzerin des Rose Harbor Inn, verbringt die meisten Zeit im Garten - zusammen mit Mark Taylor, der ihr bei der Instandhaltung zur Hand geht. Und obwohl sie allen, und auch sich selbst, versichert, dass Mark nur ein Freund ist - sie muss ständig an ihn denken. Auch ihre Gäste haben mit ihren Gefühlen zu kämpfen: Ellie Reynolds ist in Cedar Cove, um sich mit einem Mann zu treffen, der ihr gehörig den Kopf verdreht hat. Maggie und Roy Porter wollen ihren Urlaub nutzen, um den Funken zurück in ihre Ehe zu bringen. Was werden die lauen Sommernächte für sie all bereithalten?"

Fazit:
"Sommersterne" ist nun bereits der dritte Band von Debbie Macombers Reihe rund um Jo Marie und ihr Bed & Breakfast. Da die jeweiligen Geschichten ihrer Gäste grundsätzlich abgeschlossen sind, lassen sich die Bücher auch weitesgehend unabhängig voneinander lesen, wer aber Jo Maries persönliche Geschichte mitverfolgen will, sollte dennoch beim ersten Band beginnen.

Der Aufbau des Buches ist wie bei den beiden Vorgängern: Jo Maries Geschichte setzt sich nahtlos fort, ihre Gäste bringen jeweils ihre eigenen Probleme mit. Erzählt wird wechselweise aus Jo Maries Perspektive und den Sichten der einzelnen Gäste, hier vor allem Ellies und Maggies. Und auch wenn mancher jetzt einwenden mag, dass es doch immer gleich abläuft: Gäste kommen mit Problemen ins Rose Harbor Inn und fahren glücklich nach Hause - dem kann ich übrigens nicht widersprechen, genau so ist es - schafft es die Autorin dennoch, dass mir beim Lesen nicht einen Moment langweilig ist. Denn zum einen sind die Protagonisten immer so charakterisiert, dass man sich in sie hineinfühlen kann, sie sind echt und authentisch und zum anderen zeigt Debbie Macomber immer wieder auf, worum es im Leben wirklich geht.

Der Cliffhanger in diesem Band ist allerdings so gemein, dass man unwillkürlich nachschaut, wann der vierte erscheint, der dann hoffentlich die Dinge klärt.

"Sommersterne" ist, wie alle bisherigen Bücher dieser Reihe, eine hervorragende Lektüre für einen sonnigen Nachmittag im Garten oder ebenso einen verregneten Tag auf dem Sofa.

[Rezension] Christiane Lind - Das Shakespeare Geheimnis

Kurzbeschreibung:
"London 1592. Auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann landet die junge Alice in der Welt der Theater, Bordelle und Tierkämpfe. Als Mann verkleidet und mit Hilfe des Autors Christopher Marlowe wird sie Schauspieler im Rose Theatre. Trotz der Sorge aufzufliegen, wird Alice am Theater glücklich - spätestens als sie dort ihre große Liebe findet. Doch dann spürt ihr Ehemann sie auf und Alices Leben gerät in höchste Gefahr..."

Fazit:
Regelmäßige Leser meines Blogs wissen, dass ich die Bücher von Christiane Lind, ob historisch oder zeitgenössisch, sehr gern lese. Und da die Zeit der Schauspieler unter Elisabeth I., die ja ein großer Theaterfan war, legendär ist, war ich auf "Das Shakespeare Geheimnis" sehr gespannt.

Genau diese Atmosphäre, die ich mir versprochen hatte, fängt die Autorin wunderbar ein. Das Leben eines Schauspielers im 16. Jahrhundert ist kein leichtes - kaum angesehener als Vagabunden sehen sie sich vielen Anfeindungen ausgesetzt und das alles für einen Hungerlohn - das war kein Beruf, das war eine Passion! Auch die Eifersüchteleien innerhalb der Theatertruppe, die Selbstzweifel von Christopher Marlowe, etc. werden in diesem Buch so greifbar, als wäre man mittendrin. Ebenso interessant ist Alices Leben, die schon früh vom Theater träumt und dann gegen ihren Willen an einen gewalttätigen Edelmann verheiratet wird.

Übrigens, Shakespeare selbst wird hier nur eine Nebenrolle zuteil, aber dass Christiane Lind das Rätsel, ob Shakespeare seine Stücke wirklich selbst geschrieben hat und wenn nicht, wer dann, hier aufgreift, fand ich sehr spannend.

Mitunter weist die Handlung allerdings einige Zeitsprünge auf und Dinge, die innerhalb dieser Sprünge passieren, so zum Beispiel, dass Alice aus der geschlossenen Kammer entkommen kann, obwohl die Magd, die den Schlüssel verwahrt, große Angst vor Alices Mann hat, werden dem Leser nur lapidar in einem Nebensatz mitgeteilt und man fragt sich unweigerlich, wie ihr das gelingen konnte. Das hat mich zwischenzeitlich etwas gestört, sodass ich mir gewünscht hätte, dass die Autorin einfach einige Seiten mehr schreibt und dem Leser so diese Lücken erspart bleiben. Ebenfalls etwas eingehender hätte ich mir Marlowes Spionagekarriere gewünscht, genau wie die Vorfälle in Flushing - große Teile des Buches wird rätselhaft darauf hingewiesen und dann in ein, zwei Sätzen ohne Spannung und Pointe dargestellt.

Alles in allem ist aber allein die Atmosphäre des Londons zur Zeit der Theater es wert, das Buch zu lesen und Alice, James und Kit ins Herz zu schließen, passiert sowieso automatisch - ein stimmungsvoller Roman, der noch etwas Luft nach oben hätte.

Christiane Lind
"Das Shakespeare Geheimnis"
ISBN: 978-1-503-93774-1