Bücher

Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne.
-
Jean Paul

Samstag, 24. Mai 2014

[Rezension] Robyn Carr - Grace Valley - Im Schutz des Morgens

Kurzbeschreibung:
"Tagsüber schließt niemand die Türen ab, auf den Fensterbänken stehen köstlich duftende Kuchen zum Auskühlen und die Bewohner sind wie eine Familie.
Das ist es, was June Hudson so an ihrem Heimatstädtchen Grace Valley mag. Und weshalb sie nach ihrem Studium in der Großstadt zurückgekehrt ist, um die Arztpraxis ihres Vaters zu übernehmen. Sie geht mit Herz und Seele in ihrer Arbeit auf und kümmert sich zu jeder Tages- und Nachtzeit um die Menschen im Ort. Platz für Romantik bleibt da nicht. Bis ein gut aussehender Unbekannter ihren Weg kreuzt und sie sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Doch diese Liebe muss ein Geheimnis bleiben, denn Jim Post muss seine Identität verbergen."

Fazit:
Den Lesern von Robyn Carrs Erfolgsreihe "Virgin River" sind Grace Valley und June Hudson durchaus ein Begriff. Da "Grace Valley - Im Schutz des Morgens" den Virgin-River-Büchern zeitlich allerdings vorgelagert ist, kommen beide Welten nicht in Berührung.

Gar so beschaulich wie der Klappentext vermuten lässt, ist Grace Valley gar nicht, wie sich dem Leser recht schnell erschließt. Zwar ist jeder am anderen interessiert, aber oft ist doch vor allem Neugier und nicht Nächstenliebe der Grund, sodass die Kleinstadt das ein oder andere Mal von Skandalen und Skandälchen erschüttert wird. Aber gerade dann zeigt sich der tief verwurzelte Zusammenhalt der Bewohner und das macht sie für den Leser sehr schnell liebenswert, allen voran natürlich die Hauptprotagonistin June Hudson.

Auch wenn sich dies nach einem typischen Kleinstadtklischee anhört, hebt es sich doch ab, denn Robyn Carr verwendet viel Mühe darauf, ihre Protagonisten einzigartig herauszuarbeiten, mit ihren eigenen Besonderheiten, aber auch mit ihren Fehlern und Schwächen, die sie lebensecht und realistisch erscheinen lassen.

Doch neben Grace Valley und seinen Bewohnern, liegt das Hauptaugenmerk auf der Landärztin June Hudson, die in und mit der Praxis ihres Vaters aufgewachsen ist und in der Weiterführung ihre ganz eigene Bestimmung findet. Doch dass es nicht nur gute Seiten hat, wenn die Patienten einen von klein auf kennen, wird June immer wieder bewusst gemacht.

Robyn Carr nimmt den Leser mit in die Welt von Grace Valley. Im Gegensatz zu einigen Teilen aus Virgin River, wo im Grunde doch jeder Teil (so sehr ich sie auch mag) nach Schema F abläuft - zwei bis sechs Frauen und Männer suchen und finden einander schließlich - spielt hier nicht das Liebesleben des oder der Protagonisten die Hauptrolle, sondern all die alltäglichen und außergewöhnlichen zwischenmenschlichen Unwägbarkeiten, die es so in einer Kleinstadt gibt oder geben kann. Das führt dazu, dass man beim Lesen schnell einen eigenen Stadtplan im Kopf hat und ganz Teil dieses Örtchens wird.

Mich hat "Grace Valley - im Schutz des Morgens" sehr gut unterhalten und mitgenommen und ich freue mich, dass der zweite Teil "Grace Valley - Im Licht des Tages" im August erscheinen wird.

Darüber hinaus danke ich BloggDeinBuch und dem Mira Taschenbuch Verlag für die Möglichkeit, June und ihre Welt kennenzulernen.

Robyn Carr
"Grace Valley - im Schutz des Morgens"
ISBN: 978-3-95649-019-4
nähere Informationen zum Buch gibt es beim Verlag
€ 8,99

Dienstag, 20. Mai 2014

[Rezension] Robert C. Marley - Inspector Swanson und der Fluch des Hope-Diamanten

Kurzbeschreibung:
"London 1893, Gordon Wigfield, ein ehrbarer Goldschmied und Damenfreund wurde in seiner Werkstatt auf bestialische Weise ermordet.

Chief Inspector Donald Sutherland Swanson nimmt die Ermittlungen auf. Doch es bleibt nicht bei einer Leiche. Die Nachforschungen führen Swanson schließlich in die höchsten Kreise der Gesellschaft. Welche Rolle spielen Oscar Wilde und sein Geliebter Lord Douglas? Und was weiß Arthur Conan Doyle?

Die Karten werden neu gemischt als sich herausstellt, dass der in den Kellern des Londoner Bankhauses Parr am Cavendish Square aufbewahrte "Blaue Hope-Diamant" eine Imitation ist..."

Fazit:
Zu Beginn muss ich einmal mehr anmerken, dass die Cover der Bücher des Dryas-Verlags mit sehr viel Engagement und Liebe gestaltet zu werden scheinen - auch hier wieder ein Beispiel dafür! Der Schnitt ist übrigens komplett blau und es knistert anheimelnd beim Umblättern...aber zurück zum Inhalt:

Bereits beim Lesen des Klappentextes ist klar, dass es sich hier nicht um einen bierernsten Krimi handelt - wie auch bei einem Ermittler mit Namen Donald Sutherland Swanson? Dennoch haben wir es hier nicht mit einer Lachnummer zu tun!

Mehrere bestialische Morde und ein ratloser Inspector - aber entmutigen lässt sich der erfahrene Ermittler davon nicht - akribisch macht er sich daran, das Rätsel zu entwirren.

Robert C. Marley lässt seine Protagonisten, allen voran unseren guten Swanson, vor den Augen des Lesers lebendig werden, so bildhaft charakterisiert er diese, immer mit einer Spur Ironie im Gefolge.
Doch schnell wird klar, dass der Autor sich auskennt in der Zeit, in der seine Geschichte spielt. So erfährt der Leser beiläufig von der Neuerung der Fingerabdrucktechnik (die übrigens von einem Cousin Darwins forciert wurde), dem Fortschreiten des Frauenwahlrechts, wir amüsieren uns mit und über Oscar Wilde und entdecken, dass Arthur Conan Doyle doch einiges mit Sherlock Holmes gemein hat. Und dass auch die doch angeblich so biedere viktorianische Gesellschaft ihre Abgründe hatte, wird mehr als einmal thematisiert.

Natürlich ist nicht wirklich von Spannung die Rede, immerhin handelt es sich hier um einen waschechten viktorianischen Häkelkrimi, aber das Interesse flaut beim Lesen ebenso wenig ab wie der Unterhaltungswert.

Ich habe mich vortrefflich unterhalten gefühlt und kann dieses Buch für Freunde von Agatha Christie und Anne Perry nur empfehlen!

Robert C. Marley
"Inspector Swanson und das Geheimnis des Hope-Diamanten"
ISBN: 978-3-940855-53-4
erschienen im Dryas Verlag

Sonntag, 18. Mai 2014

[Rezension] Nicole Joens - Glycinienmord

Kurzbeschreibung:
"Kurz vor ihrem Tod schreibt Gisela Martin in einem Hospiz in Niederbayern mit Blut das Wort Glycinie auf ihre Bettdecke. In New York erhält der erfolgreiche Ermittler und Dozent Dr. Jens Hauser kryptische Nachrichten über zwielichtige Machenschaften in seiner Heimat und nimmt daraufhin einen Auftrag der bayerischen Regierung an.

Gemeinsam mit der gewieften Berliner Polizeipsychologin Dr. Lilian Kämmerer und seiner attraktiven New Yorker Assistentin Olivia untersucht Dr. Jens Hauser schon bald in Bayern ungeklärte Todesfälle der Nachkriegszeit mit modernen forensischen Methoden. Dem Team wird schnell klar, dass bestimmte Fälle mit Absicht vertuscht wurden. Eine Spur führt bis in Regierungskreise..."

Fazit:
Obwohl ich jetzt bereits knapp einen Tag darüber nachgedacht habe, komme ich immer noch zu keinem eindeutigen Ergebnis, wenn ich mich frage, ob mir das Buch jetzt gefallen hat oder nicht.

Definitiv fehl am Platz ist die Genrebezeichnung "Kriminalroman" auf dem Cover - nicht jeder Roman, der einen oder mehrere Tote beinhaltet, ist ein Krimi - hier haben wir es auf jeden Fall mit einem Roman zu tun - aber das ist ja per se nichts Negatives.

Positiv aufgefallen ist mir der angenehme Schreibstil, der auch einen gewissen sprachlichen Anspruch nicht vermissen lässt.
Ebenfalls viel Sorgfalt wurde auf die Charakterisierungen der Protagonisten verwandt und wer meine Rezensionen regelmäßig liest, weiß, dass man mich damit kriegen kann! Ich liebe es, wenn ein Autor die Personen seiner Handlung vor den Augen des Lesers bildhaft zum Leben erweckt und das ist Nicole Joens wirklich wunderbar gelungen.

Die Handlung selbst schwankt zwischen den Recherchen, die alle mit der Kindheit Hausers in Zusammenhang zu stehen scheinen und seinem Privatleben, wobei man unter Privatleben ausschließlich Frauen verstehen darf. Auch das kann man einem Protagonisten nicht wirklich ankreiden, wäre da nicht dieses pubertäre Verhalten: heute liebe ich die, morgen die und vielleicht wäre doch die Dritte die richtige Frau? Wir haben es hier übrigens mit einem Mittvierziger zu tun - dadurch, dass diesen mentalen Eskapaden soviel Raum gegeben wird, gibt es gerade im zweiten Drittel einige Längen.

Thematisch greift Nicole Joens einige heiße Eisen an: die Amigo-Wirtschaft in Bayern, Umweltsünden, die heimatvertriebenen Schlesier. Leider wird keines dieser Themen konsequent weiter verfolgt und zu einem handlungskongruenten Abschluß gebracht - irgendwo geht all dies verloren und wir sind wieder bei Hausers Eskapaden.

Auch das Verhalten der anderen Protagonisten ist nicht immer logisch nachvollziehbar, so wechselt Hausers Assistentin Olivia, die selbstverständlich seit Jahren hinter ihrem Chef und ehemaligen Professor her ist, ihre Strategie, heute will sie geduldig sein, morgen will sie offensiv vorgehen und übermorgen ist sie Zen - darüber hinaus werden Andeutungen bezüglich ihrer Tätigkeit und ihres Lebenslaufs in den Raum gestellt, die dann ebenfalls in keinster Weise erklärt werden.

All dies zusammen führt dazu, dass ich nicht sagen kann, dass mir das Buch gefallen hat - aber es ist auch nicht so, dass ich es gar nicht mochte - also ende ich zusammengenommen bei "ein tolle Schreibstil und bildhaft charakterisierte Protagonisten mit leider verbesserungswürdiger Handlung und fehlender Kontinuität in Thematik und Lebensläufen".

Nicole Joens
"Glycinienmord"
ISBN: 978-3-944251-19-6
erschienen bei Cindigo

[Rezension] Marlene Klaus - das Herz der Verräterin

Kurzbeschreibung:
"Für den Musketier Cornelius ist es Liebe auf den ersten Blick: Beim Festakt zur Grundsteinlegung für die neue Festung Mannheim begegnet er der schönen Clara. Doch ist Clara die, die sie vorgibt zu sein?

Als auf der Baustelle Pulverfässer in die Luft fliegen und ein Pfälzer Regierungsmitglied nur knapp einem Mordanschlag entgeht, beginnt auch Cornelius um sei Leben zu fürchten. Und wohin ist Clara plötzlich verschwunden?"

Fazit:
Mit "Das Herz der Verräterin" hat Marlene Klaus der Stadt Mannheim bzw. ihrem Entstehen ein Denkmal gesetzt. Dass ihr die Stadt am Herzen liegt, merkt man gleich am Anfang an den detailliert wiedergegebenen historischen Begebenheiten. Auch im weiteren Verlauf der Handlung erfährt der Leser viel über den geschichtlichen Hintergrund.

Selbstverständlich ist eine gelungene Einbettung geschichtlicher Fakten und Begebenheiten in die eigentlich Handlung mit ausschlaggebend für das Gelingen eines historischen Romans. Allerdings scheint mir dies hier nur bedingt geglückt. Durch das weite geschichtliche Ausholen an Daten und Fakten wird immer wieder der Lesefluss unterbrochen - es wird doziert, nicht eingebettet und dadurch empfand ich diese Geschichtsstunde mitunter als störend.

Denn die eigentlich Handlung rund um Cornelius und Clara ist durchaus flüssig und amüsant zu lesen, wenn auch Cornelius mir ein bißchen sehr naiv war. In der zweiten Hälfte des Buches taucht dann weniger historischer Lehrstoff auf, wodurch sich dieser problemlos lesen lässt, ja gegen Ende haben wir es dann tatsächlich mit einer gelungenen Spannung zu tun, die dem Roman auch vorher gut zu Gesicht gestanden hätte.

Alles in allem nett zu lesen, dennoch fehlte mir "das gewissen Etwas", das den Funken überspringen lässt.

Marlene Klaus
"Das Herz der Verräterin"
ISBN: 978-3-940855-49-7
erschienen im Dryas Verlag

Donnerstag, 15. Mai 2014

[Rezension] Mila Roth - Sport und Mord gesellt sich gern (Fall 6 für Janna und Markus)

Kurzbeschreibung:
"Markus Neumann wird auf einen neuen Fall angesetzt: Mehrere international bekannte deutsche Sportler kommen unter ungeklärten Umständen ums Leben. Es sieht so aus, als hätten sie zuvor alle als Kuriere für einen Waffenhändler gearbeitet. Auf einer Sportgala soll Markus einen Informanten treffen. Zur Tarnung begleitet Janna Berg ihn dorthin und weckt prompt das Interesse des Gastgebers. Da dieser zu den Hauptverdächtigen gehört, erhofft sich das Institut,  mit Jannas Hilfe den Waffenhändlerring infiltrieren zu können.

Anfangs scheint das auch perfekt zu funktionieren, doch dann taucht eine Auftrags-Killerin auf, und die Dinge geraten außer Kontrolle..."

Fazit:
Mit dem aktuellen Fall haben die Leser bereits das Halbfinale der ersten Staffel um Janna und Markus erreicht.

Nachdem ich beim letzten Fall "Katzenfische" einiges anzumerken hatte, war meine Hoffnung natürlich groß, dass "Sport und Mord gesellt sich gern" wieder an die vorherigen Teile anknüpfen kann. Am Ende des vierten Teils wurde der bisherige Bösewicht endgültig ausgeschaltet, sodass natürlich ein neuer her musste - in "Katzenfische" fand ich das etwas unglücklich gelöst, da die dortigen Bösewichte aber den Teil nicht überstanden haben, war ich hoffnungsfroh, dass wir es jetzt wieder mit einem oder mehreren Bösewichten mit Format zu tun bekommen würden - und Mila Roth hat mich nicht enttäuscht!

Ein Waffenhändlerring mit einem Oberhaupt, das nur selten in Erscheinung tritt, kaum Spuren hinterlässt und erst recht nicht auszumachen ist. Topsportler die als Kuriere fungieren und dann ihr Leben verlieren und irgendwie scheint das Bonner Sportzentrum auch involviert zu sein - klar, dass Markus Neumann dem ganzen nachgeht und wie üblich wird Janna etwas mehr hineingezogen, als es für die zivile Hilfskraft geplant war.

Doch sind es ja nicht nur die jeweiligen Fälle, die mich in den Bann der Serie gezogen haben, sondern auch die menschliche Ebene - also die zwischen Janna und Markus. Anfangs zurückhaltend und mit vielen Bedenken, gingen beide sehr verhalten miteinander um. Im Laufe der Zeit wurde der Umgang freundschaftlicher, wenn auch gerade Markus eher der zugeknöpfte Zeitgenosse ist. Sehnsüchtig wartet man von Fall zu Fall darauf, dass sich beide näher kommen und dies geschieht ja auch - Schrittchen für Schrittchen. In "Sport und Mord gesellt sich gern" öffnet Markus sich ein wenig Janna gegenüber, wenn er auch nicht so richtig weiß, warum und so lernt auch der Leser mehr aus Markus' Vergangenheit kennen.

In bester Spionageserienmanier nimmt Mila Roth den Leser mit auf die Spur der Waffenhändler - weder Unterhaltung noch Spannung kommen zu kurz.

Mila Roth
"Sport und Mord gesellt sich gern"
ISBN: 978-1-497516-72-095-24
weitere Infos samt Leseprobe gibt es hier: Mila Roth

Montag, 12. Mai 2014

[Rezension] Simon Beckett - Der Hof

Kurzbeschreibung:
"Auf der Flucht vor der Vergangenheit strandet der Engländer Sean auf einem einsamen Hof in Südfrankreich. Es ist brütend heiß, die Schweine wühlen im Dreck. Nur widerwillig duldet man den Fremden, denn die Bewohner des alten Gemäuers haben etwas zu verbergen - etwas, das man besser für immer ruhen lässt..."

Fazit:
Genrebezeichnungen auf dem Cover sollen dem Leser helfen, vorab zu entscheiden, ob der zu erwerbende Lesestoff den persönlichen Vorlieben entspricht - so weit, so gut.
Leider scheint es so, dass mitunter Genrebezeichnungen nicht unbedingt gemäß dem Inhalt des Buches gewählt werden...Ja, Simon Beckett ist berühmt durch seine Hunter-Thriller. Dennoch sollte man den Mut haben, wenn ein bekannter Thrillerautor ein Buch herausbringt, das kein Thriller ist, auch entsprechend kein "Thriller" aufzudrucken.

Denn sonst beraubt man ein Buch seiner Chancen, den Leser zu begeistern, weil dieser mit falschen Erwartungen an das Buch geht. Hätte ich nicht vorab bereits mehrfach gelesen, dass "Der Hof" sicher kein Thriller ist, wäre ich garantiert enttäuscht gewesen. Auch ein Roman darf durchaus spannende Elemente enthalten, das schadet keinem Buch, egal welchen Genres. Aber ist "Der Hof" unterhaltsam, wenn man keinen Thriller erwartet?

Ja, das ist er! Denn Simon Becketts unnachahmlicher Schreibstil, der umstrickt und mitnimmt, ist noch immer derselbe. Das Buch ist in zwei Handlungsstränge geteilt: Zum einen Sean in Südfrankreich, seine unglückselige Ankunft auf dem Hof, die Familie Arnaud und das weitere Geschehen dort.
Da hinein gestreut erfährt der Leser in Rückblenden, was vor Seans Flucht nach Frankreich in London geschah, was es mit der vergilbten Fotografie in seinem Rucksack auf sich hat und was ihn zu seiner Flucht bewogen hat.

Der Lesefluss ist ohne Längen und langatmige Abschnitte wirklich gut, auch wenn nicht immer viel passiert - die Unter- und Zwischentöne nehmen den Leser gefangen und lassen das Interesse nicht abflauen. Im Laufe der Handlung glaubt man, das Ende bereits zumindest zu erahnen, aber am Schluss überrascht Simon Beckett doch - ein gelungener, unterhaltsamer Roman, den man nicht für die falsche Genrebezeichnung strafen sollte.

Simon Beckett
"Der Hof"
ISBN: 978-3-8052-5068-9
erschienen im Wunderlich Verlag

Sonntag, 11. Mai 2014

[Rezension] Ben Aaronovitch - der böse Ort

Kurzbeschreibung:
"Was haben ein gestohlenes Buch über Magie aus der Weißen Bibliothek zu Weimar und ein berüchtigter Sozialwohnblock namens Skygarden Tower in Südlondon miteinander zu tun? Mehr, als man meinen sollte.

Stellt jedenfalls Peter Grant fest, der als Londoner Police Constanze und Zauberlehrling sowieso magischen Kummer gewöhnt ist. Doch auch ein gewisser gesichtsloser Magier legt großes Interesse am Skygarden Tower an den Tag - und das, wie man ihn kennt, sicher nicht ohne bösen Grund..."

Fazit:
Ja, Peter Grant und Nightingale sind zurück! Wie immer, habe ich mich schon vorher auf den wunderbar ironischen Schreibstil von Ben Aaronovitch gefreut - an dem sich aber bekanntlich die Geister scheiden (und "Geister" in diesem Zusammenhang ist eigentlich schon ein Lacher für sich).

Anfangs, muss ich sagen, war ich teilweise etwas verwirrt - zu viele Tote, die man gedanklich erst einmal einordnen muss. Das legt sich aber dann und der weiteren Handlung kann man ohne Probleme folgen.

Sehr schön finde ich, dass in diesem Teil Nightingale wieder mehr Präsenz zeigt. Seine Abwesenheit in großen Teilen der Handlung hatte ich ja beim Vorgänger moniert. Positiv, ebenso wie bei den Vorgängern, man erfährt einiges über London und seine Geschichte, wenn es natürlich auch notwendig ist, die reale Historie vom fiktionalen Teil zu trennen.

Davon abgesehen gibt es zu diesem Buch eigentlich wenig mehr zu sagen: Wie bei allen Büchern um Peter Grant und Nightingale mag man den Schreibstil - oder eben nicht. Das ist, wie es ist und auch nicht verhandelbar. Ironisch, manchmal zynisch, gepaart mit britischem Humor. Ben Aaronovitch bleibt sich und seinen Protagonisten treu und neben den Flussgeistern und einigen anderen magischen Wesen, treffen wir natürlich auch auf unseren wohlbekannten Bösewicht, den Gesichtlosen.

Gerade weil es viele "alte Bekannte" gibt, halte ich es für gut, die vorherigen Teile zu kennen - für den Handlungsverlauf an sich ist es aber nicht unbedingt notwendig.

Das Ende des Buches verrate ich selbstverständlich hier nicht, nur soviel: ein böööööser Cliffhanger, der das kommende Jahr bis zum Erscheinen des nächsten Bandes, sicher lang werden lässt.

Ben Aaronovitch
"Der böse Ort"
ISBN: 978-3-423-21507-7
erschienen im dtv

Montag, 5. Mai 2014

[Rezension] Robyn Carr - Happy End in Virgin River

Kurzbeschreibung:
"Brie Sheridan weiß nicht, woher sie die Kraft nehmen soll, weiterzuleben. Verstört und verletzt liegt die erfolgreiche Staatsanwältin nach einem brutalen Überfall im Krankenhaus, als sich die Tür öffnet und Mike hereinkommt. Der beste Freund ihres Bruders weiß als ehemaliger Marine, wie wichtig es ist, in schweren Zeiten Beistand zu haben. Aufopferungsvoll kümmert er sich um Brie, die mit seiner Hilfe wieder ins Leben zurückfindet. Doch je mutiger sie wird, desto weniger traut sie sich, ihren Gefühlen für Mike nachzugeben. Zu tief sitzen die Enttäuschungen der Vergangenheit. Erst als Mike ihr bei dem Prozess gegen ihren Peiniger zur Seite steht, erkennt sie die Tiefe seiner Liebe zu ihr."

Fazit:
Da sind wir wieder: Virgin River!
In den ersten beiden Teilen der Reihe haben bereits Mel und Jack und Preacher und Paige ihr Glück gefunden - diesmal also Brie und Mike, könnte man denken. Und im Nachhinein hätte ich es auch durchaus sinnvoll gefunden, wenn sich die Autorin auf Brie und Mike fokussiert hätte. Ein Paar war hier aber anscheinend nicht ausreichend, sodass direkt mehrere Menschen und ihr Liebesleben im Fokus stehen sollten. Dies führte dann irgendwann dazu, dass sich beinahe ausschließlich alles um Liebesgeplänkel dreht und kurz davor war, mir tatsächlich auf die Nerven zu gehen.

Dann aber hat die Autorin den Dreh doch noch bekommen und sich wieder ein wenig mehr auf andere Dinge gestützt, wodurch die Handlung dann auch wieder unterhaltsamer und abwechslungsreicher wurde.

Dennoch habe ich mich diesmal nicht mehr ganz so wohl in Virgin River gefühlt - wobei ich jedoch die Hoffnung habe, dass Robyn Carr im dritten Teil einfach einmal ausloten musste, was gerade richtig und was zuviel ist. Um diese These auszuloten muss ich natürlich früher oder später den vierten Teil lesen - denn die Hoffnung stirbt zuletzt!

Robyn Carr
"Happy End in Virgin River
ISBN: 978-3-89941-821-7
erschienen im Mira Taschenbuch Verlag

[Rezension] Kate Sunday - Hannahs Entscheidung

Kurzbeschreibung:
"Nach einem fatalen Streit bricht Hannah Mulligan aus ihrer zerstörerischen Ehe aus. Auf der Flucht nach Fairview, dem Ort ihrer Kindheit und Haus ihrer Großmutter in Charlotte, strandet sie in Willow Creek, einer idyllischen Kleinstadt in North Carolina. Die geheimnisvolle Cherokee-Indianerin Tayanita gewährt ihr in der Not warmherzig Unterschlupf. Doch Sam Parker, ein ehemaliger Cop, steht ihr von Anfang an ablehnend gegenüber. Sein feindseliges Verhalten irritiert sie, bis sie herausfindet, dass er  - genau wie sie - ein Geheinnis hütet. In einer misslichen Lage muss sie ausgerechnet ihn um Hilfe bitten. Plötzlich sind sie sich näher, als ihnen lieb ist. Während Hannah versucht, ihre verwirrenden Gefühle zu sortieren, spitzt sich die Situation zu. Ihr eifersüchtiger Ehemann Shane taucht auf, um sie zurückzuholen..."

Fazit:
Wenn "Liebesroman" draufsteht, möchte ich, dass auch Liebesroman drin ist! Dazu gehört neben der obligatorischen Liebesgeschichte mit möglichst vielen Irrungen und Wirrungen vor allem eines: Atmosphäre! Wenn ich einen Liebesroman lese, möchte ich nicht im Kitsch ersticken, mich aber wohlig in eine mentale Decke kuscheln. Für genau diese Atmosphäre ist oft der fiktive Handlungsort ausschlaggebend. Aus genau diesem Grund reise ich gern nach Virgin River und liebe ich St. Elwine. Und zu diesen meinen romantischen Lieblingsorten zählt seit neustem auch Willow Creek! Das pittoreske Städtchen wirkt, wie einem Gemälde entsprungen, dahinter sind aber immer auch die Einwohner präsent, die sich wenig beschaulich mit all den menschlichen Schwächen und Makeln herumschlagen, wie jeder andere auch.

Neben der Atmosphäre sind natürlich auch die Charaktere nicht ganz unwichtig und dafür hat Kate Sunday anscheinend ein gutes Händchen: sehr bildhaft und tiefgründig lernen wir die unterschiedlichen Protagonisten kennen und selbst die, die unsympathisch sind, mag man nicht missen. Neben den Hauptpersonen ist mein Lieblingscharakter z. B. ganz klar Hannahs Großmutter, eine waschechte Südstaatenlady! So schafft die Autorin eine eigene Welt rund um Hannah, Tayanita, Sam und all die anderen im Kopf des Lesers, die einen einhüllt und mitnimmt, in der man bleiben möchte und Hannah auf ihrem Weg weg von Shane, dem erfolglosen Möchtegern-Rockstar hin in die Selbstbestimmung begleitet.

Mein Fazit: "Liebesroman" bestmöglich umgesetzt!
Ich freue mich schon jetzt, wieder nach Willow Creek reisen zu dürfen!

Kate Sunday
"Hannahs Entscheidung"
ISBN: 978-9963-52-202-6
erschienen im Bookshouse Verlag

[Rezension] Courtney Cole - If you stay (Füreinander bestimmt)

Kurzbeschreibung:
"Seit dem Tod ihrer Eltern hält die 22-jährige Mila zusammen mit ihrer Schwester Madison das Familienrestaurant am Laufen und ist überzeugte Single-Frau. Das ändert sich, als sie Pax Tate kennenlernt. Pax ist auf den ersten Blick alles andere als ein Traummann: tätowiert, knallhart und mit schlechtem Benehmen. Doch ausgerechnet von ihm und seiner sexy Ausstrahlung fühlt Mila sich unwiderstehlich angezogen. Gegen jede Vernunft geht sie eine Beziehung mit ihm ein und entdeckt immer mehr Pax' zärtliche Seite. Aber die Vergangenheit holt Mila und Pax unaufhaltbar ein. Wird die Kraft ihrer Liebe aureichen, um zu bestehen?"

Fazit:
Bei mir ist das Frühjahr die Zeit der Happy End - Bücher - nicht ausschließlich, aber regelmäßig lese ich diese leicht verdaulichen Bücher zu dieser Jahreszeit. Langweilig oder belanglos sollten sie aber dennoch nicht sein, sondern gut unterhalten.

Courtney Cole startet "If you stay" mit der Einführung des Bad Boy Pax beim Sex im Auto, bewusst provozierend geschrieben. Provokation ist dann auch generell ein fester Bestandteil von Paxs Attitüde, der durch und durch das Klischee des jungen Mannes erfüllt, vor dem wohlmeinende Eltern ihre Töchter warnen: groß, gutaussehend, tätowiert, meist unter Drogen und Alkohol....
Wenn der Leser jetzt beschließt, Pax aufgrund all dieser Klischees schon einmal pauschal nicht zu mögen, dann kann ich nur sagen: Das werdet ihr nicht durchhalten! Früher oder später verfällt man Pax automatisch, zumal er natürlich ein Trauma mit sich herumschleppt.

Auf der anderen Seite dann Mila, harmlos, naiv und immer freundlich, aber keinesfalls dumm - auch sie kann sich Paxs Aura nicht entziehen...

Nein, tiefschürfende Literatur ist "If you stay" von Courtney Cole nicht, das Ende ist auch durchaus vorhersagbar, aber die Hauptprotagonisten schaffen es dennoch mühelos, den Leser an das Buch zu binden und ihn weiterlesen lassen zu wollen - ehe man es sich versieht, ist man bereits am Ende der Geschichte angelangt und schlägt das Buch mit einem letzten Gedanken an Pax mit Bedauern zu.

Courtney Cole
"If you stay"
ISBN: 978-3-426-51527-3
erschienen im Knaur Verlag

Freitag, 2. Mai 2014

[Rezension] Chris Lind - Kein Gott wie jeder andere

Kurzbeschreibung:
"Cassie, Dr. Cassandra Leda, steht vor den Trümmern ihres Lebens. Ihr Ehemann hat sie für seine Sekretärin verlassen, ihre PR-Firma dümpelt vor sich hin und ihre Familie überzieht sie mit klugen Ratschlägen.
Als vier neue Kunden ihr Büro aufsuchen, scheint sich das Blatt zu wenden. Bis sich herausstellt, dass es sich um Zeus, Hades, Poseidon und Hermes persönlich handelt. Die griechischen Götter möchten sich in der Bundesrepublik ansiedeln und benötigen Cassies Beratung.
Was zunächst eine nervenzehrende Herausforderung scheint, erweist sich bald als Segen und ihre Firma floriert. Doch während der fantastisch aussehende Apollon Cassie den Kopf verdreht, ahnt der attraktive Journalist Lennart, dass seltsame Dinge in der PR-Agentur vor sich gehen und lässt Cassie nicht mehr aus den Augen..."

Fazit:
An "Kein Gott wie jeder andere" hat mich der Plot direkt fasziniert: die griechischen Götter wachen plötzlich in unserer Zeit auf und möchten sich in der Bundesrepublik ansiedeln - und das ausgerechnet in Kassel!
Für mich, die ich nur wenige Kilometer neben Kassel aufgewachsen bin, natürlich ein Heimspiel! Und jedem, der schon einmal in Kassel war, wird der Gegensatz bewusst sein: die schillernden griechischen Götter und Kassel....keine Frage, das Buch musste ich lesen!

Und ich wurde nicht enttäuscht: Chris Lind hat einen Schreibstil, der dazu führt, dass man das Buch möglichst nicht in der Öffentlichkeit lesen sollte - denn wenn ich schon beim Lesen laut auflachen muss, heißt das eine ganze Menge. Es ist aber zu herrlich, wie die Götter Cassies Leben durcheinander wirbeln - beeindruckend, wie Chris Lind die Eigenheiten, die Homer und seine Zeitgenossen den griechischen Göttern zugedacht haben, in unsere Zeit transportiert - wer hätte an Zeus als Jurymitglied eines Modelcastings gedacht! Und auch Dionysos ist immer für Unterhaltung zu haben!

Anfangs hatte ich die Befürchtung, dass sich die Story mit der Zeit totläuft, aber die Autorin hat den Plot so geschickt erdacht, dass sich die Handlung mit der Zeit ein wenig von den Göttern als Fokus weg- und in Cassies Privatleben hinein entwickelt.

Wer auf der Suche nach unterhaltsamer Lektüre ist, die nicht immer ernst genommen werden muss, kann mit "Kein Gott wie jeder andere" sicher nichts falsch machen!

Chris Lind
"Kein Gott wie jeder andere"
erschienen im Sieben-Verlag