Kurzbeschreibung:
"Deutschland 1914: charlotte wächst auf dem archaischen Landgut ihres mächtigen Vaters in Sachsen auf. Die Welt scheint ihr zu Füßen zu liegen, als sie von ihrer Tante und deren jüdischem Ehemann in die Leipziger Ballsaison eingeführt werden soll. Sie begegnet ihrer ersten Liebe. Doch der Beginn des Ersten Weltkriegs zerstört ihre Pläne. Und ihr Leben verändert sich für immer.
Zwischen den Wasserstraßen des Spreewalds, wo Verzicht und harte Arbeit erfinderisch machen, gelingt es Anna, dem Schicksal immer wieder ein Schnippchen zu schlagen. Doch sie verkennt die tiefe Liebe ihres besten Freundes, bevor er an die Westfront zieht. An einem eiskalten Tag im Februar 1919 steigt die neunzehnjährige Schneiderin allein in den Zug. In den engen Hinterhöfen des Wedding prallen Hunger und Armut auf den ungezügelten Lebensdurst der beginnenden Zwanzigerjahre. Und im Konsumtempel KaDeWe sucht man Verkäuferinnen..."
Fazit:
In "Zwei Handvoll Leben" erzählt Katharina Fuchs auf sehr einnehmende Art und Weise die Lebensgeschichten ihrer Großmütter.
Dadurch, dass beide Frauen in sehr unterschiedlichen Verhältnissen aufwuchsen und sich ihr Lebensweg, bis zur Hochzeit ihrer Kinder gegen Ende des Buches, auch sehr unterschiedlich entwickelt, bekommt der Leser im Verlauf der Handlung nicht nur das Leben von Anna und Charlotte erzählt, sondern viele Leben vieler unterschiedlicher Menschen. Und das ist es auch, was dieses Buch so wunderbar macht: die unterschiedlichen Charaktere und Lebensweisen der Menschen.
"Zwei Handvoll Leben" ist aufgeteilt in zwei Teile: der eine startet 1913 und erzählt abwechselnd die Kindheit und Jugend von Anna und Charlotte und endet mit den Geburten der ältesten Kinder der beiden. Dann gibt es einen Zeitsprung und Teil zwei setzt zehn Jahre später an, wo gerade die Nazis an Einfluss gewinnen.
Ein Buch, das soviel Geschichte erzählt, einfach dadurch, dass die Handlung zu diesen Zeiten spielt, benötigt starke Charaktere, damit diese vor einem solchen Hintergrund nicht untergehen. Gerade mit Anna haben wir definitiv solch eine Protagonistin. Dass Charlotte dagegen immer eher etwas im Hintergrund anmutet, liegt schlicht daran, dass Annas Leben in Berlin deutlich abwechslungsreicher ist, was nicht unbedingt positiv sein muss.
Der Lesefluss ist sehr gut, wenn auch meines Erachtens nach der erste Teil ein wenig gerafft hätte werden können. Langweilig wird es dennoch nie, was an der Fülle von Schauplätzen, Charaktere und Ereignissen liegt. Die Protagonistinnen wachsen dem Leser, jede auf ihre eigene Art und Weise, immer mehr ans Herz und so lebt man ihr Leben an ihrer Seite.
Katharina Fuchs versteht es sehr gut, am Beispiel von Anna und Charlotte das Leben einer ganzen Generation unterschiedlichster Herkunft und Lebensart im Deutschland der damaligen Zeit zu vermitteln.
Katharina Fuchs
"Zwei Handvoll Leben"
erschienen bei Droemer Knaur
Jeder Mensch braucht seine kleinen Fluchten aus dem Alltag - ich finde meine in Büchern
Bücher
Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne.
- Jean Paul
- Jean Paul
Mittwoch, 22. Mai 2019
Dienstag, 21. Mai 2019
[Rezension] Charlotte Roth - Wir sehen uns unter den Linden
Kurzbeschreibung:
"Ost-Berlin nach dem 2. Weltkrieg. Von ihrem geliebten Vater, einem überzeugten Sozialisten und Lehrer, hat Susanne gelernt, an eine bessere Welt zu glauben. Ohne je das Vertrauen in die Menschheit zu verlieren, hat er gegen das Naziregime gekämpft - und wurde vor den Augen seiner sechzehnjährigen Tochter kurz vor Kriegsende erschossen.
Um sein Vermächtnis zu erfüllen, widmet sich Susanne von ganzem Herzen dem Aufbau eines neuen Deutschland. Erst als sie den lebenslustigen Koch Kelmi kennen- und lieben lernt, beginnt sie allmählich zu begreifen, was um sie herum passiert. Zu tief jedoch ist der Glaube an den Sozialismus in ihr verwurzelt, zu stark das Band, das sie mit dem toten Vater verbindet.
Dann kommt der 13. August, und plötzlich verstellt die Mauer Susanne jegliche Möglichkeit einer Alternative..."
Fazit:
Eines der Themen, auf die ich immer wieder zu sprechen komme, sind Klappentexte. Selbstverständlich kann ein Klappentext nur einen Auszug darstellen, eine Ahnung von dem, was zwischen den Buchdeckeln verborgen sein mag. Und ein Buch wie "Wir sehen uns unter den Linden" verbirgt nicht nur die Geschichte eines Lebens, sondern ebenso die einer Nation und zweier Staaten - natürlich lässt sich dies nicht auf ein paar Sätze reduzieren. Allerdings gibt soviel Handlung auch die Möglichkeit, das, was der Klappentext verheißen soll, bestmöglich wiederzugeben. Warum es dann beim Lesen des Textes so scheint, als beginne die Handlung praktisch mit dem Mauerbau, wo sie doch mit ihr endet, will sich mir nicht erschließen...
Abgesehen vom Klappentext, ist es vor allem ein Adjektiv, das sich mir aufdrängt, wenn ich an "Wir sehen uns unter den Linden" denke: eindrücklich. Denn genau das ist dieser Roman. Ich habe schon viele Bücher gelesen, die vor, um, während und nach dem Zweiten Weltkrieg spielen. Susannes Sicht der Dinge ist mir in dieser Art aber noch nicht begegnet: Sie hat eine schöne Kindheit, trotz der Unruhen vor dem Krieg. Ihre Eltern lieben und beschützen sie, lieben einander und das vermitteln sie Susanne auch. Mit dem Tod des Vaters, der von der Gestapo erschossen wird, endet aber scheinbar alles Positive in ihrem Leben. Die Mutter wird depressiv, die Tante versucht, die Familie durch die schweren Zeiten zu bringen und Susanne hat sich dem Aufbau einer besseren Welt verschrieben. Dennoch ist sie ständig unsicher und vermutet grundsätzlich Negatives, kann auch nicht hinnehmen, dass schwarz/weiß meist nicht real ist und es viele Grautöne gibt - der Kapitalismus ist die Wurzel allen Übels, der Westen der böse Verführer...
Man kommt beim Lesen an einen Punkt, an dem man das Gefühl hat, viel mehr von Susannes negativer Aura nicht ertragen zu können und das ist genau der Moment (von der Autorin hervorragend gewählt) in dem Kelmi die Bühne betritt: Kelmi ist grundpositiv, manchmal naiv, aber nicht dumm. Er ist weich, wo sie hart ist, ist Melodie, wo sie Vernunft ist - ein wunderbarer Kontrapunkt und man kann gar nicht anders, als Kelmi in sein Herz zu schließen.
Susanne und ihr Leben vor, mit und zwischen Kelmi sind natürlich Hauptpunkt der Handlung, aber es gibt noch soviel mehr: zwischen den Episoden wird die Geschichte von Susannes Eltern erzählt, die Zeit bis zu jenem verhängnisvollen Tag, als die Gestapo vor der Tür stand, aber auch die Zeit danach aus Sicht von Tante Hille und mitunter Eugen - erst alles zusammen genommen ergibt ein Ganzes und zeigt nicht nur, wie unterschiedlich Menschen zu der Zeit lebten, sondern auch die Gesellschaft als Ganzes, der Wandel der Staaten - ist Lebensgeschichte so vieler und Zeitzeugnis aller.
Mit "Wir sehen uns unter den Linden" hat Charlotte Roth einen absolut authentischen Roman geschaffen, der viele unterschiedliche Perspektiven aufzeigt in einer Zeit des Wandels - eine definitive Leseempfehlung von meiner Seite!
Charlotte Roth
"Wir sehen uns unter den Linden"
erschienen bei Droemer Knaur
"Ost-Berlin nach dem 2. Weltkrieg. Von ihrem geliebten Vater, einem überzeugten Sozialisten und Lehrer, hat Susanne gelernt, an eine bessere Welt zu glauben. Ohne je das Vertrauen in die Menschheit zu verlieren, hat er gegen das Naziregime gekämpft - und wurde vor den Augen seiner sechzehnjährigen Tochter kurz vor Kriegsende erschossen.
Um sein Vermächtnis zu erfüllen, widmet sich Susanne von ganzem Herzen dem Aufbau eines neuen Deutschland. Erst als sie den lebenslustigen Koch Kelmi kennen- und lieben lernt, beginnt sie allmählich zu begreifen, was um sie herum passiert. Zu tief jedoch ist der Glaube an den Sozialismus in ihr verwurzelt, zu stark das Band, das sie mit dem toten Vater verbindet.
Dann kommt der 13. August, und plötzlich verstellt die Mauer Susanne jegliche Möglichkeit einer Alternative..."
Fazit:
Eines der Themen, auf die ich immer wieder zu sprechen komme, sind Klappentexte. Selbstverständlich kann ein Klappentext nur einen Auszug darstellen, eine Ahnung von dem, was zwischen den Buchdeckeln verborgen sein mag. Und ein Buch wie "Wir sehen uns unter den Linden" verbirgt nicht nur die Geschichte eines Lebens, sondern ebenso die einer Nation und zweier Staaten - natürlich lässt sich dies nicht auf ein paar Sätze reduzieren. Allerdings gibt soviel Handlung auch die Möglichkeit, das, was der Klappentext verheißen soll, bestmöglich wiederzugeben. Warum es dann beim Lesen des Textes so scheint, als beginne die Handlung praktisch mit dem Mauerbau, wo sie doch mit ihr endet, will sich mir nicht erschließen...
Abgesehen vom Klappentext, ist es vor allem ein Adjektiv, das sich mir aufdrängt, wenn ich an "Wir sehen uns unter den Linden" denke: eindrücklich. Denn genau das ist dieser Roman. Ich habe schon viele Bücher gelesen, die vor, um, während und nach dem Zweiten Weltkrieg spielen. Susannes Sicht der Dinge ist mir in dieser Art aber noch nicht begegnet: Sie hat eine schöne Kindheit, trotz der Unruhen vor dem Krieg. Ihre Eltern lieben und beschützen sie, lieben einander und das vermitteln sie Susanne auch. Mit dem Tod des Vaters, der von der Gestapo erschossen wird, endet aber scheinbar alles Positive in ihrem Leben. Die Mutter wird depressiv, die Tante versucht, die Familie durch die schweren Zeiten zu bringen und Susanne hat sich dem Aufbau einer besseren Welt verschrieben. Dennoch ist sie ständig unsicher und vermutet grundsätzlich Negatives, kann auch nicht hinnehmen, dass schwarz/weiß meist nicht real ist und es viele Grautöne gibt - der Kapitalismus ist die Wurzel allen Übels, der Westen der böse Verführer...
Man kommt beim Lesen an einen Punkt, an dem man das Gefühl hat, viel mehr von Susannes negativer Aura nicht ertragen zu können und das ist genau der Moment (von der Autorin hervorragend gewählt) in dem Kelmi die Bühne betritt: Kelmi ist grundpositiv, manchmal naiv, aber nicht dumm. Er ist weich, wo sie hart ist, ist Melodie, wo sie Vernunft ist - ein wunderbarer Kontrapunkt und man kann gar nicht anders, als Kelmi in sein Herz zu schließen.
Susanne und ihr Leben vor, mit und zwischen Kelmi sind natürlich Hauptpunkt der Handlung, aber es gibt noch soviel mehr: zwischen den Episoden wird die Geschichte von Susannes Eltern erzählt, die Zeit bis zu jenem verhängnisvollen Tag, als die Gestapo vor der Tür stand, aber auch die Zeit danach aus Sicht von Tante Hille und mitunter Eugen - erst alles zusammen genommen ergibt ein Ganzes und zeigt nicht nur, wie unterschiedlich Menschen zu der Zeit lebten, sondern auch die Gesellschaft als Ganzes, der Wandel der Staaten - ist Lebensgeschichte so vieler und Zeitzeugnis aller.
Mit "Wir sehen uns unter den Linden" hat Charlotte Roth einen absolut authentischen Roman geschaffen, der viele unterschiedliche Perspektiven aufzeigt in einer Zeit des Wandels - eine definitive Leseempfehlung von meiner Seite!
Charlotte Roth
"Wir sehen uns unter den Linden"
erschienen bei Droemer Knaur
Sonntag, 19. Mai 2019
[Rezension] J L Butler - Mein
Kurzbeschreibung:
"Mit diesem Fall wird sie endlich Karriere machen, da ist sich die Londoner Scheidungsanwältin Francine Day sicher. Martin Joy will sich von seiner Frau Donna scheiden lassen. Der Unternehmer ist millionenschwer - und wahnsinnig attraktiv. Wider besseres Wissen beginnt Fran eine verbotene Affäre mit ihrem Mandanten, dem sie mehr und mehr verfällt. Als seine Frau kurz darauf spurlos verschwindet, gerät Martin ins Visier der Ermittlungen. Doch auch Fran hat ein Geheimnis. Sie ist nicht nur Anwältin und Geliebte des Hauptverdächtigen - sie ist die letzte Person, die Donna Joy lebend gesehen hat..."
Fazit:
Wenn ich zuerst darauf verweise, dass ich die Aufteilung des Anwaltberufs im britischen Recht in Rechtsanwälte und Prozessanwälte sehr interessant fand, könnte das missverstanden werden.
Denn das war ja nicht das einzig interessante, aber für mich persönlich etwas, was ich nicht wusste.
Back to topic: Francine Day ist mehr, als der Leser anfangs glaubt. Man sieht erst nur die strikt auf die Arbeit fokussierte, talentierte Anwältin, die es mal ganz nach oben schaffen wird. Von ihrem seelischen Ungleichgewicht, ihrer Unsicherheit und ihren Ängsten erfährt man erst später... So ist es einigermaßen überraschend, dass diese Karrieristin gerade beim charmanten Martin Joy zum hormongesteuerten Weibchen wird - aber sei's drum...
Denn ehrlich: Wie kann man Martin Joy nicht mögen? Ich mag ihn! Und bin natürlich direkt von seiner Unschuld ausgegangen, es wäre ja auch viel zu offensichtlich...aber dann kommen Hinweise und man muss seine Haltung überdenken..wieder und wieder...
Dieses "war er es oder nicht?" war sehr schön über den ganzen Plot gesteuert, das hat mir sehr gut gefallen. Das Ende hingegen fand ich ... bescheiden ... unbefriedigend...
Wäre dies das einzige gewesen, hätte ich sicher darüber hinweggesehen, was ist schon perfekt? Allerdings tauchen im ansonsten wirklich guten Lesefluss immer wieder Längen auf, die vor allem auf Francine zurückzuführen sind - endlose innere Monologe, die zur Handlung überhaupt nichts beitragen. Da wäre ein wenig Straffung sicher nicht verkehrt gewesen.
"Mein - Wie weit wirst du gehen, um ihn zu behalten?" von J L Butler hat gute Anlagen und auch einen guten Plot. Ich mag die Spannung, die immer wieder auftaucht, das subtile Anschleichen der Ahnungen - leider wurde dies nicht konsequent genug durchgezogen.
Insgesamt also ein Buch, das durchaus keinen negativen Eindruck bei mir hinterlässt, wo ich mir bei einem nächsten Buch von J L Butler aber mehr Fokussierung wünschen würde.
J L Butler
"Mein - Wie weit wirst du gehen, um ihn zu behalten?"
erschienen im Rowohlt Verlag
"Mit diesem Fall wird sie endlich Karriere machen, da ist sich die Londoner Scheidungsanwältin Francine Day sicher. Martin Joy will sich von seiner Frau Donna scheiden lassen. Der Unternehmer ist millionenschwer - und wahnsinnig attraktiv. Wider besseres Wissen beginnt Fran eine verbotene Affäre mit ihrem Mandanten, dem sie mehr und mehr verfällt. Als seine Frau kurz darauf spurlos verschwindet, gerät Martin ins Visier der Ermittlungen. Doch auch Fran hat ein Geheimnis. Sie ist nicht nur Anwältin und Geliebte des Hauptverdächtigen - sie ist die letzte Person, die Donna Joy lebend gesehen hat..."
Fazit:
Wenn ich zuerst darauf verweise, dass ich die Aufteilung des Anwaltberufs im britischen Recht in Rechtsanwälte und Prozessanwälte sehr interessant fand, könnte das missverstanden werden.
Denn das war ja nicht das einzig interessante, aber für mich persönlich etwas, was ich nicht wusste.
Back to topic: Francine Day ist mehr, als der Leser anfangs glaubt. Man sieht erst nur die strikt auf die Arbeit fokussierte, talentierte Anwältin, die es mal ganz nach oben schaffen wird. Von ihrem seelischen Ungleichgewicht, ihrer Unsicherheit und ihren Ängsten erfährt man erst später... So ist es einigermaßen überraschend, dass diese Karrieristin gerade beim charmanten Martin Joy zum hormongesteuerten Weibchen wird - aber sei's drum...
Denn ehrlich: Wie kann man Martin Joy nicht mögen? Ich mag ihn! Und bin natürlich direkt von seiner Unschuld ausgegangen, es wäre ja auch viel zu offensichtlich...aber dann kommen Hinweise und man muss seine Haltung überdenken..wieder und wieder...
Dieses "war er es oder nicht?" war sehr schön über den ganzen Plot gesteuert, das hat mir sehr gut gefallen. Das Ende hingegen fand ich ... bescheiden ... unbefriedigend...
Wäre dies das einzige gewesen, hätte ich sicher darüber hinweggesehen, was ist schon perfekt? Allerdings tauchen im ansonsten wirklich guten Lesefluss immer wieder Längen auf, die vor allem auf Francine zurückzuführen sind - endlose innere Monologe, die zur Handlung überhaupt nichts beitragen. Da wäre ein wenig Straffung sicher nicht verkehrt gewesen.
"Mein - Wie weit wirst du gehen, um ihn zu behalten?" von J L Butler hat gute Anlagen und auch einen guten Plot. Ich mag die Spannung, die immer wieder auftaucht, das subtile Anschleichen der Ahnungen - leider wurde dies nicht konsequent genug durchgezogen.
Insgesamt also ein Buch, das durchaus keinen negativen Eindruck bei mir hinterlässt, wo ich mir bei einem nächsten Buch von J L Butler aber mehr Fokussierung wünschen würde.
J L Butler
"Mein - Wie weit wirst du gehen, um ihn zu behalten?"
erschienen im Rowohlt Verlag
[Rezension] Gitta Edelmann - Canterbury Symphony
Kurzbeschreibung:
"Auf Bitten des Pubbesitzers Canny ist Ella Martin, Liebesromanautorin und Hobbydetektivin, nach Schottland gereist. Sie soll dort nach dem Rechten sehen, denn Cannys Tante Flora behauptet, in ihrem Altenheim bestohlen zu werden. Oder wird die alte Dame langsam dement, wie die Leiterin von Scorrybreac House es behauptet?
Ella nutzt die Reise in den Norden auch, um sich über ihre Gefühle für Detective Inspector Alex Drake klar zu werden. Sie träumt von einsamen Wanderungen und gemütlichen Schreibabenden mit einem Gläschen Whisky.
Doch bei ihrer Ankunft auf der Isle of Skye wirkt die alte Dame auf Ella kein bisschen verwirrt. Dafür scheinen einige Leute in Scorrybreac House Geheimnisse zu haben: der charmante Witwer ebenso wie die blauhaarige Krankengymnastin. Was bleibt Ella anderes übrig, als den Dingen auf den Grund zu gehen?"
Fazit:
Ich habe vor einigen Jahren "Canterbury Requiem", den ersten Teil der Reihe um die sympathische Liebesromanautorin Ella Martin gelesen und mich sehr gut unterhalten gefühlt. Ich bin ja etwas schwierig, wenn es um Cosy Krimis geht, aber Gitta Edelmann und Ella Martin haben mich absolut überzeugt. Deshalb war ich auch etwas entsetzt festzustellen, dass "Canterbury Symphony" bereits der fünfte Teil der Reihe ist und ich die dazwischen liegenden verpasst habe - zum Glück lässt sich so etwas ja nachholen.
Hatte ich mich ursprünglich auf Canterbury gefreut, ist die Isle of Skye doch ein mehr als würdiger Ersatz, zumal Gitta Edelmann es versteht, die Insel vor dem inneren Auge des Lesers entstehen zu lassen.
Der Lesefluss ist sehr gut. Dies ist vor allem den Charakteren zu verdanken, denn darunter befinden sich einige Original und zu verbergen scheint auch so mancher etwas zu haben. Gegen Ende wird es auch richtig spannend, denn Ella lebt gefährlich.
So ist auch "Canterbury Symphony", welches sich übrigens problemlos ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände lesen lässt, ein wunderbarer Ausflug in Ellas Welt und eine unterhaltsame Schnitzeljagd auf der Suche nach der Wahrheit.
Gitta Edelmann
"Canterbury Symphony"
erschienen im Dryas Verlag
"Auf Bitten des Pubbesitzers Canny ist Ella Martin, Liebesromanautorin und Hobbydetektivin, nach Schottland gereist. Sie soll dort nach dem Rechten sehen, denn Cannys Tante Flora behauptet, in ihrem Altenheim bestohlen zu werden. Oder wird die alte Dame langsam dement, wie die Leiterin von Scorrybreac House es behauptet?
Ella nutzt die Reise in den Norden auch, um sich über ihre Gefühle für Detective Inspector Alex Drake klar zu werden. Sie träumt von einsamen Wanderungen und gemütlichen Schreibabenden mit einem Gläschen Whisky.
Doch bei ihrer Ankunft auf der Isle of Skye wirkt die alte Dame auf Ella kein bisschen verwirrt. Dafür scheinen einige Leute in Scorrybreac House Geheimnisse zu haben: der charmante Witwer ebenso wie die blauhaarige Krankengymnastin. Was bleibt Ella anderes übrig, als den Dingen auf den Grund zu gehen?"
Fazit:
Ich habe vor einigen Jahren "Canterbury Requiem", den ersten Teil der Reihe um die sympathische Liebesromanautorin Ella Martin gelesen und mich sehr gut unterhalten gefühlt. Ich bin ja etwas schwierig, wenn es um Cosy Krimis geht, aber Gitta Edelmann und Ella Martin haben mich absolut überzeugt. Deshalb war ich auch etwas entsetzt festzustellen, dass "Canterbury Symphony" bereits der fünfte Teil der Reihe ist und ich die dazwischen liegenden verpasst habe - zum Glück lässt sich so etwas ja nachholen.
Hatte ich mich ursprünglich auf Canterbury gefreut, ist die Isle of Skye doch ein mehr als würdiger Ersatz, zumal Gitta Edelmann es versteht, die Insel vor dem inneren Auge des Lesers entstehen zu lassen.
Der Lesefluss ist sehr gut. Dies ist vor allem den Charakteren zu verdanken, denn darunter befinden sich einige Original und zu verbergen scheint auch so mancher etwas zu haben. Gegen Ende wird es auch richtig spannend, denn Ella lebt gefährlich.
So ist auch "Canterbury Symphony", welches sich übrigens problemlos ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände lesen lässt, ein wunderbarer Ausflug in Ellas Welt und eine unterhaltsame Schnitzeljagd auf der Suche nach der Wahrheit.
Gitta Edelmann
"Canterbury Symphony"
erschienen im Dryas Verlag
Donnerstag, 16. Mai 2019
[Rezension] Christi Daugherty - Echo Killer
Kurzbeschreibung:
"Eine Frau Mitte dreißig, nackt und erstochen auf dem Küchenboden - aufgefunden von ihrer 12-jährigen Tochter. Als Polizeireporterin Harper McClain den Tatort sieht, hat sie nur einen Gedanken: Das grausame Szenario ist identisch mit einem anderen Mord. Dem an ihrer Mutter. Seit fünfzehn Jahren quält sie der Gedanke, dass der Killer noch immer auf freiem Fuß ist. Nun scheint er wieder zugeschlagen zu haben. Es gibt keine Fingerabdrücke, keine DNA, keine Spuren. Harper ist entschlossen, die Wahrheit endlich ans Licht zu bringen. Doch die hat ihren Preis."
Fazit:
Christi Daugherty kennt man als Autorin der "Night School" - Reihe. Mit "Echo Killer" hat sie nun ihren ersten Thriller für Erwachsene veröffentlicht.
Raue Schale - weicher Kern, so könnte man Harper McClain beschreiben. Nur dass sie diesen Kern am liebsten vor der Welt versteckt. Auf Abstand bedacht, lässt sie kaum jemanden an sich heran. In ihrem Job hingegen ist sie tough und unerschrocken, was nicht von Nachteil ist, wenn man als Polizeireporterin einer Zeitung arbeitet.
Harper ist ganz klar ein Typ und das macht mit den Reiz des Buches aus. Aber auch einige andere Charaktere sind eigen und charismatisch, was mitunter für Zündstoff sorgt.
Der Lesefluss ist gut, auch wenn sich im Mittelteil einige Längen eingeschlichen haben, aber die Neugier des Lesers trägt ihn darüber hinweg. Denn der Plot macht definitiv neugierig! Das ganze Buch hindurch rätselt man mit, versucht mit Harper, die Fakten zu einem Bild zusammenzusetzen und doch will es nicht recht gelingen. Auch die Auflösung der Geschichte hat mir wirklich gut gefallen.
Erwartet hätte ich mehr Atmosphäre - ein Schauplatz wie Savannah ist ja eigentlich perfekt zur Vermittlung des Südstaatenflairs, aber außer der Hitze kommt davon nicht viel beim Leser an.
Insgesamt hat mich "Echo Killer" gut unterhalten, auch wenn noch Luft nach oben da ist.
Christi Daugherty
"Echo Killer"
erschienen bei Rowohlt
"Eine Frau Mitte dreißig, nackt und erstochen auf dem Küchenboden - aufgefunden von ihrer 12-jährigen Tochter. Als Polizeireporterin Harper McClain den Tatort sieht, hat sie nur einen Gedanken: Das grausame Szenario ist identisch mit einem anderen Mord. Dem an ihrer Mutter. Seit fünfzehn Jahren quält sie der Gedanke, dass der Killer noch immer auf freiem Fuß ist. Nun scheint er wieder zugeschlagen zu haben. Es gibt keine Fingerabdrücke, keine DNA, keine Spuren. Harper ist entschlossen, die Wahrheit endlich ans Licht zu bringen. Doch die hat ihren Preis."
Fazit:
Christi Daugherty kennt man als Autorin der "Night School" - Reihe. Mit "Echo Killer" hat sie nun ihren ersten Thriller für Erwachsene veröffentlicht.
Raue Schale - weicher Kern, so könnte man Harper McClain beschreiben. Nur dass sie diesen Kern am liebsten vor der Welt versteckt. Auf Abstand bedacht, lässt sie kaum jemanden an sich heran. In ihrem Job hingegen ist sie tough und unerschrocken, was nicht von Nachteil ist, wenn man als Polizeireporterin einer Zeitung arbeitet.
Harper ist ganz klar ein Typ und das macht mit den Reiz des Buches aus. Aber auch einige andere Charaktere sind eigen und charismatisch, was mitunter für Zündstoff sorgt.
Der Lesefluss ist gut, auch wenn sich im Mittelteil einige Längen eingeschlichen haben, aber die Neugier des Lesers trägt ihn darüber hinweg. Denn der Plot macht definitiv neugierig! Das ganze Buch hindurch rätselt man mit, versucht mit Harper, die Fakten zu einem Bild zusammenzusetzen und doch will es nicht recht gelingen. Auch die Auflösung der Geschichte hat mir wirklich gut gefallen.
Erwartet hätte ich mehr Atmosphäre - ein Schauplatz wie Savannah ist ja eigentlich perfekt zur Vermittlung des Südstaatenflairs, aber außer der Hitze kommt davon nicht viel beim Leser an.
Insgesamt hat mich "Echo Killer" gut unterhalten, auch wenn noch Luft nach oben da ist.
Christi Daugherty
"Echo Killer"
erschienen bei Rowohlt
Dienstag, 14. Mai 2019
[Rezension] Anke Petersen - Hotel Inselblick - Wolken über dem Meer
Kurzbeschreibung:
"Hamburg 1892. Als der Kaufmann Wilhelm Stockmann beschließt, das Leben in der Stadt aufzugeben und mit seiner Familie auf die Nordseeinsel Amrum zu ziehen, um dort ein Hotel zu eröffnen, ahnt er nicht, auf welches Abenteuer er sich da einlässt. Besonders seine Tochter Rieke ist anfangs gar nicht für den Umzug zu begeistern, der ihr ganzes Leben aus den Angeln heben soll - ganz im Gegensatz zu ihrer Mutter Marta, die schon immer davon geträumt hat, ein eigenes Hotel zu führen. So stürzt sie sich denn mit Elan und aus vollem Herzen in die neue Aufgabe, und ganz allmählich lebt sich auch Rieke auf der Insel ein und knüpft erste zarte Bande.
Doch dann schlägt das Schicksal zu und macht alle Pläne zunichte..."
Fazit:
Von Natur aus ein Fan von Nordsee und Familiensagas, brauchte es nicht viel, mich für "Hotel Inselblick - Wolken über dem Meer" zu interessieren.
Was ich allerdings nicht erwartet hatte, war, dass die Autorin mich bereits nach wenigen Seiten vollkommen in ihren Bann gezogen hatte.
Der Autorin gelingt es bereits ganz am Anfang, dass der Leser sich mitten im Geschehen fühlt. Hamburg, Ende des 19. Jahrhunderts wird lebendig vor dem inneren Auge. Dazu kommt, dass Anke Petersen wahrlich über ein Händchen für Charaktere verfügt. Jeder einzelne ist so detailliert erdacht und so lebensecht - in dieser Gesellschaft fühlt man sich wohl und lernt so einige Originale kennen, ob Nele in Hamburg oder Kaline auf Amrum.
Je weiter die Handlung fortschreitet, desto größer wird der persönliche Drang, ebenfalls zur Nordseeinsel aufzubrechen...
Der Lesefluss ist sehr gut, Langeweile gibt es in "Hotel Inselblick" nicht. Man begleitet die Familie Stockmann von Hamburg nach Amrum und durch die Untiefen des Lebens - denn natürlich macht das Schicksal auch vor ihnen nicht halt. Gerade gegen Ende des Buches geht es so unter die Haut, dass die Augen feucht werden.
Ich habe jede einzelne Seite des Buches genossen und hätte wahnsinnig gern einfach direkt weitergelesen. Gut, dass der zweite Band "Hotel Inselblick - Wind der Gezeiten" bereits am 1. Juli erscheint.
Allen Freunden von Familiensagas und/oder Nordsee und solchen, die es werden wollen, kann ich das Buch nur wärmstens empfehlen.
Anke Petersen
"Hotel Inselblick - Wolken über dem Meer"
erschienen bei Droemer-Knaur
"Hamburg 1892. Als der Kaufmann Wilhelm Stockmann beschließt, das Leben in der Stadt aufzugeben und mit seiner Familie auf die Nordseeinsel Amrum zu ziehen, um dort ein Hotel zu eröffnen, ahnt er nicht, auf welches Abenteuer er sich da einlässt. Besonders seine Tochter Rieke ist anfangs gar nicht für den Umzug zu begeistern, der ihr ganzes Leben aus den Angeln heben soll - ganz im Gegensatz zu ihrer Mutter Marta, die schon immer davon geträumt hat, ein eigenes Hotel zu führen. So stürzt sie sich denn mit Elan und aus vollem Herzen in die neue Aufgabe, und ganz allmählich lebt sich auch Rieke auf der Insel ein und knüpft erste zarte Bande.
Doch dann schlägt das Schicksal zu und macht alle Pläne zunichte..."
Fazit:
Von Natur aus ein Fan von Nordsee und Familiensagas, brauchte es nicht viel, mich für "Hotel Inselblick - Wolken über dem Meer" zu interessieren.
Was ich allerdings nicht erwartet hatte, war, dass die Autorin mich bereits nach wenigen Seiten vollkommen in ihren Bann gezogen hatte.
Der Autorin gelingt es bereits ganz am Anfang, dass der Leser sich mitten im Geschehen fühlt. Hamburg, Ende des 19. Jahrhunderts wird lebendig vor dem inneren Auge. Dazu kommt, dass Anke Petersen wahrlich über ein Händchen für Charaktere verfügt. Jeder einzelne ist so detailliert erdacht und so lebensecht - in dieser Gesellschaft fühlt man sich wohl und lernt so einige Originale kennen, ob Nele in Hamburg oder Kaline auf Amrum.
Je weiter die Handlung fortschreitet, desto größer wird der persönliche Drang, ebenfalls zur Nordseeinsel aufzubrechen...
Der Lesefluss ist sehr gut, Langeweile gibt es in "Hotel Inselblick" nicht. Man begleitet die Familie Stockmann von Hamburg nach Amrum und durch die Untiefen des Lebens - denn natürlich macht das Schicksal auch vor ihnen nicht halt. Gerade gegen Ende des Buches geht es so unter die Haut, dass die Augen feucht werden.
Ich habe jede einzelne Seite des Buches genossen und hätte wahnsinnig gern einfach direkt weitergelesen. Gut, dass der zweite Band "Hotel Inselblick - Wind der Gezeiten" bereits am 1. Juli erscheint.
Allen Freunden von Familiensagas und/oder Nordsee und solchen, die es werden wollen, kann ich das Buch nur wärmstens empfehlen.
Anke Petersen
"Hotel Inselblick - Wolken über dem Meer"
erschienen bei Droemer-Knaur
Sonntag, 5. Mai 2019
[Rezension] Vincent Kliesch - Auris (nach einer Idee von Sebastian Fitzek)
Kurzbeschreibung:
"Matthias Hegel, genannt "Auris" (=lat.: das Ohr), ist ein akustischer Profiler. Die Stimme eines Täters genügt ihm, um Herkunft, Aussehen und Psyche zu ermitteln - und um Wahrheit von Lüge zu unterscheiden. Zahlreiche Kriminelle konnten mit seiner Hilfe überführt werden. Doch nun sitzt der renommierte Professor wegen eines Mordes in Haft, den er selbst gestanden hat.
Die junge True-Crime-Podcasterin Jula Ansorge hat ernste Zweifel an seiner Schuld und will einen Justizirrtum aufklären. Doch als sie zu tief in Hegels rätselhaftem Fall gräbt, bringt sie nicht nur sich selbst in Todesgefahr, sondern auch den Menschen, der ihr am wichtigsten ist..."
Fazit:
Nach seinen ersten Büchern, die ich wirklich richtig gut fand, konnte ich mit den Werken von Sebastian Fitzek nicht mehr viel anfangen. Dennoch möchte ich mich ausdrücklich für seine Ideengebung bedanken: ein forensischer Phonetiker, der ist mir in all den Krimis und Thrillern meines Leserlebens noch nicht begegnet. Ähnlich wie jemand, der sich mit Kinesiologie auskennt, aus Mimik und Gestik eines Menschens lesen kann, gelingt dies einem akustischen Profiler anhand der Stimme - sehr faszinierend und eine wirklich tolle Idee für einen Ermittler! Nur, dass Professor Hegel in diesem Fall gar nicht der Ermittler ist, sondern als verurteilter Mörder hinter Gittern sitzt...
Ich bin ein großer Fan von Vincent Klieschs Schreibstil und entsprechend froh, dass in der Ausführung von "Auris" ganz deutlich seine Handschrift zum Tragen kommt.
Unsere weibliche Protagonistin, Jula Ansorge (ja, ohne "i") ist ein sympathischer Charakter. Traumatisiert durch ein Extremerlebnis, das im Nachhinein ihrem Bruder das Leben kostete, worin sie einen Justizirrtum sieht, hat sie sich auf ihrem True-Crime-Podcast der Aufklärung solcher Irrtümer verschrieben. Als sie auf den Fall von Matthias Hegel stößt, merkt sie schnell, dass etwas anders ist. Denn Hegel wehrt sich vehement gegen ihre Ermittlungen und will überhaupt nicht, dass sie in seinem Fall ermittelt...
Der Lesefluss ist sehr gut, auch wenn ich anfangs die Zeitsprünge erst einmal sortieren musste. Da wir uns aber anschließend auf die Gegenwart beschränken, war das kein Problem.
Die Charaktere sind sehr interessant, jeder auf seine Weise, sehr bildhaft und lebensecht. Das Thema der forensischen Phonetik, das mit Hegel natürlich immer wieder aufflammt, bringt dem Buch etwas Besonderes, aber auch sonst brauchen sich Plot und Ausführung nicht zu verstecken.
Einzig eine Szene im Buch kam mir sofort eher unrealistisch und konstruiert vor und verwirrte mich nachhaltig, hielt ich sie doch erst für eine Finte und wartete vergeblich darauf, dass sie sich aufklärt - aber nein, sie war genau so gemeint, für meinen Fall aber zu sehr "kommt wie gerufen". Aber das ist auch schon der einzige Kritikpunkt, den ich an "Auris" habe. Aufgrund der letzten Buchszene darf man davon ausgehen, wieder von Jula und Hegel zu lesen, worauf ich mich schon jetzt freue!
Vincent Kliesch
"Auris"
erschienen bei Droemer Knaur
"Matthias Hegel, genannt "Auris" (=lat.: das Ohr), ist ein akustischer Profiler. Die Stimme eines Täters genügt ihm, um Herkunft, Aussehen und Psyche zu ermitteln - und um Wahrheit von Lüge zu unterscheiden. Zahlreiche Kriminelle konnten mit seiner Hilfe überführt werden. Doch nun sitzt der renommierte Professor wegen eines Mordes in Haft, den er selbst gestanden hat.
Die junge True-Crime-Podcasterin Jula Ansorge hat ernste Zweifel an seiner Schuld und will einen Justizirrtum aufklären. Doch als sie zu tief in Hegels rätselhaftem Fall gräbt, bringt sie nicht nur sich selbst in Todesgefahr, sondern auch den Menschen, der ihr am wichtigsten ist..."
Fazit:
Nach seinen ersten Büchern, die ich wirklich richtig gut fand, konnte ich mit den Werken von Sebastian Fitzek nicht mehr viel anfangen. Dennoch möchte ich mich ausdrücklich für seine Ideengebung bedanken: ein forensischer Phonetiker, der ist mir in all den Krimis und Thrillern meines Leserlebens noch nicht begegnet. Ähnlich wie jemand, der sich mit Kinesiologie auskennt, aus Mimik und Gestik eines Menschens lesen kann, gelingt dies einem akustischen Profiler anhand der Stimme - sehr faszinierend und eine wirklich tolle Idee für einen Ermittler! Nur, dass Professor Hegel in diesem Fall gar nicht der Ermittler ist, sondern als verurteilter Mörder hinter Gittern sitzt...
Ich bin ein großer Fan von Vincent Klieschs Schreibstil und entsprechend froh, dass in der Ausführung von "Auris" ganz deutlich seine Handschrift zum Tragen kommt.
Unsere weibliche Protagonistin, Jula Ansorge (ja, ohne "i") ist ein sympathischer Charakter. Traumatisiert durch ein Extremerlebnis, das im Nachhinein ihrem Bruder das Leben kostete, worin sie einen Justizirrtum sieht, hat sie sich auf ihrem True-Crime-Podcast der Aufklärung solcher Irrtümer verschrieben. Als sie auf den Fall von Matthias Hegel stößt, merkt sie schnell, dass etwas anders ist. Denn Hegel wehrt sich vehement gegen ihre Ermittlungen und will überhaupt nicht, dass sie in seinem Fall ermittelt...
Der Lesefluss ist sehr gut, auch wenn ich anfangs die Zeitsprünge erst einmal sortieren musste. Da wir uns aber anschließend auf die Gegenwart beschränken, war das kein Problem.
Die Charaktere sind sehr interessant, jeder auf seine Weise, sehr bildhaft und lebensecht. Das Thema der forensischen Phonetik, das mit Hegel natürlich immer wieder aufflammt, bringt dem Buch etwas Besonderes, aber auch sonst brauchen sich Plot und Ausführung nicht zu verstecken.
Einzig eine Szene im Buch kam mir sofort eher unrealistisch und konstruiert vor und verwirrte mich nachhaltig, hielt ich sie doch erst für eine Finte und wartete vergeblich darauf, dass sie sich aufklärt - aber nein, sie war genau so gemeint, für meinen Fall aber zu sehr "kommt wie gerufen". Aber das ist auch schon der einzige Kritikpunkt, den ich an "Auris" habe. Aufgrund der letzten Buchszene darf man davon ausgehen, wieder von Jula und Hegel zu lesen, worauf ich mich schon jetzt freue!
Vincent Kliesch
"Auris"
erschienen bei Droemer Knaur
Mittwoch, 1. Mai 2019
[Rezension] Sarah Saxx - Extended Trust
Kurzbeschreibung:
"Allein die Vorstellung, mit Männern intim zu werden, löst bei Charlotte Young seit Jahren Panik aus. Um sich endlich von dieser zu befreien, wählt sie eine ungewöhnliche Selbsttherapie, die sie geradewegs ins Extended führt - einen exklusiven Club, der sich ausschließlich um die sexuellen Bedürfnisse von Frauen kümmert. Hier trifft sie auf Trenton Parker: Clubbesitzer, Barkeeper und Callboy.
Bei Charlotte spürt er sofort, dass sie keine gewöhnliche Kundin ist. Denn obwohl sie den Vertrag für Mitglieder unterschreibt, weist sie ihn zurück, was nicht nur einen ungewahnten Reiz auslöst, sondern Gefühle in ihm weckt, mit denen er nicht gerechnet hätte...
Er setzt alles daran, aus Charlotts widersprüchlichem Verhalten schlau zu werden und ihr Vertrauen zu gewinnen. Und auch sie sucht immer wieder seine Nähe. Doch was, wenn ihre seelischen Wunden tiefer reichen, als er erahnen kann?"
Fazit:
"Extended Trust" ist der Auftakt zu Sarah Saxxs neuer "Extended" - Reihe. Noch in diesem Jahre dürfen wir mit weiteren Bänden rechnen.
Alles, was man über "Extended Trust" wissen muss, sagt einem im Prinzip der Klappentext. Natürlich ein Liebesroman, immerhin steht "Sarah Saxx" auf dem Cover. Was einen Liebesroman ausmacht, ist meines Erachtens das Gefühl - nicht nur das zwischen den Protagonisten, sondern auch das, was vom Autor transportiert beim Leser ankommt. Und da ist "Extended Trust" ein wunderbares Beispiel. Denn von Anfang an schließt man Charlotte und Trenton ins Herz!
Der Lesefluss ist sehr gut, man mag sich gar nicht von den beiden trennen und das Leben sorgt immer wieder für glückliche, traurige, schöne und weniger schöne Momente, sodass man permanent mitfiebert, vor allem, nachdem Gerüchte auftauchen...
Man kann gar nicht in Worte fassen, mit welch wohligem Gefühl man als Leser nach Beenden des Buches zurückbleibt - genau DAS möchte ich von einem Liebesroman.
Charlotte und Trenton haben es sogar geschafft, mein bisheriges Favourite Couple aus Sarah Saxxs Büchern - nämlich Ashley und Travis aus "King of Chicago" - vom Thron zu stoßen! Ob sie dort lange sitzen bleiben dürfen, kann ich allerdings noch nicht garantieren, denn im zweiten Teil der "Extended"-Reihe "Extended Hope" wird es um Hayley gehen und wer "Extended Trust" gelesen hat, weiß, dass Hayley ein ganz besonderer Charakter ist...
Sarah Saxx
"Extended Trust"
"Allein die Vorstellung, mit Männern intim zu werden, löst bei Charlotte Young seit Jahren Panik aus. Um sich endlich von dieser zu befreien, wählt sie eine ungewöhnliche Selbsttherapie, die sie geradewegs ins Extended führt - einen exklusiven Club, der sich ausschließlich um die sexuellen Bedürfnisse von Frauen kümmert. Hier trifft sie auf Trenton Parker: Clubbesitzer, Barkeeper und Callboy.
Bei Charlotte spürt er sofort, dass sie keine gewöhnliche Kundin ist. Denn obwohl sie den Vertrag für Mitglieder unterschreibt, weist sie ihn zurück, was nicht nur einen ungewahnten Reiz auslöst, sondern Gefühle in ihm weckt, mit denen er nicht gerechnet hätte...
Er setzt alles daran, aus Charlotts widersprüchlichem Verhalten schlau zu werden und ihr Vertrauen zu gewinnen. Und auch sie sucht immer wieder seine Nähe. Doch was, wenn ihre seelischen Wunden tiefer reichen, als er erahnen kann?"
Fazit:
"Extended Trust" ist der Auftakt zu Sarah Saxxs neuer "Extended" - Reihe. Noch in diesem Jahre dürfen wir mit weiteren Bänden rechnen.
Alles, was man über "Extended Trust" wissen muss, sagt einem im Prinzip der Klappentext. Natürlich ein Liebesroman, immerhin steht "Sarah Saxx" auf dem Cover. Was einen Liebesroman ausmacht, ist meines Erachtens das Gefühl - nicht nur das zwischen den Protagonisten, sondern auch das, was vom Autor transportiert beim Leser ankommt. Und da ist "Extended Trust" ein wunderbares Beispiel. Denn von Anfang an schließt man Charlotte und Trenton ins Herz!
Der Lesefluss ist sehr gut, man mag sich gar nicht von den beiden trennen und das Leben sorgt immer wieder für glückliche, traurige, schöne und weniger schöne Momente, sodass man permanent mitfiebert, vor allem, nachdem Gerüchte auftauchen...
Man kann gar nicht in Worte fassen, mit welch wohligem Gefühl man als Leser nach Beenden des Buches zurückbleibt - genau DAS möchte ich von einem Liebesroman.
Charlotte und Trenton haben es sogar geschafft, mein bisheriges Favourite Couple aus Sarah Saxxs Büchern - nämlich Ashley und Travis aus "King of Chicago" - vom Thron zu stoßen! Ob sie dort lange sitzen bleiben dürfen, kann ich allerdings noch nicht garantieren, denn im zweiten Teil der "Extended"-Reihe "Extended Hope" wird es um Hayley gehen und wer "Extended Trust" gelesen hat, weiß, dass Hayley ein ganz besonderer Charakter ist...
Sarah Saxx
"Extended Trust"
[Rezension] Thomas Elbel - Die Todesbotin
Kurzbeschreibung:
"Berlin-Neukölln: Ein Deutschtürke liegt erschossen in seinem Handyladen. Kurz darauf findet man nach einer Explosion in einer verlassenen Kinderklinik die Leiche eines jungen Flüchtlings. Spuren legen eine Verbindung zu dem Mord in Neukölln nahe. Der Staatsschutz vermutet einen terroristischen Hintergrund und reißt beide Fälle an sich. Viktor Puppe und seine Kollegen vom Berliner LKA verfolgen eine ganz andere Spur, die sie zu einer zwielichtigen "völkischen Siedlung" vor den Toren der Stadt führt. Viktor schleust sich in die Gemeinschaft ein und ist bei den Ermittlungen von nun an auf sich allein gestellt..."
Fazit:
"Die Todesbotin" ist der zweite Fall für Viktor Puppe. Nachdem mir "Der Todesmeister", Puppes Auftaktfall, sehr gut gefallen hatte, war es natürlich keine Frage, dass ich dem erscheinen von "Die Todesbotin" entgegen gefiebert habe.
Man kann das Buch auch ohne Kenntnis des Vorgängers lesen, verpasst dadurch allerdings ein wenig des Zwischenmenschlichen, warum Viktors Kollegen Ken und Begüm ihm gegenüber so sind wie sie sind und was es mit Viktors Großvater auf sich hat. Die Kommissare Viktor, Ken und Begüm werden aber zum besseren Verständnis auch im Umschlag vorgestellt.
Bereits nach wenigen Seiten ist man wieder mittendrin in Viktors Welt, was nicht zuletzt Ken und seiner unnachahmlichen Art zu verdanken ist. Mal ganz davon abgesehen, dass wir am Schauplatz eines Mordes starten.
Der Lesefluss ist gut, es wird nicht langweilig, allerdings geht im Verlauf die Spannung immer wieder verloren. Dies liegt meines Erachtens an den vielen unterschiedlichen politischen Themen, die alle ihren Platz beanspruchen: das Thema Flüchtlinge, Terroristen, Nazis... all dies verleiht dem Buch einen sehr aktuellen politischen Touch, bremst aber die Dynamik und die Spannung aus.
Versteht mich nicht falsch, mich hat "Die Todesbotin" gut unterhalten, vor allem wegen der Charaktere von Ken und Viktor, wohingegen mich Begüm immer wieder auf die Palme gebracht hat, aber im Vergleich zu "Der Todesmeister" kann Viktors zweiter Teil leider nicht ganz bestehen.
Nichts desto trotz hoffe ich auf ein Wiederlesen mit Viktor und Ken.
Thomas Elbel
"Die Todesbotin"
erschienen im blanvalet - Verlag
"Berlin-Neukölln: Ein Deutschtürke liegt erschossen in seinem Handyladen. Kurz darauf findet man nach einer Explosion in einer verlassenen Kinderklinik die Leiche eines jungen Flüchtlings. Spuren legen eine Verbindung zu dem Mord in Neukölln nahe. Der Staatsschutz vermutet einen terroristischen Hintergrund und reißt beide Fälle an sich. Viktor Puppe und seine Kollegen vom Berliner LKA verfolgen eine ganz andere Spur, die sie zu einer zwielichtigen "völkischen Siedlung" vor den Toren der Stadt führt. Viktor schleust sich in die Gemeinschaft ein und ist bei den Ermittlungen von nun an auf sich allein gestellt..."
Fazit:
"Die Todesbotin" ist der zweite Fall für Viktor Puppe. Nachdem mir "Der Todesmeister", Puppes Auftaktfall, sehr gut gefallen hatte, war es natürlich keine Frage, dass ich dem erscheinen von "Die Todesbotin" entgegen gefiebert habe.
Man kann das Buch auch ohne Kenntnis des Vorgängers lesen, verpasst dadurch allerdings ein wenig des Zwischenmenschlichen, warum Viktors Kollegen Ken und Begüm ihm gegenüber so sind wie sie sind und was es mit Viktors Großvater auf sich hat. Die Kommissare Viktor, Ken und Begüm werden aber zum besseren Verständnis auch im Umschlag vorgestellt.
Bereits nach wenigen Seiten ist man wieder mittendrin in Viktors Welt, was nicht zuletzt Ken und seiner unnachahmlichen Art zu verdanken ist. Mal ganz davon abgesehen, dass wir am Schauplatz eines Mordes starten.
Der Lesefluss ist gut, es wird nicht langweilig, allerdings geht im Verlauf die Spannung immer wieder verloren. Dies liegt meines Erachtens an den vielen unterschiedlichen politischen Themen, die alle ihren Platz beanspruchen: das Thema Flüchtlinge, Terroristen, Nazis... all dies verleiht dem Buch einen sehr aktuellen politischen Touch, bremst aber die Dynamik und die Spannung aus.
Versteht mich nicht falsch, mich hat "Die Todesbotin" gut unterhalten, vor allem wegen der Charaktere von Ken und Viktor, wohingegen mich Begüm immer wieder auf die Palme gebracht hat, aber im Vergleich zu "Der Todesmeister" kann Viktors zweiter Teil leider nicht ganz bestehen.
Nichts desto trotz hoffe ich auf ein Wiederlesen mit Viktor und Ken.
Thomas Elbel
"Die Todesbotin"
erschienen im blanvalet - Verlag
[Rezension] Frank Goldammer - Grosses Sommertheater
Kurzbeschreibung:
"Der steinreiche, schwerkranke Patriarch Joseph lädt die gesamte Familie für ein Wochenende in seine Villa an die Ostsee ein. Josephs Söhne sind seit Jahren zerstritten, aber die Aussicht auf das Erbe lässt sie mit Kind und Kegel anreisen. Die Gästeliste ist lang und birgt reichlich Zündstoff. Die Sonne brennt und die Luft wird immer dicker. Bis es, im wahrsten Sinne des Wortes, knallt."
Fazit:
Man sollte "Grosses Sommertheater" nicht lesen, weil man die Krimis von Frank Goldammer mag. Denn "Grosses Sommertheater" ist definitiv etwas ganz anderes.
Man sollte also darauf vertrauen, dass der Autor auch in der Lage ist, abseits von Max Heller etwas Lesenswertes zu Papier zu bringen.
"Skurril" ist das erste Wort, dass mir nach dem Lesen - und ehrlich gesagt auch währenddessen - durch den Kopf spukte. Anfangs malt Frank Goldammer ein Bild eines idyllischen Sommerurlaubs an der Ostsee. Spielen am Strand, entspannen, Sonne tanken, abschalten vom Alltag.... und dann laufen sie auf, unsere Protagonisten.
Es gibt so ziemlich kein Klischee, das ausgelassen wird: ob die leicht zurückgebliebene Hausfrau, der korrupte Kommunalpolitiker, der halbseidene keiner-weiß-so-ganz-was-er-überhaupt-macht Halbbruder - so wirklich normal ist niemand in der Familie und zu verbergen haben sie alle etwas. Es eint sie die Gier auf das nahende Erbe des schwerkranken Familienoberhauptes. Ansonsten haben sie nichts gemeinsam und mögen sich auch eigentlich alle nicht wirklich.
Genau dieses Aufeinandertreffen der klischeebeladenen Familienmitglieder, die sich ansonsten eigentlich eher aus dem Weg gehen und das sich spürbar aufbauende Brodeln und das Wissen, dass irgendetwas passieren wird, ist es, was "Grosses Sommertheater" so unterhaltsam macht.
Zwischendrin kommt irgendwann der Punkt, an dem man denkt, so langsam könnte der Autor aber doch ein wenig Dynamik bringen und als habe der den Gedanken gehört, passiert genau das. Alles endet letztendlich bei der Maxime: "Der Zweck heiligt die Mittel!"
Frank Goldammers "Grosses Sommertheater" ist eine überaus unterhaltsame schwarze Sommerkomödie, die ich gern gelesen habe. Dennoch freue ich mich sehr auf den nächsten Fall von Max Heller.
Frank Goldammer
"Grosses Sommertheater"
erschienen im dtv-Verlag
"Der steinreiche, schwerkranke Patriarch Joseph lädt die gesamte Familie für ein Wochenende in seine Villa an die Ostsee ein. Josephs Söhne sind seit Jahren zerstritten, aber die Aussicht auf das Erbe lässt sie mit Kind und Kegel anreisen. Die Gästeliste ist lang und birgt reichlich Zündstoff. Die Sonne brennt und die Luft wird immer dicker. Bis es, im wahrsten Sinne des Wortes, knallt."
Fazit:
Man sollte "Grosses Sommertheater" nicht lesen, weil man die Krimis von Frank Goldammer mag. Denn "Grosses Sommertheater" ist definitiv etwas ganz anderes.
Man sollte also darauf vertrauen, dass der Autor auch in der Lage ist, abseits von Max Heller etwas Lesenswertes zu Papier zu bringen.
"Skurril" ist das erste Wort, dass mir nach dem Lesen - und ehrlich gesagt auch währenddessen - durch den Kopf spukte. Anfangs malt Frank Goldammer ein Bild eines idyllischen Sommerurlaubs an der Ostsee. Spielen am Strand, entspannen, Sonne tanken, abschalten vom Alltag.... und dann laufen sie auf, unsere Protagonisten.
Es gibt so ziemlich kein Klischee, das ausgelassen wird: ob die leicht zurückgebliebene Hausfrau, der korrupte Kommunalpolitiker, der halbseidene keiner-weiß-so-ganz-was-er-überhaupt-macht Halbbruder - so wirklich normal ist niemand in der Familie und zu verbergen haben sie alle etwas. Es eint sie die Gier auf das nahende Erbe des schwerkranken Familienoberhauptes. Ansonsten haben sie nichts gemeinsam und mögen sich auch eigentlich alle nicht wirklich.
Genau dieses Aufeinandertreffen der klischeebeladenen Familienmitglieder, die sich ansonsten eigentlich eher aus dem Weg gehen und das sich spürbar aufbauende Brodeln und das Wissen, dass irgendetwas passieren wird, ist es, was "Grosses Sommertheater" so unterhaltsam macht.
Zwischendrin kommt irgendwann der Punkt, an dem man denkt, so langsam könnte der Autor aber doch ein wenig Dynamik bringen und als habe der den Gedanken gehört, passiert genau das. Alles endet letztendlich bei der Maxime: "Der Zweck heiligt die Mittel!"
Frank Goldammers "Grosses Sommertheater" ist eine überaus unterhaltsame schwarze Sommerkomödie, die ich gern gelesen habe. Dennoch freue ich mich sehr auf den nächsten Fall von Max Heller.
Frank Goldammer
"Grosses Sommertheater"
erschienen im dtv-Verlag
Abonnieren
Posts (Atom)