Kurzbeschreibung:
Ein Leben ohne Musik - für Musiker Ben undenkbar. Doch momentan hat er die Nase gestrichen voll. Nicht von der Musik, sondern von dem ganzen Drumherum. Unter Schmerzen versucht er einen Neuanfang. Nur seine Ex-Freundin Tine hätte er gern wieder mit dabei. Aber Ben weiß, um sie zurückzuerobern, muss er sich diesmal etwas ganz Besonderes ausdenken. Plötzlich zeigt sich das Schicksal von seiner freundlichen Seite und gibt ihm eine Chance. Wenn es ihn nur nicht ausgerechnet in seinen alten Heimatort schicken würde, zurück nach Quadrath-Ichendorf...
Über den Autor:
Martell Beigang spielt Schlagzeug bei m.walking on the water, schreibt Songs und singt bei Hallo *Erde, bekam für seine Arbeit mit Dick Brave & the Backbeats Doppel-Platin und gibt mit dem Swinger Club der deutschen Jazzszene neue Impulse. 2007 erschein sei erfolgreiches Debüt unverarschbar, 2009 das Hörbuch gelesen von Sasha. Martell Beigang lebt in Köln.
Fazit:
Zuerst fiel mir das Cover ins Auge: Ich liebe Holzdielen und da Musik neben den Büchern ein wichtiger Bestandteil meines Lebens ist, gefiel mir das natürlich ausnehmend gut. Der altertümliche Herd und die Uhr geben dem Ganzen ein gewisses Retro-Image, was zum Klappentext paßt, immerhin verschlägt es den Hauptprotagonisten Ben in seine spießige Heimatstadt.
Der Klappentext selbst verheißt Unterhaltsames und Amüsantes - dachte ich zumindest.
Als ich das Buch das erste Mal in der Hand hielt, war ich überrascht, wie dünn es ist - knapp 150 Seiten umfasst die Geschichte. Auch diese können recht lang werden, wie ich nun weiß.
Bei Büchern ist es wie mit allen Dingen im Leben - die Chemie muss stimmen. Meist weiß man beim Lesen des Klappentextes, ob das Buch den eigenen Geschmack trifft, manchmal wird man positiv überrascht, manchmal eines Besseren belehrt.
Wir lernen Ben kennen, bei dem gerade ziemlich viel schief läuft: seine Freundin Tine hat ihn verlassen, seine Band sich aufgelöst und er weiß grad nicht so richtig, was er mit seinem Leben anfangen soll - ein guter Ausgangspunkt für die Geschichte, wie ich finde. Gespannt, was nun passiert, las ich weiter.......leider passierte.....erstmal gar nichts. Ben suhlte sich die folgenden Seiten in Selbstmitleid und das auf eine deprimierende, wenig unterhaltende Art. Tine hier und Tine da, Tine hat ihn verlassen, er weiß gar nicht so richtig warum und überhaupt kann das nicht seine Schuld gewesen sein, so wie gar nichts seine Schuld ist und alles vom bösen Universum und der bösen Gesellschaft verursacht wird. Diese ist nämlich auch schuld daran, dass es mit seiner Musikkarriere nichts wurde, weil die Menschen einfach nicht genug Ahnung von Musik haben, um seine Ergüsse würdigen zu können. Generell ist Ben eine recht einseitige narzisstische Persönlichkeit: so weint er auf der Beerdigung seiner Tante - nicht etwa aus Trauer, sondern weil ihm dies als Bild dafür erscheint, dass ihn soviel Negatives im Leben verfolgt.
Im Grund lässt sich der Tenor des Buches in einem Satz zusammenfassen, den ich komplett zitieren kann, da er ganz genau so im Buch vorkommt: "Wie es auch läuft, er fühlt sich vom Schicksal betrogen."
Nach gut 50 Seiten war ich vom "Dauergetine" echt ziemlich genervt und das kommt bei mir nicht so häufig vor. Ich hab mir nur noch gewünscht, dass Ben entweder drüber hinwegkommt und seinem Leben selbst mal neue Impulse gibt oder meinetwegen auch Tine zurückkommt - nur das Dauergewinsel sollte ein Ende haben!
Als optimistischer Mensch hoffte ich immer noch, dass die Handlung irgendwann an Fahrt gewinnt, immerhin soll es ihn ja in die Heimat zurück verschlagen und da wird dann ja wohl auch irgendwas geschehen.....nach knapp der Hälfte des Buches ist es dann auch so weit und Ben zieht weg aus der Großstadt ab in die Heimat.
Dort kommt dann tatsächlich etwas Tempo in die Geschichte, allerdings nicht genug, um es für mich im Ganzen rauszureißen.
Mitunter hatte ich ein Problem, dem zeitlichen Ablauf zu folgen, da übergangslos direkt Montate vergingen, ohne dass das klar ersichtlich war, die Sprünge waren mir persönlich zu hart.
Was Ben angeht, fehlte es mir irgendwie an Authentizität, das mag aber rein an meinem Bild eines Musikers liegen. Ein Musiker macht nicht Musik, er lebt Musik und die Musik lebt in ihm - zwar erzählt Ben immer, sein Leben ohne Musik sei nichts wert, aber von ihm kommen keine Schwingungen rüber - falls irgendjemand versteht, was ich damit sagen möchte...
Und nicht, dass ich Musiker per definitionem für unterbelichtet halte, aber irgendwie bekomme ich es für mich nicht in Einklang: ein Pop-Musiker, der Sätze von sich gibt wie "Sich mit dem Prekariat zu solidarisieren, und sei es nur für den Moment des Tooooooor-Brüllens, jagt ihnen einen politisch korrekten Schauer über den Rücken."
Möglicherweise fehlt mir auch nur ein Y-Chromosom, um die Genialität hinter all dem zu verstehen...möglicherweise ist dies einfach ein Männerbuch, so wie es ja auch Bücher gibt, die Männern nur ein müdes Schulterzucken wert sind, Frauen aber in Begeisterungsstürme ausbrechen lassen. Ich persönlich verzichte aber gern auf Sätze wie: "Ben sitzt auf der Toilette. Schon nach kurzer Zeit wird es zur Gewissheit: falscher Alarm." Die Stuhlganggewohnheiten der Personen eines Buches sind mir ehrlich gesagt ziemlich schnuppe...
Nicht dass ihr mich falsch versteht: Ich möchte nicht sagen, dass es ein schlechtes Buch ist, nur sind das Buch und ich bzw. der Schreibstil des Autors und ich, wohl einfach nicht auf einer Wellenlänge.
Zur Ehrenrettung der Protagonisten sei auch noch gesagt, dass die Freunde von Ben, Matze und Greg, echt nette Typen sind, die deutlich mehr in der "richtigen Welt" leben, den Rest der Menschheit auch nicht so blasiert von oben herab betrachten und mit denen man sicher eine Menge Spaß haben könnte - wäre nicht Spaßbremse Ben immer dabei...
Für mich leider eine hölzerne Umsetzung eines Themas, das an sich an Menge unterhaltsames Potential bieten könnte.
Nähere Informationen zum Buch und die Möglichkeit, es direkt zu bestellen, findet ihr hier: zu Gast im eigenen Leben
Nähere Informationen zum Buch und die Möglichkeit, es direkt zu bestellen, findet ihr hier: zu Gast im eigenen Leben
Das Thema selbst ist nicht schlecht und es hat mich angesprochen. So ging ich vielleicht mit überzogenen Erwartungen an das Buch, die letztlich nicht bestätigt wurden.
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