Bücher

Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne.
-
Jean Paul

Dienstag, 3. Juli 2012

John Friedmann - Flaschendrehen furioso

Kurzbeschreibung:
Traumurlaub mal anders
Was passiert, wenn die Ferienvilla in Bella Italia mehrfach vermietet wird? Drei Paare und eine Singlefrau pochen auf ihre Verträge und bilden eine Ferien-WG. Keiner kann den anderen ausstehen. Nur wenn Genießer Carlo kocht, herrscht für kurze Zeit Frieden. Eines Abends spielen die sieben ausgerechnet Flaschendrehen - mit ungeahnten Folgen, denn jeder von ihnen packt aus.

Fazit:
Der Name des Autors, John Friedmann sagte mir erstmal gar nichts, so wie wahrscheinlich auch vielen von euch...außer...ja außer ihr seid eingefleischte "Erkan und Stefan" - Fans, dann wird er euch möglicherweise bekannt vorkommen. Auch auf dem Autorenbild hätte ich Erkan nicht erkannt, geschweige denn vermutet, dass er der deutschen Sprache so mächtig ist, dass er ein ganzes Buch zustande bekommt....doch ich sollte eines Besseren belehrt werden.

Das Cover von "Flaschendrehen furioso" ist so schlicht gehalten, dass ich es mir im Buchladen wohl nicht unbedingt ins Auge gestochen hätte, ein grüner Hintergrund, ein stilisiertes Ferienhaus, von Bäumen umgeben, vorn schwarz/weiß-Bilder von Urlaubern samt Gepäck. Der Titel selbst macht schon eher neugierig, Flaschendrehen kennt jeder, "furioso" verheißt einiges. Besonders ins Auge allerdings sticht, dass das Buch auf der rechten Seite keine Ecken, sondern Rundungen hat, was nicht nur optisch schön ist, sondern dadurch liegt das Buch auch gut in der Hand und man hat keine Befürchtungen, die Kanten könnten abstoßen.

Sieben sehr unterschiedliche Charaktere (3 Pärchen und Elli) landen zusammen in einer italienischen Ferienvilla - mehrfach vermietet, der Vermieter nicht zu erreichen. Da keiner nachgeben will, bleiben alle da. Die Stimmung ist weit weg von Urlaub, da jeder genervt von den ungebetenen Miturlaubern ist. Doch dann kommen Dinge in Gang, menschliche Eigenheiten und Abgründe treten zutage und wenn man denkt, der Rest der Handlung sei vorhersehbar, kommt es zu dramatischen Wendungen.

Besonders beeindruckt hat mich die Fähigkeit des Autors, nicht nur unterhaltend zu schreiben, sondern mit wenigen Worten den Charakter einer Person sehr explizit rüberzubringen und die Erzählweise jeweils der Person, die die Dinge sieht oder erlebt, anzupassen, sodass man direkt weiß, wer gerade im Vordergrund steht, das habe ich noch nicht oft erlebt. Kurzweilig bleibt das Buch auch durch die verschiedenen Perspektivenwechsel, wodurch man auch das Innenleben aller Beteiligten näher kennenlernt, nicht nur eine oder zwei Personen stehen im Vordergrund der Handlung, wie es oft in Romanen der Fall ist, sondern alle sieben.
Auch die Flexibilität von unterhaltsam zu dramatisch beherrscht John Friedmann, womit ich persönlich gar nicht gerechnet hätte und was mir im letzten Teil des Buches doch so manche Gänsehaut beschert hat.

Von mir eine klar Leseempfehlung, gerade zur Urlaubslektüre bestens geeignet, da man auch zu Hause auf dem Balkon problemlos nach Italien entführt wird.

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