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Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne.
-
Jean Paul

Freitag, 4. Januar 2019

[Rezension] Christiane Lind - Zeit des Mutes

Kurzbeschreibung:
"Deutschland 1913: Die schüchterne Emma wird von ihrer Familie zu Verwandten nach England geschickt, um einen Skandal zu vermeiden. Auf Hazelwell Manor taucht Emma in eine neue, ihr fremde Welt und verliebt sich unglücklich in Percival, den jungen Lord. Ihre Liebe scheint aussichtslos, bis sie Zeugin eines tragischen Unglücks wird. Nun hat sie Percival in der Hand und zwingt ihn zur Ehe.
Auch dem jungen Dienstmädchen Lucy fällt es schwer, sich an all die Regeln in Hazelwell Manor zu halten. Doch sie braucht diese Arbeit, um für ihre Familie zu sorgen. Nach dem schicksalhaften Unglück muss Lucy das Herrenhaus und ihr altes Leben verlassen. In London ist sie verloren, bis sie auf die Suffragetten, die Kämpferinnen für das Frauenwahlrecht, trifft.
Auch Emma ist mit ihrem Ehemann, der sie verachtet, nach London gezogen. Als sie Lucy wiedersieht, muss Emma sich entscheiden: Findet sie den Mut, die Wahrheit einzugestehen und ein eigenes Leben zu beginnen?"

Fazit:
"Zeit des Mutes" ist nicht nur die Geschichte von Emma, die versucht, sich in der Welt zurecht zu finden und dabei eine Menge über sich und die Gesellschaft lernen muss, sondern auch ein Zeugnis über den Kampf der Suffragetten für das Frauenwahlrecht.

Wenn ich "Suffragetten" höre, muss ich immer an Mrs. Banks denken, die Hausherrin in "Mary Poppins", die überzeugt vor sich hinsingend durchs Haus marschiert. Natürlich war mir bewusst, dass der Weg der Suffragetten nicht so unproblematisch und unterhaltsam war, wie es dort scheint. Wie extrem die Frauen aber von der Obrigkeit bekämpft wurden, bis hin zur Zwangsernährung im Gefängnis, wusste ich nicht. Und diese negativen Seiten des Kampfes um das Frauenwahlrecht transportiert Christiane Lind sehr eindrücklich. Mehr als einmal musste ich schlucken bei den Schilderungen.

Überhaupt gibt die Autorin in "Zeit des Mutes" einen umfassenden Einblick in das Leben zu der Zeit: der gewaltige Unterschied innerhalb eines Hauses - Herrschaft auf der einen Seite und Dienstboten auf der anderen lebten in komplett unterschiedlichen Welten und Verhältnissen. Und auch die Arbeitsbedingungen in den Fabriken, die manch einem einen frühen Tod bescherten, bekommt der Leser zu "sehen".

Dass all dies nicht zu einem deprimierenden oder gar langweiligen Buch wird, ist - neben Christiane Lind - vor allem Emma zu verdanken. Auch wenn ich gestehen muss, dass ich anfangs meine Schwieirgkeiten mit ihr hatte. Ihre Unbedarftheit und Naivität hat mich das ein oder andere Mal an den Rand des Wahnsinns gebracht. Aber umso umfassender ihr Wandel bzw. ihre Weiterentwicklung im Verlauf der Handlung.

All dies zusammengenommen ergibt einen Lesestoff, der mitreißt, mitnimmt, Emotionen unterschiedlichster Art hervorruft und bis zur letzten Seite mitfiebern lässt.

Christiane Lind
"Zeit des Mutes"
ISBN: 978-3-96443-403-6

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