Kurzbeschreibung:
"Dänemark verliert seine Unschuld, als ein Selbstmordattentäter im Tivoli, dem beliebtesten Vergnügungspark des Landes, eine Bombe zündet. Mehr als tausend Menschen finden den Tod. Doch niemand bekennt sich zu dem Anschlag, und die Ermittlungen laufen ins Leere. Bis Kommissarin Lene Jensen eine Verbindung zu einem vermeintlichen Selbstmord im U-Bahnhof Nørreport herstellt. Gemeinsam mit Privatdetektiv Michael Sander geht sie der Sache auf den Grund. Sie finden Schreckliches."
Fazit:
Ich bin ja zugegebenermaßen sehr kritisch, was Bücher skandinavischer Autoren angeht, aber "Trophäe" von Steffen Jacobsen hatte mir ausnehmend gut gefallen, entsprechend neugierig war ich auf sein neues Werk.
"Bestrafung" ist allerdings anders als "Trophäe". Schon allein deshalb, weil es ein fast prophetisches Buch zu sein scheint, wenn man die Ereignisse der letzten Monate betrachtet. Und, weil es erschreckend realistisch ist - genau so könnte es nämlich passieren.
Diese Präsenz der Realität drückt beim Lesen schon auf die Stimmung. Dazu kommt, dass Lene Jensen nach den Erlebnissen in "Trophäe" doch psychisch ziemlich am Ende ist und einen Großteil des Buches benötigt, um zu ihrer alten Form zurückzufinden. Auch Michael strahlt, als er nach gut 100 Seiten auftaucht, eine deprimierte Aura aus. Entsprechend bewegen wir uns nahezu durchgehend in einer Atmosphäre der Depression und (latenten) Aggression, die das Lesevergnügen schon etwas beeinträchtigt.
Der Lesefluss ist dennoch sehr gut, denn Spannung aufbauen ist etwas, was Steffen Jacobsen beherrscht. Und im Verlauf des Geschehens baut der Autor ein Puzzle von solcher Komplexität auf, dass man aufpassen muss, die einzelnen losen Fäden nicht aus den Augen und damit den Überblick zu verlieren - "Bestrafung" ist kein Buch, um es nebenher zu lesen. Wer ihm aber seine Aufmerksamkeit widmet, wird nicht enttäuscht werden.
Zusammengenommen ein erschreckend realer Thriller von gewisser Komplexität.
Steffen Jacobsen
"Bestrafung"
ISBN: 978-3-453-43763-0
erschienen bei Heyne
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