Bücher

Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne.
-
Jean Paul

Sonntag, 13. September 2015

[Rezension] Stephen King - Finderlohn

Kurzbeschreibung:
"John Rothstein hat in den Sechzigerjahren drei berühmte Romane veröffentlicht, seither aber nichts mehr. Morris Bellamy, ein psychopathischer Verehrer, ermordet den Autor aus Wut über dessen "Verrat". Seine Beute besteht aus einer großen Menge Geld und einer wahren Fundgrube an Notizbüchern. Bellamy vergräbt vorerst alles - und wandert dummerweise für ein völlig anderes Verbrechen in den Knast. Jahre später stößt der Junge Peter Sauber auf den "Schatz" und unterstützt mit dem Geld bis auf den letzten Cent seine Not leidende Familie. Nach 35 Jahren Haft wird Bellamy entlassen. Er kommt Peter, der nun die Notizbücher zu Geld machen will, auf die Spur und macht Jagd auf ihn. Kann Bill Hodges, der Detective a. D. aus Mr. Mercedes, den Wahnsinn stoppen?"

Fazit:
"Finderlohn" ist der zweite Teil der Trilogie um Bill Hodges, die mit "Mr. Mercedes" ihren Anfang nahm und dessen Abschlussteil wohl im kommenden Jahr erscheinen wird.

Da ich selbst "Mr. Mercedes" nicht gelesen habe, kann ich überzeugt sagen, dass dies für das Lesen und Verständnis von "Finderlohn" auch nicht notwendig ist, auch wenn im Laufe der Handlung immer wieder Querverweise zu "Mr. Mercedes" auftauchen. Allerdings scheinen Bill Hodges, Jerome und Holly, ebenso wie der Psychopath aus "Mr. Mercedes", der hier nur am Rande auftaucht, durchaus interessante Charaktere zu sein, sodass ich das Lesen von "Mr. Mercedes" mit Sicherheit nachholen werde.

"Finderlohn" ist in vielen Punkten ein "typischer" King - so weiß man als erfahrener King-Leser, dass die Bücher bzw. deren Handlungen mitunter eine recht lange Anlaufzeit haben, bis sie auf das Spannungs- und im besten Fall Gruselniveau kommen, das den Leser nicht mehr los lässt und dem Autor mit Recht seinen entsprechenden Ruf eingebracht hat.
Hier ist auf jeden Fall vorteilhaft, dass diese "Anlaufphase" mitnichten langweilig ist, wie ich es tatsächlich von einigen der besten Kings behaupte, die zwar im Verlauf wirklich, wirklich hervorragend werden, anfangs vom Leser aber einiges an Durchhaltevermögen verlangen - in "Finderlohn" ist die Handlung von Anfang an interessant und auch auf Spannung muss man nicht lang warten.

Es gibt verschiedene Handlungsstränge in verschiedenen Zeiten, die dann gegen Ende hin nachvollziehbar und schlüssig zusammengeführt werden. Die Charaktere sind gewohnt bildhaft und menschlich, dadurch aber ebenfalls nicht immer sympathisch, gestaltet und die Entwicklungen, die sie teilweise nehmen, passen ins Geschehen, sind aber nicht immer vorhersehbar.

Die Handlung selbst ist gut durchdacht und lässt den Leser auch auf über 500 Seiten nicht los. Über einen Mangel an Spannung kann man nicht klagen und gerade die letzten 100 Seiten machen wieder einmal deutlich, dass Stephen King trotz seiner hohen Ausbringungsmenge ein sehr hohes Schreibniveau verinnerlicht hat.

Wäre es kein King, wäre meine Rezension hier sicher zu Ende mit dem Fazit, dass es sich um ein sehr spannendes, mitunter blutiges, Buch mit einer äußerst interessanten Handlung handelt. Was für mich die Bücher von Stephen King allerdings so besonders machen, ist dieser Schauer des Grauens, der sich ab einem bestimmten Punkt still und heimlich das Rückgrat hochschleicht - und genau diesen vermisse ich, trotz der spannenden Handlung, hier leider. Ein Anflug davon ist auf den letzten Seiten zu spüren, wobei dies bereits eher ein Ausblick auf den nachfolgenden Teil ist.

Stephen King
"Finderlohn"
ISBN: 978-3-453-27009-1
erschienen im Heyne Verlag

2 Kommentare:

  1. Schöne Rezi. Aber trotzdem reizt mich in letzer Zeit nichts mehr, einen King zu lesen. Früher habe ich die Bücher verschlungen, aber die letzten scheinen ja eher Thriller zu sein als Horror.

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  2. Hi Nini, oh ja, die Anlaufzeit bei King ist manchmal echt lang, aber bisher konnte mich noch jedes seiner Bücher begeistern. Schön zu erfahren, dass man das Buch auch ohne Kenntnis von Mr. Mercedes lesen kann, das habe ich nämlich auch noch vor mir.

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