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Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne.
-
Jean Paul

Freitag, 26. September 2014

[Rezension] Irma Joubert - Das Mädchen aus dem Zug

Kurzbeschreibung:
"Polen 1944: Die kleine Gretel hat zwar alles verloren, aber sie ist schlau und lässt sich nicht so leicht unterkriegen. In Jakób findet sie einen Beschützer, der das Mädchen mit den jüdischen Wurzeln nach dem Krieg in einem Adoptionsprogramm unterbringt. Dieses bietet Kindern von SS-Offizieren in Südafrika ein neues Zuhause. Für Gretel, die nun Grietjie heißt, ändert sich von einem auf den anderen Tag alles.

Jahre später gerät ihr Leben völlig überraschend in Turbulenzen. Um ihr Glück zu finden, muss die erfolgreiche junge Frau sich mit Fragen auseinandersetzen, die sie bisher verdrängt hat..."

Fazit:
Meine Intention, dieses Buch zu lesen, bestand darin, dass ich bereits viel aus der Zeit des Dritten Reiches gelesen habe, aus den unterschiedlichsten Perspektiven und mit den unterschiedlichsten Handlungen. Dennoch fasziniert es mich, dass es immer noch Aspekte gibt, von denen ich bisher noch nie gehört habe - in diesem Fall das Adoptionsprogramm aus Südafrika.

Zugegeben - am Anfang hatte ich so meine Schwierigkeiten, in das Buch hinein zu finden, da ein Großteil der Handlung aus Sicht von Gretel geschildert wird, die anfangs erst sechs Jahre alt ist und der Schreibstil sich dieser kindlichen Perspektive anpasst. Das war für mich gewöhnungsbedürftig.

Der andere Teil der Geschichte wird aus Jakóbs Sicht erzählt und dieser Handlungsstrang ist mitunter bestürzend, denn die damaligen Zustände in Polen waren mir so nicht bewusst.

Schon jetzt ist zu erkennen, dass dies kein Buch ist, dass man "mal eben" zwischendurch liest, sondern eines, in das man eintaucht und das einen während und auch nach dem Lesen beschäftigt.

Die zweite Hälfte des Buches ist dann weniger bestürzend, aber wird dann sehr ergreifend und berührend. Denn zwar lebt Gretel dann in deutlich besseren und sichereren Umständen, steht aber immer zwischen den Nationen und zwischen den Religionen, die sie - jede für sich - geprägt haben.

Man kann dieses Buch nur als facettenreich bezeichnen, dabei sehr emotional und dennoch fundiert recherchiert.

Jedem, der sich von tiefgreifender Lektüre nicht abschrecken lässt, kann ich dieses Buch nur wärmstens empfehlen.

Irma Joubert
"Das Mädchen aus dem Zug"
ISBN: 978-3-86827-457-8
erschienen im Francke Verlag
€ 17,95

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