"Vor fast zwanzig Jahren richtete ein Amokläufer in einem kleinen Restaurant in Chinatown ein Blutbad an. Doch wer schreibt den Angehörigen der Opfer seither jahraus, jahrein jene Briefe, die besagen, dass der wahre Täter noch immer nicht gefasst sei? Erst als fast zwei Jahrzehnte später bei einer Stadtführung durch Boston die Leiche einer Frau gefunden wird, die mit einem antiken chinesischen Ritualschwert verstümmelt wurde, wird der alte Fall wieder aufgerollt. Und nicht immer haben Jane Rizzoli und Maura Isles bei den Ermittlungen das Gefühl, es mit einem leibhaftigen Gegner aus Fleisch und Blut zu tun zu haben..."
Fazit:
Zwar lese ich mittlerweile viele Bücher deutscher Autoren und bin absolut begeistert, was diesbezüglich in den letzten Jahren - vermehrt, wie mir scheint - auf den Markt kam, dennoch gibt es die ein oder andere ausländische Reihe, der ich mich auch nach Jahren noch verbunden fühle und mich über jeden weiteren Band freue.
Natürlich bleibt es bei längeren Reihen nicht aus, dass der ein oder andere Band nicht so umwerfend ist - so war es dann leider auch mit der Rizzoli und Isles - Reihe: "Blutmale" hat mich nicht umgehauen und "Grabkammer" hat mir so richtig überhaupt gar nicht gefallen. Aber man gibt als treuer Fan die Hoffnung ja nicht auf und mit "Totengrund" schien diese auch wieder berechtigt: "Totengrund" hat mir wieder viel besser gefallen, sodass ich an "Grabesstille" durchaus meine Erwartungen geknüpft habe.
"Grabesstille" ist der neunte Teil der Reihe um die Ermittlerin Jane Rizzoli und die Pathologin Maura Isles. Dieser Band spielt zu einem Großteil im Chinatown Bostons und was wirklich, wirklich bemerkenswert ist, ist die Atmosphäre, die dem Leser praktisch aus dem Buch entgegen springt. Sobald der Handlungsort in Chinatown liegt, ist man beim Lesen umgeben von Geräuschen, Gerüchen und vor allem Möglichkeiten: Alles scheint möglich, die chinesischen Märchen und Geister lauern hinter jeder Ecke und auch, dass die Morde gar nicht von einem tatsächlichen Menschen verübt wurden, scheint nicht mehr ganz so unmöglich.
Dahingegen umgibt die Protagonisten, wenn sie z. B. an ihren Schreibtischen oder im Auto sitzen, die gewohnte nüchterne Polizeiart. Auch, dass als zusätzliche Perspektive die einer beteiligten Chinesin gewählt wurde, fördert die Atmosphäre im Buch.
Von der Stimmung abgesehen, hat mir aber auch die eigentlich Handlung gut gefallen - ein zwanzig Jahre altes Massaker scheint irgendwie in Zusammenhang zu stehen mit dem Mord an einer Frau in Chinatown. Rizzoli und Frost ermitteln, während Maura sich mit ganz anderen Dingen herumschlagen muss: Sie hat vor Gericht gegen einen Polizeibeamten ausgesagt, in dessen Gewahrsam ein Gefangener zu Tode gekommen ist - jetzt muss sie sich den Anfeindungen beinahe sämtlicher Beamter des Boston PD stellen - aber Fakten sind Fakten und die gehen Maura bekanntermaßen über alles.
Schade fand ich nur, dass sich das Verhältnis von Maura und Jane deutlich abgekühlt zu haben scheint - diese ungleiche Freundschaft hat mir immer gut gefallen.
Alles in allem freue ich mich, dass Tess Gerritsen ihren Drive anscheinend doch nicht verloren hat und hoffe, dass dies bei "Abendruh", das schon auf mich wartet, auch anhält.
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