Bücher

Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne.
-
Jean Paul

Sonntag, 26. August 2012

Petra Schier - das Haus in der Löwengasse

Kurzbeschreibung:
Pauline Schmitz ist Waise. Nach dem Tod ihres Onkels auf sich gestellt, findet die junge Frau eine Anstellung als Gouvernante in Bonn. Der Hausherr hat Hintergedanken: Als sich Pauline gegen seine Nachstellungen zur Wehr setzt, steht sie plötzlich auf der Straße - mit nicht mehr, als in einen Koffer passt. Mittellos und ohne Beziehungen droht Pauline das Schlimmste.

Dann kommt ihr das Glück zur Hilfe: Der Kölner Textilfabrikant Reuther nimmt sie in seine Dienste. Und er verliebt sich in sie. Doch Julius Reuther braucht eine Frau mit Geld, will er sein Unternehmen retten. Und Pauline muss sich entscheiden: Folgt sie ihrem Herzen und lebt ein Leben als Mätresse im Verborgenen? Oder geht sie ihren eigenen Weg?

Fazit:
Wir begegnen Pauline im Jahr 1823. Pauline ist für ihre Zeit und eine Frau ungewöhnlich gebildet. Dies verdankt sie ihrem verstorbenen Onkel, der sie nach dem Tod ihrer Eltern aufzog und nichts dabei fand, einem Mädchen eine umfassende Bildung zu vermitteln - ein sehr fortschrittlicher Gedanke für die damalige Zeit. Leider verstirbt der Onkel und lässt Pauline beinahe mittellos zurück. So sieht Pauline sich gezwungen, sich eine Stellung zu suchen und hofft, als Gouvernante ihr Auskommen zu finden. Dies entwickelt sich dann anders als gedacht und nach einer Nacht im Gefängnis, findet sie sich ohne Zeugnisse in Köln wieder  - wie soll es jetzt weitergehen?

Die Geschichte an sich ist nicht überraschend - bereits nach den ersten 50 Seiten ist im Grunde klar, wie sie enden wird. Aber ehrlich gesagt, ist das vollkommen egal und tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch.
Bereits nach wenigen Seiten fühlt man sich als Teil der Geschichte und begleitet Pauline auf ihrem Weg in Köln. Intelligent und gebildet, ist sie doch auch dickköpfig und eigensinnig. Das macht sie als Charakter interessant und man fühlt sich ihr verbunden. Auch Julius Reuther, der Pauline in diesen Eigenschaften gleicht, ist ein Charakterkopf der Geschichte, von der Autorin treffend und klar skizziert. Überhaupt hat die Autorin ein tolles Händchen dafür, die Figuren ihrer Geschichte vor dem inneren Auge des Lesers entstehen zu lassen, so konnte ich in der Tat Pauline, Julius, den guten Jakob, den schmierigen Elmar Schitzler und all die anderen Personen der Geschichte, so sehen, als würden sie vor meinem Fenster vorbeilaufen.

Ein historischer Roman, in dem natürlich Liebe ein Hauptthema ist, aber auch die damit verbundenen Entscheidungen, der Kampf zwischen Verstand und Herz und all die vielen zwischenmenschlichen Unebenheiten des Lebens - all dies verpackt in einen Schreibstil, der es schafft, diese Geschichte nicht kitschig wirken zu lassen.

Eine Geschichte wie eine warme Wolldecke - bestens geeignet, um sich im kommenden Leseherbst darin einzuwickeln und sich wärmen zu lassen.

Sonntag, 19. August 2012

Sofie Cramer - der Himmel über der Heide

Dieses Buch ist Gegenstand der Lesechallenge August von Lovelybooks, in deren Rahmen mir dieses Exemplar zur Verfügung gestellt wurde - vielen Dank dafür!

Kurzbeschreibung:
Seit zehn Jahren meidet Kati ihre alte Heimat. Seit zehn Jahren quälen sie schmerzhafte Erinnerungen. Jetzt hat erneut eine Tragödie ihre Familie heimgesucht. Der Vater liegt im Koma, und die Großmutter kann den kleinen Gasthof nicht allein führen, den die Weidemanns seit Generationen mitten in der Lüneburger Heide betreiben. Und die Saison hat gerade erst begonnen.

Schweren Herzens beschließt Kati, ihren Hamburger Agenturjob aufzugeben und für einige Zeit auf dem "Heidehof" auszuhelfen. Überrascht stellt sie fest, wie sehr sie die Stille und Schönheit der Heidelandschaft vermisst hat: Kati blüht auf, ihre Wunden beginnen endlich zu heilen. Bis auf einmal der Mann vor ihr steht, dessen Schicksal mit ihrem für immer verbunden ist und den sie niemals wiedersehen wollte....

Fazit:
Zuerst fiel mir das Cover auf: ein Blick aus dem Fenster auf blühende Heidelandschaft und die dahinter liegenden Weiten und Wälder. Da wir selbst am Rand der Heide wohnen, verlockt das Buch natürlich. Dadurch dass die Handlung also hier "um die Ecke" spielt und man die meisten Orte kennt, erscheint vieles realer - mit für mich ein Grund, das Buch lesen zu wollen.

Leider fiel mir dann der Einstieg in die Geschichte relativ schwer, die erste Hälfte zog sich für mich ziemlich hin, zumal nicht wirklich viel passiert nach der Einführung der ersten Seiten: Kati kommt nach Hause in die Lüneburger Heide, zu dem Ort, vor dem sie seit 10 Jahren flüchtet, genau wie vor ihren Erinnerungen. Aber ihr Vater liegt schwer erkrankt auf der Intensivstation und sie will ihrer Großmutter und ihrer Stiefmutter beistehen. Kati merkt, wie sehr ihr die Heide und natürlich auch die Familie, die sie nur noch bei seltenen Stippvisiten gesehen hat, gefehlt haben. Dennoch wird sie weiter von ihren Albträumen geplagt, die sie in die Zeit von vor zehn Jahren zurückführen.
Viel Raum wird dann auf die Beschreibung und Erklärung der Heidelandschaft verwandt - teilweise fühlte ich mich wie in einem Tourismusführer - Begeisterung für die Heimat, denn Sofie Cramer kommt aus der Gegend, in allen Ehren, aber es war ein bißchen too much, um dauerhaft interessant zu sein.

In der zweiten Hälfte dann war der Lesefluss deutlich besser - nur Katis unbesonnene Wutausbrüche störten mich des öfteren. Allesn in allem ist Kati aber eine sympathische, wenn auch kindlich naive, Hauptprotagonistin, die von der Handlung nach und nach dazu gezwungen wird, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Begleitet wird sie, neben Oma Elli und Dorothee, ihrer Stiefmutter, von ihrer besten Freundin Flo, die ihr immer zur Seite steht und von Pit, dem sympathischen Aushilfskoch, der ein bißchen gute Laune und Stimmung auf den Heidehof bringt.

Insgesamt war mir die vorhandene Handlung zu vorhersehbar, es gab kaum überraschende Wendungen, vieles konnte man sich im Voraus schon selbst zusammen reimen, was mir das Lesevergnügen trübte. Dennoch hat die Handlung in der zweiten Hälfte deutlich gewonnen, sodass ich nicht sagen könnte, dass man das Buch nicht empfehlen kann. Wer Schicksalsromane vor dem Hintergrund der Lüneburger Heide mag und nicht allzu viel Überraschendes erwartet, ist sicher nicht schlecht beraten.

Freitag, 17. August 2012

Martin Krist - die Mädchenwiese

Kurzbeschreibung:
Die alte Frau sieht alles kommen. Sie findet die grausam ermordeten Mädchen. Sie kennt ihren Mörder. Aber sie wird schweigen...

Der kleine Junge bangt um seine verschwundene Schwester, denn er hat etwas gesehen. Er will reden, doch niemand hört ihm zu...

Seit Alex Lindner vor Jahren seinen Dienst als Kommissar quittiert hat, lebt er zurückgezogen in der Provinz. Als auch hier ein Mädchen verschwindet, weiß er: Der Mann, den er damals vergeblich jagte, ist zurück. Diesmal muss er ihn fangen, denn der Blutzoll wird steigen.

Fazit:
Haupthandlungsort der Geschichte ist Finkenwerda, ein kleines Dorf im Spreewald, unweit von Berlin. Hier versucht Laura Theis, ihren Alltag wieder in den Griff zu bekommen, nachdem ihr Mann sie und die beiden Kinder verlassen hat. Da er keinen Unterhalt zahlt, muss sie sehen, wie sie das Geld für ihren Lebensunterhalt und den ihrer Kinder und für das Haus verdient. Dass Lisa, ihre Teenietochter, gerade mitten in der Pubertät steckt und Sam, ihr Sohn, zurückgezogen und ein bißchen anders ist, erleichtert ihr die Sache nicht. Doch dann ist Lisa verschwunden...

Erzählt wird in verschiedenen Handlungssträngen: aus Lauras Sicht, aus Sams Sicht, aus Lisas Sicht, aus Sicht von Alex Lindner, der mittlerweile die Kneipe in Finkenwerda betreibt und eine Frau erzählt ihre Geschichte in der Vergangenheit.
Durch die wechselnden Perspektiven und den Hang des Autors, die Sicht oft direkt mit einem Cliffhanger zu wechseln, kommt keine Langeweile auf und die Spannung bleibt, vor allem in der zweiten Buchhälfte, beinahe ständig hoch.

Ist "die Straßenbestie" nach Jahre aus der Versenkung aufgetaucht oder ist Lisa einfach von zu Hause abgehauen, weil sie die Nase voll hatte? Wohin geht die alte Berta, die als Hexe verschrien ist, des Nachts, wenn sie im Dunkeln in den Wald schleicht? Und warum gelingt es Sam nie, dass die Erwachsenen ihm richtig zuhören?
Der Leser fiebert mit auf der Suche nach Lisa, spürt Lauras Verzweiflung und Alex's Verbissenheit, sodass man das Buch kaum aus der Hand legen mag - Abzüge gibt es von mir nur, weil mir schon ca. 150 Seiten vor Schluss klar war, warum der Mörder ist, wie er ist und kurz darauf auch seine Identität - ich lasse mich lieber überraschen.
Aber nichts desto trotz: klare Leseempfehlung von mir!!

Eine Besonderheit hat sich der Autor Martin Krist noch einfallen lassen: auf der Website die Mädchenwiese kann man sich für eine Rolle in seinem neuen Buch bewerben, ob Held, Schurke oder Opfer - wer willst du sein?

Mittwoch, 15. August 2012

David Mark - Sterbensangst

Vielen Dank an die Ullstein Buchverlage und BloggDeinBuch für diesen Krimi!

Kurzbeschreibung:
Aector McAvoy ist Polizist. Ein guter Polizist. Und er muss einen Mörder jagen. Seit Wochen versetzt der die abgelegene nordenglische Küstenstadt Hull in Angst und Schrecken. Niemand ahnt, wann er wieder zuschlagen wird, welches Opfer er wählen wird. Aber dann beginnt McAvoy zu verstehen. Er folgt einem Mann, der eine Mission hat: Er will Gerechtigkeit. Um jeden Preis. Bleibt McAvoy ihm auf den Fersen, riskiert er alles: seinen Job, seine Familie, sein Leben...

Fazit:
David Mark entführt uns in eine unwirtliche Gegend Englands, in eine nichtssagende Kleinstadt, wo ein farbiges Mädchen in einer Kirche umgebracht wird. Und das auch noch kurz vor Weihnachten - die Empörung der Bevölkerung ist groß und der Druck auf die örtliche Polizei entsprechend hoch. Problematisch, wenn die Polizei nach internen Erschütterungen noch nicht wieder zu ihrer gewohnten Form gefunden hat...

David Mark kann mit Sprache umgehen, das merkt man von der ersten Seite an. Hull, diese austauschbare englische Kleinstadt, entsteht vor den Augen des Lesers mit allen Bewohnern, die einem im Laufe der Handlung begegnen. Entsprechend gut ist der Lesefluss, langsam - fast unmerklich - aber stetig wird man von diesem Buch eingesogen, bis man es irgendwann nicht mehr aus der Hand legen kann, weil man spürt, dass noch etwas auf den weiteren Seiten lauert - und man wird nicht enttäuscht.

Die Handlung ist flüssig, spannend - immer wieder unterbrochen von den Schattenseiten der Ermittlung, Recherche, Gedankenaustausch - alles wirkt real. Auch die Beschreibung der Polizeihierarchie: die Oberen, denen es mehr um den Ruf und die Statistik geht, als um Gerechtigkeit; Kollegen, die von sich selbst so eingenommen sind, dass sie nicht offen genug sind für Intuition oder Erkenntnisse anderer; gute Polizisten, schlechte Polizisten, desillusionierte Polizisten.
Sehr ansprechend finde ich den Charakter der Trish Pharaoh, McAvoys Vorgesetzte - smart, mit beiden Füßen im Leben stehen, balanciert sie gekonnte Berufs- und Privatleben und lässt sich von männlichen Kollegen nicht die Butter vom Brot nehmen - auch erkennt sie McAvoys Qualitäten, die von anderen leicht übersehen werden.

Damit kommen wir zur Person des Aector McAvoy, der Hauptprotagonist dieses Buches, das der erste Teil einer Serie um eben diesen Ermittler ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Ermittlern, die einem in Krimis und Thrillern begegnen, haben wir hier keinen zynischen, psychisch angeschlagenen Ermittler. Ganz im Gegenteil - McAvoy ist ein Gutmensch. Im Buch wird er oft als "sanfter Riese" bezeichnet: extrem hochgewachsen mit einem immensen Brustkorb, aber sanften Augen. Liebevoller Ehemann und Vater, der Frau und Sohn hingebungsvoll zugetan ist; guter Polizist: bestrebt einen echten Beitrag zu leisten, für Gerechtigkeit in der Welt zu sorgen.
Wahrscheinlich liegt genau da mein Problem mit ihm - ich MAG psychisch angeknackste Ermittler, das macht sie charismatisch und menschlich, zeigt, dass sie auch nicht unverwundbar sind und der dauernde Umgang mit dem Bösen sie nicht unversehrt bleiben lässt. McAvoy hingegen ist gut, zu gut, um charismatisch zu sein, ein Weichei, das auch noch unter Selbstwertproblemen leidet und sich von arroganten Kollegen herumschubsen lässt, ohne aufzumucken. Als seine schlechteste Eigenschaft kann man wohl nur sein Bestreben bezeichnen, für Gerechtigkeit sorgen zu müssen, vielleicht noch eine gewisse Eitelkeit, dass er nur sich selbst für fähig dafür hält.
Aber all jene, die in der Vergangenheit geklagt haben, dass es nur noch Ermittler gebe, die psychische Wracks seien, freuen sich bestimmt über Aector McAvoy!

Alles in allem ein lesenswerter Krimi, der mich gut unterhalten und gefesselt hat.

Bestellen könnt ihr "Sterbensangst" von David Mark auch direkt beim Verlage: zum Buch

Dienstag, 14. August 2012

Miller & Stentz - der beste Tag meines Lebens

Kurzbeschreibung:
Colin Fischer ist nicht wie andere Jungen in seinem Alter. Er hat das Asperger-Syndrom: Gesichter lesen, Stimmungen erkennen, Gefühle begreifen - all das ist ihm ein großes Geheimnis. Doch dann wird einer seiner Mitschüler eines Verbrechens beschuldigt. Mit seiner unvergleichlichen Logik und seinem unbestechlichen Blick auf andere Menschen macht sich Colin daran, den Fall aufzuklären...

Fazit:
Gleich vorweg: dies ist kein normaler Unterhaltungsroman, so wie Colin kein normaler Junge ist.

Colin hat das Asperger-Syndrom und aufgrund dessen gerade im sozialen Bereich Defizite. So intelligent er auch ansonsten ist, z. B. die Mimik seiner Mitmenschen ist für ihn ein Rätsel - um einen Gesichtsausdruck zu deuten, muss er das Gesicht vor ihm erst mit einer Tabelle vergleichen, wodurch ihm klar wird, was sein Gegenüber empfindet.
So werden auch andere Aspekte dieses Syndrom so erklärt, dass auch Normalsterblichen klar wird, wo die Stärken und Schwächen der Betroffenen liegen können - verständlicherweise ist dies sehr allgemein gehalten, so wie es keine zwei gleichen Menschen gibt, gibt es auch keine komplett gleichen Auswirkungen des Asperger-Syndroms. Auch was für Schwierigkeiten das Zusammenleben mit diesen Menschen mit sich bringt, wird nicht verschwiegen - so haben sich die Eltern mit der Zeit arrangiert und wissen, mit Colin umzugehen - hart hingegen ist es noch immer für seinen kleineren Bruder, fühlt dieser sich doch oft nicht beachtet und findet es unfair, anders behandelt zu werden als dieser - die Rücksichtnahme auf seinen Bruder fällt ihm verständlicherweise schwer.

All dies ist verpackt in eine unterhaltsame Handlung rund um Colins Highschoolalltag und einem ungewöhnlichen Ereignis dort, dem er mit seinen hohen logischen Fähigkeiten auf den Grund gehen will.

Ein nicht alltägliches Buch, keine reine Unterhaltung, aber dennoch empfehlenswert, auch für Menschen, die - noch - keinen Kontakt mit Asperger-Menschen hatten.

In "Der beste Tag meines Lebens" gelingt es dem Autorenteam ein schwieriges Thema allgemeinverständlich rüberzubringen und das auch noch auf unterhaltsame Art und WeiseLediglich die vielen Fußnoten erschwerten mir den Lesefluss.

Montag, 13. August 2012

Olaf Kolbrück - keine feine Gesellschaft

Kurzbeschreibung:
In einem beschaulichen Kleingarten am Stadtrand der Finanzmetropole Frankfurt findet Ex-Kommissarin Eva Ritter die Leiche eines Investment-Bankers. Als ein weiteres Mordopfer entdeckt wird, deutet alles auf ein Liebesdrama in besseren Kreisen hin.
Während die gesundheitlich angeschlagene Ermittlerin besorgt auf die Diagnose ihrer mysteriösen Erkrankung wartet, riskiert sie einen Blick hinter die Fassade der High Society im Taunus. Ihrem ehemaligen Kollegen bei der Kripo Frankfurt gefällt das gar nicht.
Denn ihre Recherchen führen Eva Ritter in ein Netz aus Filz und Korruption. Während sich der private Kummer und die dunklen Machenschaften in der feinen Gesellschaft im Taunus häufen, muss Eva Ritter feststellen, dass sie mit dem Mörder womäglich mehr gemein hat, als sie je dachte.

Fazit:
"keine feine Gesellschaft" ist das Erstlingswerk von Olaf Kolbrück. Der Wirtschaftsjournalist gehört darüber hinaus zu den führenden Bloggern im Bereich digitale Werbung.

Dass es sich hier um einen Erstling handelt, hätte ich von mir aus nicht bemerkt. Vermutlich durch seine Arbeit als Journalist versteht Olaf Kolbrück es, mit Sprache so umzugehen, dass nicht nur eine schlüssige Geschichte erzählt wird. Denn besonders gut gefallen hat mir der subtile Sarkasmus, der des öfteren bei seinen Personenbeschreibungen durchblitzt. Dieser sarkastische Zug wird seiner Protagonistin Eva Ritter zugesprochen, die sich selbst aus dem Polizeidienst verabschiedet hat, um einer Versetzung an den Schreibtisch vorzubeugen - leidet sie doch an einer mysteriösen Muskelerkrankung, die sie körperlich schwächt.

Typisch für viele Krimis von männlichen Autoren ist der nüchterne Schreibstil, an den ich mich immer erst einige Seiten lang gewöhnen muss. Aber in diesem Fall sicher passend zu einem Umfeld der Hochfinanz in Frankfurt ;-) Aber keine Angst, auch ohne großartige Vorkenntnisse über Banken und die Börse kann man der Handlung folgen.
Ganz klassischer Krimi folgen wir Eva Ritter bei ihren privaten Ermittlungen, den Spuren, denen sie folgt und erfahren die Schlussfolgerungen, die sie zieht. War ich anfangs skeptisch, ob ein Krimi im Bereich der Finanzen und der Börse in Frankfurt mich fesseln kann, habe ich mich gern eines besseren belehren lassen. Zu verdanken ist dies auf jeden Fall der Figur der Eva Ritter, die bodenständig und intelligent, einen sarkastischen Zug nie ganz verbergen kann und auch schonmal mit der Tür ins Haus fällt.

Irritiert hat mich einzig die Gelassenheit, mit der Eva im Buch hinnimmt, dass ihre 18jährige lesbische Tochter, die mitten im Abi steckt, sich von einem Mitschüler schwängern lässt, weil sie und ihre Freundin ein Baby wollen - so abgeklärt sie als Ex-Kommissarin sein mag, eine derart relaxte Reaktion kann ich mir dann doch nicht vorstellen.

Davon abgesehen habe ich mich gut unterhalten gefühlt, die Krimihandlung, besonders Evas Charakterisierungen der Personen, mit denen sie im Laufe der Ermittlung in Berührung kam, hat mich gefangen und ich würde mich freuen, wenn diesem Krimi weitere aus der Feder Olaf Kolbrücks folgen.

Sonntag, 12. August 2012

Britta Orlowski - Pampelmusenduft

Kurzbeschreibung:
Als Charlotte und Tyler sich zum ersten Mal begegnen, stehen beide unter Stress. Sie kehrt nach langer Tätigkeit in der Entwicklungshilfe heim und fühlt sich von der Menschenmenge auf dem Flughafen erschlagen. Er hingegen ist Rocksänger, hat eine kräftezehrende Tournee hinter sich und kämpft mit einem Jetlag. Daher hält sie ihn für einen enthusiastischen Fan und er sie für eine zickige Touristin.
Was als Verwechslungskomödie beginnt, entwickelt sich allmählich zu einem mysteriösen Versteckspiel. Bald erhält Tyler Anrufe und Drohbriefe. Wer ist der Stalker? Nachdem es immer wieder zu überraschenden Wendungen kommt, spitzt sich die Lage allmählich dramatisch zu...

Fazit:
Nachdem mich der erste Teil, Rückkehr nach St. Elwine, bereits begeistert hat, durfte mich der Nachfolger in den Urlaub begleiten.
Wir treffen viele bekannte Gesichter wieder, auch wenn mir Floriane ein bißchen gefehlt hat, und lernen einige neue kennen:
Tyler, den Rocksänger mit Vergangenheit, der außerhalb des kleinen Städtchens auf der verlassenen Farm einfach in Ruhe leben und seiner Vergangenheit entkommen will; Charlotte, die Zahnärztin, die jahrelang in Afrika gearbeitet hat und jetzt in St. Elwine die Praxis ihres Großvaters übernehmen will; Ryan, den mißhandelten Jungen, der sich gleich zu Tyler hingezogen fühlt...mit all diesen Personen erleben wir ein auf und ab von Gefühlen und Ereignissen - wer verfolgt Tyler und versucht ihm Angst zu machen? Und hat Charlotte, die selbst nicht weiß, warum sie so gereizt auf den Rocksänger reagiert, mit dem Sheriff ihre große Liebe gefunden?

Genauso unterhaltsam wie der erste Teil, empfinde ich diesen aber als noch eindringlicher, was natürlich mit Tylers Vergangenheit zusammenhängt, die mir aufgrund der Thematik sehr nahe ging. Natürlich will ich hier nichts verraten, aber auch der Tote gegen Ende hat mich berührt...musste das denn sein??

Allen, die "Rückkehr nach St. Elwine" genauso gern gelesen haben, wie ich oder auch noch nicht, aber   berührende Romane lieben, kann ich auch "Pampelmusenduft" nur ans Herz legen.
Teil 3 der Geschichte um St. Elwine, "Zitronentagetes" wird im Spätherbst erscheinen.

Donnerstag, 2. August 2012

Jeffery Deaver - die Menschenleserin

Kurzbeschreibung:
Vor acht Jahren löschte Daniel Pell auf einen Streich eine ganze Familie aus - zumindest beinahe: Nur die neunjährige Tochter hat diese schreckliche Nacht überlebt, verborgen zwischen den Kuscheltieren in ihrem Bett. Der hochintelligente Psychopath Pell, den die Presse bald nur noch "Charles Mansons Sohn" nannte, konnte damals gerichtlich überführt und zu lebenslanger Haft verurteilt werden. Daniel Pell selbst hat jedoch bis heute zu allen Vorwürfen geschwiegen.

Nun erhält die Körpersprache-Expertin Kathryn Dance die einmalige Gelegenheit, dem Mörder endlich ein umfassendes Geständnis zu entlocken. Doch während des Verhörs gelingt Pell die Flucht aus dem Hochsicherheitsgefängnis. Und nur Kathryn Dance kann jetzt noch verhindern, dass seine mörderische Leidenschaft neue Opfer fordert. Dafür muss die brillante Ermittlerin jedoch ganz tief in Daniel Pells Psyche eintauchen - ein Höllentrip, von dem es vielleicht keine Wiederkehr für sie gibt...

Fazit:
Wie ihr aus früheren Rezensionen wisst, bin ich ein großer Fan von Jeffery Deavers Reihe um Lincoln Rhyme und Amelia Sachs. In zwei Fällen der beiden begegnen wir auch Kathryn Dance, der Kinesik-Spezialistin.

Ich war vor dem Lesen des Buches zwiegespalten: einerseit gefiel mir Kathryn Dance und das Thema der Kinesik, der Körpersprache, finde ich recht interessant. Auf der anderen Seite hatte ich Zweifel, ob Deaver sich soweit von der Rhyme-Reihe lösen kann, dass die Kathryn Dance - Bücher, die auch als Reihe geplant sind, Teil zwei "Allwissend" ist bereits erschienen, wirklich etwas selbständiges und nicht nur ein Abklatsch sind.

Bereits nach wenigen Seiten jedoch war ich in der Handlung gefangen. Wie gewohnt gelingt es Deaver mühelos, den Leser in die Handlung zu ziehen und sein Spannungsbogen gleicht eher einer Wellenform - spannende Szenen wechseln mit ruhiger plätschernden ab, aber langatmig wird es nie. Auch "typisch Deaver" gibt es vor dem Ende noch Wendungen, mit denen der Leser nicht gerechnet hat. Im Prinzip hätte das Buch schon 60 Seiten früher enden können, dort war die eigentliche Haupthandlung beendet - dann folgte noch eine Wendung nach der nächsten - ohne zuviel verraten zu wollen, hätte ich persönlich auf diese letzten Seiten verzichten können, allerdings nicht, weil die restliche Handlung unsinnig wäre, sondern rein, weil mir das Ende aus persönlicher Sicht nicht gefällt.

Alles in allem "typisch Deaver", also super zu lesen, spannend und abwechslungsreich - Teil 2 um Kathryn Dance, "Allwissend" werde ich also auf jeden Fall auch lesen.