Bücher

Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne.
-
Jean Paul

Samstag, 31. Januar 2015

[Rezension] Britta Orlowski - Maistöcke

Kurzbeschreibung:
"Bevor sich Levke in ihrem neuen Zuhause im Havelland einleben kann, wird sie Witwe. Albträume quälen sie. Wieso glaubt sie, dieses fremde Dorf zu kennen? Als sich unlösbare Todesfälle häufen, sucht Levke nach Antworten. Ist Jack the Ripper für das Morden verantwortlich? Welches Geheimnis verbirgt die Kräuterfrau Jordis? Und was hat es mit dem Quilt der verlorenen Seelen auf sich? Das größte Rätsel aber gibt ihr der attraktive Seemann mit den violetten Augen auf: Silas Böttcher, der plötzlich wieder in Bützer lebt. Hoffentlich begeht Levke keinen folgenschweren Fehler, indem sie ihm vertraut, denn etwas an ihm geht ihr tief unter die Haut."

Fazit:
Britta Orlowski dürfte regelmäßigen Lesern meines Blogs ein Begriff sein, da ich bekennender Liebhaber ihrer Patchworkromane der St. Elwine - Reihe bin, von der bisher drei Bände erschienen sind und wo ich ungeduldig auf den vierten Teil warte (und leider auch noch ein Weilchen warten muss...).

Mit "Maistöcke" allerdings begibt sich Britta Orlowski erstmalig in vergangene Zeiten und statt im beschaulichen Küstenstädtchen St. Elwine in den USA bleiben wir in der Heimat, genauer gesagt, im Havelland, in einem kleinen Dorf namens Bützer.

Auch in "Maistöcke" zeigt sich wieder die Stärke der Autorin in der Charakterisierung ihrer Protagonisten. Ich weiß nicht, wie sie es macht, aber sie schafft es grundsätzlich, dem Leser die Personen nicht nur bildhaft und lebensecht zu beschreiben, sie schreibt sie ihm direkt ans Herz. Bereits nach kurzer Zeit fiebert man einfach mit diesen Personen mit und hat keine Chance, dem zu entkommen. Dennoch sucht man Kitsch vergebens in "Maistöcke" - ganz im Gegenteil: Zwar kommen auch Gefühle und Herzensangelegenheiten nicht zu kurz in Bützer, aber dort treibt etwas ganz anderes sein Unwesen!

Dieses Buch ist mehr als ein historischer Roman, obwohl die historischen Gegebenheiten sehr authentisch wiedergegeben sind, sodass man sich wirklich in einem Dorf gegen Ende des 19ten Jahrhunderts wähnt. Aber das bemerkenswerteste an diesem Buch ist ganz eindeutig die Spannung! Selten habe ich in einem historischen Roman einen derartigen Spannungsbogen erlebt, der dafür sorgt, dass man das Buch in der ersten Hälfte aus Neugier und Interesse und in der zweiten Hälfte vor lauter Spannung nicht aus der Hand legen mag.

Darüber hinaus ist der Kopf während des Lesens durchgehend damit beschäftigt, sich alle möglichen und unmöglichen Szenarien auszudenken und zusammen zu puzzeln, wie denn alle Einzelheiten jetzt ein Ganzes ergeben!

Ein in mehrfacher Hinsicht sehr gelungener historischer Roman, der mehr Spannung aufweist als mancher Thriller!

Britta Orlowski
"Maistöcke"
ISBN: 978-9-96352-488-4
erschienen bei Bookshouse


Mittwoch, 28. Januar 2015

[Rezension] Robyn Carr - Wintermärchen in Virgin River

Kurzbeschreibung:
"Wer kann das sein? Ian Buchanan erwartet keinen Besuch. Er hat sich in das kleine Dörfchen Virgin River zurückgezogen, um alleine zu sein. Nie wird er sich verzeihen, dass er seinen schwer verletzten Freund gerettet und dihm damit drei schmerzvolle Jahre bis zum Tod beschert hat. Doch die junge Witwe, die kurz vor Weihnachten vor seiner Tür steht, scheint fest entschlossen, ihm für diese Tat zu danken. Ian hat das Gefühl, dass Marcie Sullivan ihm direkt bis in die Seele schauen kann. Da sieht sie seinen Schmerz, aber auch den Wunsch, Vergebung zu erfahren. Kann er mit ihr zusammen wirklich lernen, die Geister der Vergangenheit zu bannen und wieder glücklich zu werden?"

Fazit:
"Wintermärchen in Virgin River" ist der vierte Teil von Robyn Carrs "Virgin River" - Reihe. Im Gegensatz zu den bisherigen Teilen, die zeitlich fortlaufend spielen, findet die Handlung dieses Buches parallel zu der im dritten Teil "Happy End in Virgin River" statt, ist davon aber vollkommen unabhängig.

Virgin River scheint der einzige Fleck zu sein, auf dem sich mehr Marines tummeln als in der Army - wohin man schaut, nahezu alle männlichen Hauptprotagonisten haben eine Marine-Vergangenheit, so auch Ian Buchanan.

Ian hat sich von der Welt zurückgezogen und versucht so, seinen Schmerz und seine seelischen Wunden zu vergessen. Als Marcie, die Witwe seines einstmals besten Freundes, vor der Tür steht, hat das Einsiedlerdasein ein abruptes Ende, denn Marcie lässt sich von seiner gespielten Wildheit nicht abschrecken und ist fest entschlossen, ihre Mission zu beenden.

Wie gewohnt bekommt der Leser, was er erwartet: "Virgin River" - Bücher halten in der Regel, was sie versprechen. Anheimelnd, unterhaltsam, mit einer Liebesgeschichte im Mittelpunkt, kann der Leser eine Zeitlang in eine berechenbare, gut geschriebene Welt flüchten. Die Protagonisten sind sympathisch und liebenswert gestaltet und eine Dorfgemeinschaft wie die in Virgin River sucht ihresgleichen.

Ein Liebesroman, der hält, was er verspricht und dem Leser eine unterhaltsame Zeit beschert.

Robyn Carr
"Wintermärchen in Virgin River"
ISBN: 978-3-89941-956-6
erschienen bei Mira Taschenbuch


Dienstag, 27. Januar 2015

[Rezension] Christine Kabus - Insel der blauen Gletscher

Kurzbeschreibung:
"Spitzbergen, 2013. Nach dem schmerzlichen Ende ihrer Ehe kehrt die deutsche Reisereporterin Hanna in ihren Beruf zurück und fliegt zu dem entlegenen Archipel. Bei ihren Recherchen stolpert sie über einen grausigen Fund, den das schmelzende Eis eines Gletschers freigegeben hat. Eine spannende Story witternd, begibt sie sich an der Seite des charismatischen Polarforschers Kåre auf Spurensuche..."

Ruhrgebiet, 1907. In Emilie, der burschikosen Tochter eines Fabrikbesitzers, löst der Wunsch ihrer Eltern, sich endlich standesgemäß zu verheiraten, Beklemmungen aus. Um wenigstens einmal im Leben ihre Freiheit auszukosten, schließt sie sich als Mann verkleidet einer Forschergruppe an, die in die Arktis reist. Ein Abenteuer mit ungeahnten Gefahren - denn sie ist nicht die Einzige, die ein Geheimnis hat..."

Fazit:
"Insel der blauen Gletscher" ist bereits der dritte Norwegenroman von Christine Kabus. Ich finde es immer wieder aufs Neue faszinierend, wieviel man über das Leben - ob Gegenwart oder Vergangenheit - in diesem skandinavischen Land lernt, während man eigentlich "einfach nur" einen Roman liest. Gerade Spitzbergen, welches hier eine wichtige Rolle einnimmt, war mir bisher lediglich namentlich ein Begriff.

Darüber hinaus besticht die Autorin, wie auch bereits in den vorherigen Büchern, durch das Talent, ihre ausgiebigen Beschreibungen von Landschaft und Umgebung so bildhaft zu gestalten, dass man die Berge, Gletscher, Flora und Fauna Norwegens und Spitzbergens im eigenen Kopf entlanglaufen lassen kann. Diese bildhafte Beschreibungsweise ist es auch, die mich diese Landschaften genießen lässt, obwohl ich normalerweise wirklich kein Freund ausgiebiger Naturdarstellungen in Büchern bin.

Dennoch komme ich nicht umhin anzumerken, dass stellenweise ein wenig weniger Landschaft der  Handlung gut getan hätte.
Wie auch in den letzten Büchern wird der Leser abwechselnd in zwei unterschiedlichen Handlungssträngen in verschiedene Zeiten mitgenommen - diese trennen hier gut einhundert Jahre. Zwei faszinierende Lebensgeschichten zweier starker, aber sehr unterschiedlicher, Frauen werden erzählt und wie wir es von Christine Kabus kennen, laufen sie dennoch gegen Ende zusammen. Durch die wechselnden Perspektiven ist das Buch trotz mehr als 600 Seiten sehr kurzweilig zu lesen, aber gegen Mitte des Buches greift dann mein oben genannter Kritikpunkt, hatte ich doch mitunter das Gefühl, nur noch von Landschaften zu lesen.

Trotzdem ist es ein wirklich Genuss, den beiden Handlungssträngen zu folgen und gerade die letzten 150 Seiten musste ich in einem Rutsch durchlesen - waren doch zu viele Fragen noch offen und Möglichkeiten zur Auswahl!

Die Hauptcharaktere sind sehr liebevoll ausgestaltet und durch ihre Ecken und Kanten auch sehr sympathisch. Tauchen mitunter nicht so nette Gesellen auf, erlebt man diese als Leser aber immer auch mit einem Augenzwinkern - so wirklich ernst nehmen und für böse halten kann man auch diese nicht, was aber stimmig in die Handlung integriert ist.

Auch wenn "Insel der blauen Gletscher" von der Geschichte der vorherigen beiden Bücher unabhängig ist und absolut ohne Kenntnis dieser gelesen werden kann, werden Leser von Christiane Kabus früheren Büchern auch alte Bekannte wiedertreffen und näher kennenlernen.

Ich habe mich wieder einmal gern in das Norwegen von damals und heute fallen lassen und diesen Roman wirklich genossen, eingeschränkt lediglich durch meinen oben angeführten Kritikpunkt in Bezug auf die Masse der Landschaftsbeschreibungen.

Christine Kabus
"Insel der blauen Gletscher" 
ISBN: 978-3-404-17154-5
erschienen bei Bastei Lübbe


Sonntag, 25. Januar 2015

[Rezension] Tanja Noy - Todesruhe

Kurzbeschreibung:
"Wer hat den Patienten der Nervenheilanstalt "Mönchshof" erschossen und ihm die Augen herausgerissen? Julia Wagner und Zander, ihr ehemaliger Partner aus Polizeitagen, sind auf der Suche nach einem Mörder in der geschlossenen Psychiatrie. Während die beiden drinnen dunklen Geheimnissen auf die Spur kommen, rüstet sich außerhalb der Mauern ein mächtiger Feind aus Julias Vergangenheit für seinen nächsten Schlag - denn die Jagd auf Julia ist nun eröffnet..."

Fazit:
Nach "Teufelsmord" ist "Todesruhe" das zweite Buch um die ehemalige Polizistin Julia Wagner. Auch wenn die Kurzbeschreibung anderes vermittelt, von aktiver Ermittlung von Seiten Julias kann in weiten Teilen des Buches keine Rede sein. "Todesruhe" schließt von der Handlung praktisch nahtlos an "Teufelsmord" an und wird, wie auch schon der erste Teil, getragen von zwei unterschiedlichen Ermittlungssträngen: da haben wir zum einen den Mord in der geschlossenen Psychiatrie, in der Julia derzeit als Patientin weilt, um die traumatischen Erlebnisse am Ende von "Teufelsmord" zu verarbeiten. Dieser Handlungsstrang ist in sich geschlossen und so auch ohne weiteres verständlich, wenn man den ersten Teil nicht kennt.

Zum anderen spielen aber auch die verworrenen Umstände in Bezug auf Julias Vater eine große Rolle, die ihren Anfang im ersten Teil nahmen und auch mit dem zweiten noch nicht beendet sind. Da wird einiges verständlicher, wenn man "Teufelsmord" gelesen hat, zwingend notwendig ist es aber nicht.

Wie oben bereits angesprochen, hat Julia Wagner hier eine deutlich passivere Rolle inne als in "Teufelsmord", wo sie praktisch im Alleingang die Ermittlungen übernommen hatte. Bis auf das letzte Drittel spielt sie eigentlich eine untergeordnete Rolle. Dafür lernen wir Zander, ihren Partner aus Polizistentagen, kenne und lieben. Dieser hängt sich nämlich ungefragt an die leitende Ermittlerin und lässt sich nicht wieder vertreiben - zu groß ist sein Beschützerinstinkt für Julia.
Bei Zander zeigt sich auch wieder Tanja Noys großes Geschick in Bezug auf Charaktere - eigenwillig, intelligent, kompetent und ohne Zweifel liebenswert, schließt der Leser Zander direkt ins Herz.
Etwas schwieriger fiel mir dies bei Charlotte Gärtner, der leitenden Ermittlerin in Bezug auf den Mord in der Psychiatrie - sympathisch auf menschlicher Ebene ist auch sie fraglos, erweckt im Verlauf der Handlung aber immer mehr einen leicht inkompetenten Eindruck, wodurch sie mir irgendwann leider auf die Nerven fiel.

Zu all diesen schon speziellen Hauptprotagonisten kommen dann noch die Patienten der geschlossenen Psychiatrie, bei denen man nie wirklich weiß, wer ist, was er zu sein vorgibt und was Schein oder Sein ist und Pflegepersonal, das mitunter gestörter erscheint als die Patienten und schon hat man einen großen Schmelztiegel voll Vermutungen, Ahnungen und Möglichkeiten, der den neugierigen Leser nicht mehr loslässt.

Wie bereits "Teufelsmord" wird "Todesruhe" in weiten Teilen dann auch von der Neugier des Lesers getragen und weniger durch Spannung, die dann gegen Ende aber deutlich ansteigt.

Alles in allem ein wirklich gut durchdachter, unterhaltsamer und viel zu schnell zu lesender zweite Teil, der auch mehr Neugier als Spannung erzeugt, was aber dem Lesevergnügen keinen Abbruch tut. Allerdings hätte ich gern auch den Handlungsstrang um Julias Vater zu einem Abschluss gebracht, hoffe da aber jetzt auf "Höllenfrost", den dritten Teil, der im Juli erscheinen wird.

Tanja Noy
"Todesruhe"
ISBN: 978-3-95649-092-7
erschienen bei Mira Taschenbuch

Sonntag, 18. Januar 2015

Carolyn Lucas - Verrat der Engel

Kurzbeschreibung:
"Durch Rafaels Opfer ist die 25jährige Sarah von dem Fluch des Orakels befreit. Allerdings hat sie auch alle Erinnerungen an ihre große Liebe verloren. Gemeinsam mit ihrer Freundin Fabienne wagt Sarah einen Neuanfang in Kalifornien. Ein Leben ohne Magie und Himmelskinder. Doch Semjasa, der oberste Engel, schick Urakib, der Sarahs Liebe gewinnen soll. Damit wäre sie für Rafael für immer verloren. Auch die weiblichen Engel mischen sich ein - sie wollen Rafael helfen, sich zu erinnern und Sarahs Liebe erneut zu gewinnen. Ein Wettlauf beginnt - gegen die Zeit und gegen verborgene Interessen, die sich den Liebenden in den Weg stellen. Wird es Sarah und Rafael gelingen, ihre Gefühle füreinander wieder zu finden oder bleiben sie für immer getrennt, vereint nur in der Sehnsucht nach dem, was sie verloren haben?"

Fazit:
"Verrat der Engel" ist die Fortsetzung von "Vermächtnis der Engel", welches ich euch ja bereits im letzten Jahr vorgestellt habe. Auch wenn sich die Geschichte von Sarah und Rafael hier fortsetzt, unterscheidet sich der zweite Teil deutlich vom ersten, da dieser geprägt war vom Krieg der Engelstöchter und Engelssöhne und mit den ganzen Zusammenhängen deutlich Fantasy-lastiger gestrickt war als "Verrat der Engel".

Nicht, dass hier die Söhne und Töchter der gefallenen Engel nicht mitmischen würden! Denn das tun sie, aber mehr auf der Ebene des "Schicksalspielens", wodurch dieses Buch auch gut geeignet ist für Romanliebhaber, die sonst mit Fantasy nicht viel anfangen können. Natürlich ist es immer angeraten, am Anfang einer Geschichte zu beginnen, aber "Verrat der Engel" lässt sich auch unabhängig vom ersten Teil lesen.

Im Großen und Ganzen haben wir es hier mit einer Liebesgeschichte zu tun. Zwei Liebende, die sich vergessen haben, aber beide spüren, dass da irgendwas gewesen sein muss, aber wann, wo und mit wem?
Eine Liebesgeschichte bietet immer viel Gefahr oder Potential, ins Kitschige abzurutschen und ich persönlich habe Hochachtung vor jedem Autor, der diese Klippe umschifft. Carolyn Lucas hat da direkt vorgesorgt, indem sie Sarah, unseren weiblichen Hauptcharakter, so bildhaft und menschlich erschaffen hat, dass diese grundsätzlich mit Gedanken oder Antworten aufwartet, die die Kitschgefahr direkt bannen und sie dabei unwiderstehlich sympathisch macht.

Und Rafael? Na, Rafael ist ein Engel bzw. war ein Engel und entsprechend ist er sowieso zu perfekt, um real zu sein - wie könnte man ihm nicht alles erdenklich Gute wünschen?
Sehr gefallen hat mir die Rolle, die Laylah übernimmt - offiziell von Zaqebe, der Engelstochter, auf die Erde geschickt, um Rafael bei der Suche nach Sarah zu helfen, verfolgt sie doch ihre ganz eigenen Ziele - das hatte ich nicht erwartet und es hat mich sehr gut unterhalten!

Das Ganze dann gespickt mit privaten Intrigen von Engelssöhnen, gutgemeinten Hilfsversuchen von Engelstöchtern, eigensinnigen Katern und geschrieben in Carolyn Lucas' unverwechselbar unterhaltsamen und bildhaften Schreibstil, garantiert nicht nur einen guten Lesefluss, sondern ein Lesevergnügen, in das man sich so richtig schön hineinfallen lassen kann.

Einige Gedanken Urakibs gegen Ende lassen mich hoffen, dass dies nicht das Ende der Erlebnisse von Sarah, Fabienne und Rafael sein muss, sondern Urakib noch eigene Interessen verfolgt, die ihn wieder zu ihnen auf die Erde führen könnten...wir dürfen gespannt sein!

Carolyn Lucas
"Verrat der Engel"
ISBN: 978-1-505-2278-95

Montag, 12. Januar 2015

[Rezension] Jeffery Deaver - Die Angebetete

Kurzbeschreibung:
"Für die berühmte Sängerin Kayleigh Towne ist "Your Shadow" nur ihr neuester Hit. Für ihren glühendsten Fan enthält der Song jedoch eine geheime Botschaft - die sich ganz allein an ihn richtet. Um seiner Angebeteten endlich nahe zu sein, muss er zerstören, was zwischen ihnen steht. Schon beim ersten Mord ist der Ermittlerin Kathryn Dance klar, dass es noch weitere Tote geben wird. Denn dieser Stalker scheint vor nichts zurückzuschrecken."

Fazit:
"Die Angebetete" ist der dritte Teil der Reihe um die Kinesik-Expertin Kathryn Dance. Auch wenn ich immer dafür bin, beim ersten Teil einer Reihe zu starten, lässt sich dieses Buch aber absolut unabhängig von den Vorgängern lesen.

Ich lese Jeffery Deavers Büchern aus verschiedenen Gründen gern: Zum einen schafft er Hauptprotagonisten, die mit der Zeit sehr tiefgründig charakterisiert sind und deshalb nicht nur bildhaft sind, sondern man immer das Gefühl hat, zu alten Freunden zurückzukehren. Dies ist bei Lincoln Rhyme und Amelia Sachs der Fall, zumal man durch die Anzahl der Bücher der Reihe schon viel Gelegenheit hatte, mit ihnen Zeit zu verbringen, dies gilt aber genauso für Kathryn Dance und das CBI in Monterey.

In "Die Angebetete" befinden wir uns allerdings in Fresno, weil Kathryn eigentlich Urlaub hat und in Sachen Musik unterwegs ist - und Musik ist ein zentrales Thema dieses Buches, denn Kathryns Freundin, die junge Countrysängerin Kayleigh Towne, wird gestalkt.

Ein anderer Grund für Jeffery Deavers Bücher ist, dass man viele interessante Details erfährt und so während des Lesens seinen Horizont erweitert: Im Fall von Kathryn Dance sind dies natürlich in erster Linie Verhaltensweisen und Körpersprache. Dies ist aber so in die Handlung integriert, dass man nicht das Gefühl hat, als Schüler einem Lehrer gegenüber zu sitzen.

Und natürlich ein ganz wichtiger Grund: Jeffery Deaver ist immer für Überraschungen und Wendungen gut. In "Die Angebetete" hat der Leser anfangs das Gefühl, er weiß, wer hinter all dem steckt und wechselt irgendwann seine Meinung. Das, was dann tatsächlich passiert, sieht man aber nicht vorher, Jeffery Deaver überrascht, wendet und windet und hinterher ist alles noch ganz anders.

Der Lesefluss ist auch bei über 500 Seiten hervorragend, weil absolut keine Langeweile aufkommt, man eher viel zu früh das Ende erreicht und Abschied nehmen muss von den liebgewonnenen Personen.

Die Lieder von Kayleigh Towne, deren Texte in der Handlung eine bedeutende Rolle spielen, sind übrigens tatsächlich produziert worden: xo

Allen, die die Reihe um Kathryn Dance oder die um Lincoln Rhyme noch nicht kennen, kann ich sie nur wärmstens empfehlen und allen Fans sei gesagt: "Die Angebetete" gefiel mir noch besser als die Vorgängerbände.

Jeffery Deaver
"Die Angebetete"
ISBN: 978-3-442-38203-3
erschienen bei Blanvalet 

Sonntag, 11. Januar 2015

[Rezension] Sandra Florean - Bluterben (Nachtahn 2) (ebook)

Kurzbeschreibung:
"Obwohl Dorian begeistert ist von der Vorstellung, Vater zu werden, sieht Louisa ihr Leben erneut in Scherben liegen. Sie weiß nicht, wie sie ihre Tochter vor anderen Vampiren beschützen und wie sie ihr in der düsteren Vampirwelt ein normales Leben ermöglichen soll. Plötzlich bekommt sie genau das angeboten, aber zu einem viel zu hohen Preis. Was ist Louisa zu tun bereit, damit ihre Tochter in Sicherheit aufwachsen kann? Kann sie alles dafür opfern? Selbst ihre Liebe zu Dorian?"

Fazit:
"Bluterben" ist nach "Mächtiges Blut" der zweite Teil der "Nachtahn"-Reihe von Sandra Florean und setzt nahtlos dort an, wo der erste Teil endet. Aus diesem Grund ist es absolut angeraten, zuerst den ersten Teil zu lesen. Auch weitere Hintergründe, die im Laufe von "Bluterben" angesprochen werden, wären sonst nur schwer nachzuvollziehen.

Die Entwicklung, die Handlung und Protagonisten im Verlaufe von "Bluterben" nehmen, hätte man bei der Lektüre des ersten Teils nie für möglich gehalten. Der Einfallsreichtum der Autorin scheint da keine Grenzen zu kennen. Es ist gravierend, welche Veränderungn nicht nur die beiden Hauptcharaktere, sondern auch andere nehmen, die wir zum größten Teil bereits aus "Mächtiges Blut" kennen.

Der Lesefluss ist extrem gut, gerade, wenn man den Anfang, der den Leser etwas in Sicherheit wiegt, hinter sich gelassen hat. Durch die Veränderungen der Protagonisten, aber auch den Verlauf der Handlung, mag man die Lektüre nicht unterbrechen und geht vollkommen in die Welt von Dorian und Louisa ein.
Glaubt man, halbwegs erahnen zu können, wie es weiter geht, zaubert Sandra Florean noch eine ganz andere Wendung aus dem Hut.

Wer "Bluterben" zu lesen beginnt, sollte ausreichend Zeit einplanen, denn die Handlung reißt mit und lässt vor der letzten Seite nicht los. Wie mir bereits im ersten Teil positiv aufgefallen ist, sind Realität und Vampirwelt so verquickt, dass man keinen Zweifel hat, dass es so geschehen könnte und der Perspektivenwechsel bringt zusätzliches Tempo ein.

Sandra Florean
"Bluterben"
nähere Informationen: Bookshouse

Donnerstag, 8. Januar 2015

[Rezension] Tomas Maidan - Taubenschlag (ebook)

Kurzbeschreibung:
""Taubenschlag" erzählt die Geschichte von Anoje, der schüchternen Assistentin von Madame. Tagsüber brütet Anoje am Schreibtisch. Alle sagen, sie wäre ein Täubchen, doch nachts übernimmt Anoje den schwierigsten Job der Tirade: Sie bildet die Gladiatoren in den Katakomben aus.

Als sich die Nachtstadt verfinstert, quälen Anoje dunkle Träume: Schleicht ein Messerstecher durch die Gänge? Ihre Rivalin Susan, eine gefährliche Kämpferin, würde am liebsten den schwächlichen Jo erledigen. Um Jo vor dem Kessel zu retten, plant Anoje die Flucht. Erst schmiedet sie eine Gruppe mutiger Frauen um sich, dann ziehen alle auf das verfallene Schloß Taubenschlag. Dort findet Anoje eine neue Liebe - und räumt mit alten Feinden auf. Wären da nur nicht diese bösen Träume..."

Fazit:
Mir ist der Einstieg in die Handlung wirklich schwer gefallen. Auch wenn es heißt, man könne dieses Buch unabhängig vom ersten Teil "Im Kessel" lesen, rate ich im Nachhinein davon ab, denn anfangs konnte ich mich kaum orientieren.

Mit dem Verlauf der Handlung werden die Geschehnisse aber klarer, auch wenn man mitunter den Eindruck gewinnt, dass Tomas Maidan um seinen roten Faden ringen musste.

Der Schreibstil ist sehr einnehmend, gut lesbar und schafft eine nahezu mystische Stimmung - aufgrund dessen ist der Lesefluss auch gut, denn der Schreibstil lässt den Leser das Buch wirklich genießen.

Die Charaktere hätten teilweise etwas tiefergehend sein können, gerade von Susan hätte ich gern mehr erfahren, aber sie sind bildhaft, sympathisch und tragen die Geschichte gut.

Auch wenn auf dem Umschlag pauschal "Roman" steht, haben wir es hier mit einem dunklen, mystischen Thriller zu tun, der eine ganz eigene Welt zeichnet und dadurch den Einfallsreichtum des Autors erkennen lässt.

Trotz meiner Einstiegsschwierigkeiten hat mich die Handlung gut unterhalten und mitgenommen und zur Vervollständigung werde ich mir sicher beizeiten die Vorgeschichte in "Im Kessel" noch zu Gemüte führen.

Tomas Maidan
"Taubenschlag"
ISBN: 978-3-735-77069-1

[Rezension] Joanne St. Lucas - Flucht des Herzens (Lake Anna 1)

Kurzbeschreibung:
"Für Alexandra Summers bricht eine Welt zusammen, als sie innerhalb eines Tages ihren Job verliert und ihren Verlobten mit ihrer besten Freundin im Bett erwischt. Hals über Kopf verlässt sie San Francisco und strandet in einer Blockhütte in dem beschaulichen Bergstädtchen Lake Anna.

Ehe sie sich versieht, wird aus der Flucht eine Chance, ihrem Leben einen neuen Sinn zu geben. Wäre da nicht ihr starrsinniger Nachbar Josh Bennett. Jedes Mal, wenn sie und der mürrische Tierarzt aufeinandertreffen, fliegen die Fetzen. Warum nur fühlt sie sich trotzdem so zu ihm hingezogen? Wird sie am Ende nicht nur sich, sondern auch die große Liebe finden?

Fazit:
Im Buch ist das, was der Klappentext verspricht, Programm: "Flucht des Herzens" ist ein Liebesroman. Natürlich gibt es solche und solche Liebesromane und es besteht aufgrund der Thematik wohl grundsätzlich die Gefahr, ins Kitschige abzurutschen.

Diese Klippe umschifft Joanne St. Lucas aber scheinbar problemlos. Durch den ihr eigenen Humor, den sie auch in das Handeln ihrer Protagonisten eingeflochten hat, gelingt es ihr wunderbar, die Gefühle im Vordergrund zu lassen, ohne dass es sich wie ein Groschenroman liest.

Darüber hinaus kreiert sie Protagonisten, die dem Leser direkt nach Erscheinen ins Herz schließt - und das bezieht sich nicht nur auf Josh und Alex, unsere Hauptcharaktere, sondern auch auf deren näheres Umfeld.

In einen ordentlichen Liebesroman gehören natürlich jede Menge Irrungen und Wirrungen, bevor die Liebenden sich finden und dies hat die Autorin sehr unterhaltsam gestaltet. So manches Mal möchte man sich eine Person greifen und kräftig durchschütteln - lebensnaher geht es kaum.

Aber auch eine Portion Realität darf im beschaulichen Lake Anna nicht fehlen, sodass dem Leser bewusst wird, dass auch dort das Leben und die Menschen nicht perfekt sind.

Insgesamt ein absolut gelungener Liebesroman, der hält, was er verspricht.

Als Nora Roberts - erfahrene Leserin stelle ich die Vermutung an, dass in den folgenden Teilen Josh's Brüder unter die Haube kommen ;-) und auf diesen Lesegenuss freue ich mich schon jetzt.

Joanne St. Lucas
"Flucht des Herzens - Lake Anna"
ISBN: 978-9963-52-232-3

Dienstag, 6. Januar 2015

[Rezension] Sandra Florean - Mächtiges Blut (Nachtahn 1) (ebook)

Kurzbeschreibung:
"Die junge Louisa wird seit einem Überfall von Angstzuständen geplagt und hat das Gefühl, ihr Leben nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Als sie den geheimnisvollen Dorian kennenlernt, ahnt sie zunächst nicht, was sich hinter seiner schönen und wohlhabenden Fassade verbirgt. Hartnäckig erobert er ihr Herz, doch schon bald gerät sie in die Fänge seiner Feinde: Vampire, die es auf sein einzigartiges, mächtiges Blut abgesehen haben. Wird sie diese neuerlichen Schrecken überstehen oder wieder dem Alkohol verfallen? Vielleicht sollte sie sich lieber an den sterblichen Eric halten, der weit mehr für sie empfindet, als sie ahnt. Oder sollte sie Dorian vertrauen und in seine düstere Vampirwelt eintauchen, um für ihre Liebe zu kämpfen und hinter das Geheimnis seiner Macht zu kommen?"

Fazit:
Beim Lesen der Kurzbeschreibung mag man sich denken: Schon wieder eine Vampir/Mensch-Liebesgeschichte??

Und ja, das ist es eindeutig - aber auch noch jede Menge mehr.

Das fängt bereits bei den Charakteren an: Dorian, arrogant und selbstbewusst, weiß, wer er ist und wofür er steht und dass er normalerweise alles bekommt, was er will. Das könnte ihn unsympathisch machen, wäre da nicht seine ironische Selbstbetrachtung und sein Humor. Ich jedenfalls mochte Dorian direkt von Anfang an. Dies kann ich von Louisa, unserer weiblichen Hauptprotagonistin nicht behaupten - sie hat sich ihren Weg in mein Leserherz hart erkämpfen müssen, es im Verlauf der Handlung aber geschafft. Auch James, der durch und durch englische Butler, ist so ein wunderbar charakterisierter Protagonist, dass man gar nicht anders kann, als ihn zu mögen.

Von den Charakteren einmal abgesehen, hat auch die Handlung einiges zu bieten. Denn auch wenn Dorian es sich so vorgestellt hatte, verfällt ihm Louisa nicht einfach, ganz im Gegenteil, sie gibt ihm manche Nuss zu knacken. Darüber hinaus gibt es die Bedrohung von außen - die Vampirneulinge, die sich gern an seinem Blut vergreifen würden und Hilfe von starker Seite bekommen.
Glaubt man, man wüsste, was als nächstes geschieht, gelingt es Sandra Florean, die Handlung immer noch auf ein anderes Level zu heben.

Darüber hinaus ist das Paranormale dieser Story, der Vampiranteil, so geschickt mit der realen Welt verzahnt, dass nichts künstlich, weit her geholt oder haarsträubend wirkt - ganz so, als könne auch im Wald hinter dem eigenen Haus eine Vampir-WG bestehen.

Am Schluß lässt die Autorin den Leser etwas fassungslos mit einem ganz miesen ;-) Cliffhanger zurück, sodass "Nachtahn 2 - Bluterben" direkt auf meine Wunschliste wandern musste.

Sandra Florean
"Mächtiges Blut - Nachtahn 1"
erschienen bei Bookshouse

Freitag, 2. Januar 2015

[Rezension] Robyn Carr - Im Glanz des Abendsterns

Kurzbeschreibung:
"Lange hätte sie es nicht mehr verstecken können: Dr. June Hudson ist schwanger. Und so strahlt sie mit der Sonne um die Wette, die warm auf die schneebedeckten Berge von Grace Valley scheint. Bald schon wird ihr Traum von einer gemeinsamen Familie mit ihrer großen Liebe Jim wahr werden. Aber das ist nicht das einzige aufregende Thema. Im Tal wird wild darüber spekuliert, wer der heimliche Romeo ist, den Junes Tante Myrna verbirgt. Und was hat es mit dem Poker spielenden Pastor der Gemeinde auf sich? All diese Fragen sind jedoch schnell vergessen, als sich eine bedrohliche Katastrophe anbahnt..."

Fazit:
Mit "Im Glanz des Abendsterns" findet die Trilogie um June Hudson und die Bewohner von Grace Valley ihren Abschluss. Da man etwas wehmütig scheidet, sind einem die Protagonisten doch unzweifelhaft ans Herz gewachsen, ist es ein kleiner Trost, dass man dem ein oder anderen im Verlauf der "Virgin River" - Reihe immer mal wieder über den Weg läuft.

Im Abschlussband der Trilogie setzt sich die Geschichte um June und Jim nahtlos fort. Die Schwangerschaft ist ein großes Thema im Ort und die beiden werden alles andere als unauffällig von allen Seiten gefragt, warum sie denn noch immer nicht verheiratet sind - Kleinstadtleben pur.

Wie auch in den ersten beiden Teilen schafft Robyn Carr eine warmherzige Atmosphäre rund um das idyllische Örtchen und seine Bewohner - doch ganz realitätsfremd ist es nicht, denn auch die Schattenseiten kommen immer wieder zur Sprache und dabei geht es nicht nur um illegalen Marihuana-Anbau, etc, sondern auch manch lieb gewonnener Charakter hat so seine Leiche im Keller.

Im Vergleich mit den ersten beiden Teilen fand ich diesen etwas belanglos, aber dennoch hat er mich von Anfang bis Ende gut unterhalten. Ein hervorstechender Charakter der ganzen Reihe war zweifellos Junes Tante Myrna und diese hat mich auch diesmal wieder herrlich unterhalten.

Alles in allem ein gelungener Abschluß einer herzerwärmenden Trilogie.

Robyn Carr
"Grace Valley - Im Glanz des Abendsterns"
ISBN: 978-3-95649-058-3
erschienen bei Mira Taschenbuch