Bücher

Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne.
-
Jean Paul

Dienstag, 22. Oktober 2019

[Rezension] Leigh Bardugo - King of Scars

Kurzbeschreibung:
"Nikolai Lantsov hat schon viele Titel getragen, doch "Zar" ist bislang der gefährlichste davon. Niemand weiß, was der junge Herrscher Ravkas während des blutigen Bürgerkrieges durchgemacht hat - und wenn es nach ihm geht, soll das auch so bleiben. Denn seither regt sich eine dunkle Magie in ihm, die alles zu zerstören droht, was er aufgebaut hat.
Während die legendäre Grisha Zoya verzweifelt versucht, Nikolais gefährliches Geheimnis zu wahren und ihn in seinem Kampf gegen die düstere Macht zu unterstützen, sammeln sich an den Grenzen Ravkas bereits neue Feinde, und der junge Zar muss sich der wachsenden Bedrohung für sein geschwächtes Land stellen."

Fazit:
Mit "King of Scars" hat Leigh Bardugo eine weitere Geschichte dem "Grishaverse", also dem "Universum der Grisha" hinzugefügt.
Da der Fokus in "King of Scars" auf Nikolai Lantsov liegt, muss man nicht alle bisherigen Bücher gelesen haben. Denjenigen, die die "Grisha-Trilogie" gelesen haben, dürfte Nikolai bereits ein Begriff sein und wer die "Krähen-Duologie" um Kaz Brekker und Ketterdam kennt, hat bereits Bekanntschaft mit Nina Zenik gemacht, die in "King of Scars" ihre eigene Perspektive erhält. Dennoch lässt sich "King of Scars" natürlich auch lesen, wenn man bisher keinen Einblick ins "Grisha-Verse" hatte, allerdings dauert es vielleicht etwas, bis man Wesen und Möglichkeiten der Grisha einordnen kann.

Wie auch bei den Krähen, hat Leigh Bardugo mich bei "King of Scars" direkt mitgenommen, kein Wunder bei dem spannenden Einstieg ins Geschehen. Die Handlung ist komplex und in unterschiedliche Perspektiven aufgeteilt, allerdings verliert man nie den Überblick, wird aber des öfteren von den Winkelzügen der Autorin überrascht - entsprechend gut ist der Lesefluss. Langeweile gibt es nicht, oft überschlagen sich die Ereignisse, sodass man manchmal kaum zum Atemholen kommt.

Die Charaktere sind wie gewohnt teils sehr speziell, aber immer bildhaft und lebensecht, denn natürlich sind auch Grisha nur Menschen mit Stärken und Schwächen.

Mit dem "Grisha-Verse" hat Leigh Bardugo eine vielseitige Welt geschaffen, die viel Raum für unterschiedliche Geschichten und Katastrophen bietet und mit "King of Scars" hat sie ein sehr gelungenes, mitreißendes Buch hinzugefügt.

Leigh Bardugo
"King of Scars - Thron aus Gold und Asche"
erschienen bei Droemer Knaur


[Rezension] Marie Lacrosse - Das Weingut - In stürmischen Zeiten

Kurzbeschreibung:
"Weißenburg im Elsass im Jahr 1870: Die junge Waise Irene kommt als Dienstmädchen in das Herrenhaus des reichen Weinhändlers Wilhelm Gerban. Dessen Sohn Franz glaubt an die Ideale der französischen Revolution, wofür sein Vater wenig Verständnis hat. Als Irene auf Franz trifft, verlieben die beiden sich leidenschaftlich ineinander. Doch nicht nur Standesschranken und familiäre Intrigen stehen ihrer Beziehung im Wege. Auch am europäischen Horizont ziehen dunkle Wolken auf: Ein furchtbarer Krieg bricht aus. Gegen alle Widerstände kämpfen die beiden jungen Leute um ihr Glück. Bis das Schicksal unbarmherzig zuschlägt..."

Fazit:
"Das Weingut - In stürmischen Zeiten" ist der erste Teil von Marie Lacrosse's Reihe rund um das Weingut und seine Bewohner.

Je mehr man liest, desto weniger Bücher gibt es, bei denen man schon nach wenigen Seiten weiß, dass man sie lieben wird - unabhängig davon, was auf den weiteren über 600 Seiten noch geschehen mag - so erging es mir bei "Das Weingut". Noch bevor man überhaupt im Elsass angekommen ist, hatte mich die Autorin bereits eingefangen. Ich kann nicht einmal genau sagen, woran das lag - anfangs befinden wir uns in einer Gebäranstalt, also keine sehr einnehmende Kulisse, aber der Schreibstil und die Erwartung auf das noch kommende Geschehen hatten mich direkt mitgenommen.

Daran hat sich auch im Verlaufe des Buches nichts geändert. Der Schreibstil ist wunderbar, entsprechend der Lesefluss auch. Marie Lacrosse kann hervorragend Gefühle transportieren, unabhängig davon, ob es sich um positive oder negative handelt und auch ohne viele Worte machen zu müssen, vermittelt sie ebenfalls das Grauen des Krieges, sodass sich ob der desolaten Lage der französischen Armee auch dem Leser die Haare aufstellen.

Ebenfalls sehr gut gefallen haben mir die einzelnen Charaktere - was nicht heißen soll, dass diese alle ein einnehmendes Wesen hätten, mitnichten. Marie Lacrosse lässt aber auch die verschlagenen, intriganten, neidischen Personen sehr lebensecht durch den Kopf des Lesers wandeln.

"Das Weingut - In stürmischen Zeiten" ist eine sehr gelungene Mischung: Natürlich der Gegensatz Herrschaft / Dienerschaft, der immer Stoff für Unterhaltung und Konflikte bietet, dann die Beziehung von Franz und Irene, denen wirklich nichts erspart bleibt, umwoben von einer Geschichte und Begleitumständen, die die Abgründe manch menschlicher Seele erahnen lassen und all dies eingebettet in den historischen Kontext des Deutsch-Französischen-Krieges von 1870/1871, der natürlich gerade im Elsass niemanden unberührt ließ.

Nach dem Ende des Buches bin ich sehr froh, dass auch die beiden weiteren Bände bereits verfügbar sind und ich bin sehr gespannt, was das Schicksal in "Das Weingut - Aufbruch in ein neues Leben" noch für die Protagonisten bereithält.

Marie Lacrosse
"Das Weingut - In stürmischen Zeiten"
erschienen im Goldmann Verlag