Bücher

Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne.
-
Jean Paul

Sonntag, 28. Juni 2020

[Rezension] Clare Empson - Zweimal im Leben


Kurzbeschreibung:
"Als Catherine damals als Studentin Lucian zum ersten Mal sah, war ihr gleich klar: Das ist für immer. Er ist ihr Seelenverwandter, nichts wird sie auseinanderbringen. Doch dann geschah etwas, das alles änderte. Catherine verließ Lucian, heiratete jemand anderen, gründete eine Familie. Und trotzdem kann sie Lucian nicht vergessen. Als sie ihn 15 Jahre später wiedertrifft, ist alles wieder da, die Vertrautheit von damals, das Gefühl, endlich wieder ganz zu sein, sich selbst in dem anderen wiedergefunden zu haben. Aber manchmal kann man nicht mehr anfangen, wo man aufgehört hat. Und manchmal holt einen die Vergangenheit mit solcher Macht ein, dass sie droht, die Gegenwart zu zerstören und damit alles, was man liebt..."

Fazit:
Zugegeben: Ich bin schwierig bei Liebesromanen. Die meisten sind zwar nett zu lesen, aber danach hat man sie auch gleich wieder vergessen - zu oberflächlich, zu austauschbare Charaktere... es gibt wenig Liebesromane, die mir dauerhaft im Gedächtnis geblieben sind, aber mit "Zweimal im Leben" von Clare Empson ist definitiv einer dazugekommen.

Was das Buch so unter die Haut gehen lässt, sind gar nicht wirklich die Charaktere - obwohl diese wirklich gut gelungen sind, sowohl Catherine als auch Lucian. Catherine bringt den Leser mitunter zur Weisglut mit ihrer Sturheit und den irrationalen Handlungen, aber so sind Menschen eben. Und Lucian - ach Lucian - wer würde ihm nicht verfallen? Wie sollte es bei einem Protagonisten namens Lucian auch anders sein? Genau das richtige Maß an Verworfenheit, Arroganz, aber ebenso tiefgehende Verletztheit und verborgene Unsicherheit. 

Aber wie gesagt, die Charaktere sind gar nicht das Ausschlaggebende am Roman. Denn das liegt bei der Autorin. Clare Empson transportiert die tiefgreifenden Empfindungen von Catherine und Lucian derart intensiv, dass man sie beim Lesen selbst spürt. Diese verzehrende Liebe, die schon aufgrund ihrer Intensität unter der eigenen Haut brennt und die nach der Trennung eben durch das Fehlen des Gegenparts schmerzt ohne Aussicht, dass sich daran je etwas ändern wird.

Das klingt nun sicher sehr schwülstig und melodramatisch - aber so ist "Zweimal im Leben" gar nicht. Es ist unterhaltsam, mitreißend, unprätentiös geschrieben und man mag das Buch nicht beiseite legen. Denn parallel zur gegenwärtigen Situation von Catherine, wird nach und nach die Vergangenheit offen gelegt und somit die Fragen, die dem Leser auf der Seele brennen, beantwortet - wie es sich für ein gutes Buch gehört, mag man sich anfangs noch gar nicht ausmalen, was am Schluß Tatsache ist.

Mit "Zweimal im Leben" hat Clare Empson einen Liebesroman geschrieben, der nachwirkt und einen festen Platz in meiner all-time-favourite-Liste von Liebesromanen wirklich verdient hat!

"Zweimal im Leben"
Clare Empson
erschienen bei blanvalet

Samstag, 27. Juni 2020

[Rezension] Christiane Lind / Julia K. Rodeit - Die Insel der vergessenen Träume


 Kurzbeschreibung:

"Hamburg, Ende des 19. Jahrhunderts. Nach dem Tod des geliebten Vaters kann die willensstarke Clara es nicht ertragen, einen anderen Mann an der Seite ihrer Mutter zu sehen. Überstürzt heiratet sie den charmanten Paul, mit dem sie nach Hawaii aufbricht. Schon bald muss Clara erkennen, dass alles ein abgekartetes Spiel war. Auf der Garteninsel Kauai findet sie ihr Glück, aber ein Geheimnis bleibt dort nicht lange verborgen.

Über hundert Jahre später hofft die impulsive Leonie nach mehreren abgebrochenen Berufsausbildungen auf ihre letzte Chance auf Kauai. Doch statt den Praktikumsplatz anzutreten, trifft sie den geheimnisvollen Einheimischen Nakoa. Beide verbindet mehr, als sie zunächst ahnen. Gemeinsam mit ihm begibt sich Leonie auf die bewegende Suche nach den Spuren ihrer Familie. Sie macht dabei unglaubliche Entdeckungen, die alles verändern.

Fazit:
Schon allein der Kulisse wegen lohnt sich ein Blick in "Die Insel der vergessenen Träume". Die Autorinnen versetzen den Leser mitten in die wundervolle Fauna Kauais - was kann es schöneres geben, als auf Hawaii zu weilen?

Aber natürlich lebt ein Roman nicht von der Kulisse allein und das muss dieses Buch auch definitiv nicht!
Die Handlung wird auf zwei Zeitebenen erzählt: Wir begleiten Leonie auf der Suche nach einem Job, der ihr auch wirklich liegt und auf diesem Wege auch nach Kauai, wo sie auf Nakoa stößt und zusammen mit dem Leser die unschöne Vergangenheit der Ureinwohner Hawaiis erfährt und ihn in seinem Kampf um sein natives Erbe erlebt.

Noch viel berührender fand ich persönlich aber Claras Weg. Als Opfer eines perfiden Plans der Männer ihrer Familie, landet sie an der Seite ihres frisch Angetrauten, der so gar nicht ist, was er vorher schien, auf einer einsamen Plantage auf Kauai. Die Zukunft, die sie sich erträumt hat, wird sich nie erfüllen, dafür taucht sie mitten hinein in das Leben der Blumeninsel, der Ureinwohner und den Ungerechtigkeiten, mit denen die weißen Plantagenbesitzern den Arbeitern gebenüber auftreten.

Leonie und Nakoa sind lebensechte Charaktere, mit Eigenheiten und Sturköpfen, die dem Leser schnell sympathisch werden, mein Herz allerdings habe ich ganz klar bei Clara verloren - man fiebert und bangt mit ihr und drückt ihr soooo die Daumen, dass es am Ende für sie doch gut ausgehen werde - ob dies tatsächlich passiert, muss natürlich jeder selbst herausfinden.

Mit "Die Insel der vergessenen Träume" haben die Autorinnen Christiane Lind und Julia K. Rodeit einen mitreißenden Roman in unvergleichlicher Kulisse geschaffen, dessen Protagonisten einem noch lang im Gedächtnis bleiben!

"Die Insel der vergessenen Träume"
Christian Lind / Julia K. Rodeit
ISBN: 978-3-96698-600-7