Bücher

Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne.
-
Jean Paul

Dienstag, 28. Februar 2017

[Rezension] Ulf Torreck - Fest der Finsternis

Kurzbeschreibung:
"Paris im September 1805: In finsteren Gassen werden die Leichen blutjunger Mädchen gefunden, die Bewohner der Weltmetropole sind ergriffen von Angst. Der für seinen Jagdinstinkt bekannte Polizist Louis Marais arbeitet wie besessen an dem Fall. Als er auf die Hilfe eines alten Bekannten zurückgreift, der hinter den Mauern des Irrenhauses von Charenton sein Dasein fristet, führt Marais den Albtraum erst zu seiner wahren Größe..."

Fazit:
Bereits nach wenigen Seiten merkt man, dass "Fest der Finsternis" das Potential zu etwas Großem hat. Denn schon nach kurzer Zeit entsteht eine Atmosphäre der Beklemmung und des Dunklen. Spätestens wenn Marquis de Sade auf der Bildfläche erscheint, ist klar, dass dies kein gewöhnlicher Thriller ist.

Der Lesefluss ist von Anfang an sehr gut, was bei einem Buch von über 600 Seiten sicher nicht ganz nebensächlich ist. Denn gerade bei einer derart ausgiebigen Handlung, ist es oft nicht leicht, das Interesse des Lesers durchgängig wach zu halten.

In den Informationen zum Autor steht, dass er für "Fest der Finsternis" über mehrere Jahre recherchiert hat. Und dies kommt eindeutig dem Leser zugute. Wir befinden uns in Paris zu Zeiten Napoleons. Entsprechend darf man erwarten, dass das Ambiente, die Gepflogenheiten und Sitten der damaligen Zeit entsprechen. Und das tun sie eindeutig - nicht einen Moment zweifelt man daran, sich im 19. Jahrhundert zu befinden. Dies bezieht sich nicht nur auf Kleidung, Umgangsformen, etc, sondern ebenso auf Politik und Polizeiarbeit. Da, neben Monsieur de Sade, eine ganze Reihe weiterer historischer Personen ihren Auftritt in "Fest der Finsternis" haben, dürfte es eine Menge Arbeit bedeutet haben, die historisch verbürgten Informationen zu diesen in den jeweiligen Charakter und zu integrieren und all dies der Fiktion einzuverleiben.

Auch der eigentlich Kriminalfall, um den es hier geht, ist nicht 08/15 und der Leser wird mit Marais und de Sade diversen Wegen folgen müssen, um die Lösung zu finden.

Die Übergänge zwischen Krimi und Thriller sind grau und fließend, dennoch hätte ich die Genrebezeichnung "Historischer Krimi" bevorzugt, da bei einem Thriller doch eine offener zutage tretende Spannung erwartet wird. Dies soll nicht bedeuten, dass "Fest der Finsternis" nicht spannend sei - ganz im Gegenteil, allerdings ist dies mehr eine dauerhaft vorhandene atmosphärische Spannung, die über allem liegt und nicht die typische Thrillerspannung.

Um an "Fest der Finsternis" Gefallen zu finden, sollte man auf jeden Fall gern historische Handlungen lesen und keine Furcht vor den dunklen Seiten des Menschen haben - dann kann es dem Leser aber wie mir ergehen, die ich schon jetzt sagen kann, dass Ulf Torreck mit "Fest der Finsternis" ganz klar eines meiner Lesehighlights 2017 geschrieben hat.

Ulf Torreck
"Fest der Finsternis"
ISBN: 978-3-453-67713-5
erschienen bei Heyne

Sonntag, 26. Februar 2017

[Rezension] Kathy Reichs - Die Knochenjägerin

Kurzbeschreibung:
"Drei der in Die Knochenjägerin versammelten Kurzromane von Kathy Reichs handeln vordergründig von der Unbarmherzigkeit der Natur. Ob klauenbewehrte Raubvögel in den Wäldern North Carolinas, auf Beute lauernde Alligatoren und Pythons in den Sümpfen Floridas oder die eisige Todeszone in den Höhen des Mount Everest - jeder Fall konfrontiert die Forensikerin Tempe Brennan mit der Vergänglichkeit des Lebens. Doch die Toten, die sie in ihrem Labor analysiert, führen Tempe auch Mal um Mal eine Gewissheit vor Augen, die ihre jahrelange Arbeit an Mordfällen erbracht hat: Nichts ist so unbarmherzig wie der Mensch...

Im vierten Kurzroman Tempe Brennans erster Fall offenbart Kathy Reichs ihren Lesern erstmals, wie aus einer angehenden Naturwissenschaftlerin eine forensische Expertin für menschliche Abgründe und die Werkzeuge des Todes wurde."

Fazit:
Im Gegensatz zu Anthologien, die wohl nie mehr mein Fall werden, habe ich festgestellt, dass ich Kurzromane bzw. Kurzromansammlungen bestimmter Autoren durchaus gerne lese. Vor allem natürlich, wenn die Hauptperson der Geschichten eine von mir gern gelesene Protagonistin ist. Dies war der Grund, warum ich "Die Knochenjägerin" von Kathy Reichs gelesen habe - denn Tempe Brennan und ihre Erlebnisse verfolge ich ja nun bereits seit vielen Jahren.

Jeder der vier Kurzromane umfasst ungefähr 100 Seiten und behandelt je einen abgeschlossenen Fall. Dass bei dieser Länge irgendwo Abstriche gemacht werden müssen, liegt auf der Hand. Hier wurden diese nicht bei den Ermittlungen, sondern in Tempes Privatleben gemacht, womit ich gut klar kam. Denn in den normalen Tempe Brennan - Büchern nimmt dies oft einen großen Teil der Handlung ein und die Konzentration auf die einzelnen Fälle hier fand ich eine nette Abwechslung.

Wie auch in den anderen Büchern der Tempe Brennan - Reihe sollte man sich klar darüber sein, dass man als Leser einiges über Knochen liest und lernt - wer derartige Ausführungen nicht mag oder wen diese langweilen, wird sicher nie ein Liebhaber dieser Bücher werden.

"Die Knochenjägerin" lässt sich auch problemlos lesen, wenn man bisher keine Erfahrung mit dieser Reihe hat und gibt einem einen guten Überblick, was einen in den normalen Büchern erwartet. So kann man als Neuling in Tempes forensischer Welt danach gut abschätzen, ob sich die Reihe für einen selbst lohnt oder nicht.

Aber auch für Leser der bisherigen Bücher hat "Die Knochenjägerin" einiges zu bieten. Schon allein dass man endlich auch einmal einen Blick auf den Anfang von Tempes Karriere werfen kann, fand ich wunderbar.

Der Lesefluss ist gewohnt gut und die einzelnen Geschichten, alle für sich abgeschlossen, lassen sich gut lesen. Für Spannung ist gesorgt und aufgrund der Kürze der einzelnen Stories auch konzentrierter zu finden als in den anderen Tempe-Büchern.

Letztendlich ist "Die Knochenjägerin" natürlich keine Alternative zu den anderen Büchern der Reihe, aber eine hervorragend umgesetzte Ergänzung!

Kathy Reichs
"Die Knochenjägerin"
ISBN: 978-3-89667-580-4
erschienen bei Blessing

Dienstag, 21. Februar 2017

[Rezension] Marah Woolf - Götterfunke - Liebe mich nicht

Kurzbeschreibung:
"Eigentlich wünscht Jess sich für diesen Sommer nur ein paar entspannte Wochen in einem Camp in den Rockys. Sich zu verlieben stand nicht auf ihrem Plan. Doch dann trifft sie Cayden, den Jungen mit den smaragdgrünen Augen, und er stiehlt ihr Herz. Aber Cayden verfolgt seine eigenen Ziele. Der Göttersohn hat mit Zeus eine Vereinbarung getroffen, auf deren Erfüllung er seit Jahrhunderten hofft. Nur wenn er ein Mädchen findet, das ihm widersteht, gewährt Zeus ihm seinen sehnlichsten Wunsch: endlich sterblich zu sein."

Fazit:
"Götterfunke - Liebe mich nicht" ist der erste Teil der "Götterfunke"-Reihe von Marah Woolf.

Ich habe schon immer gern die Sagen der griechischen und römischen Götter gelesen und mag es gern, wenn diese in fiktiven Realitäten von Romanen mitmischen. Allerdings kommt es natürlich immer auf die Umsetzung an, oft gerät diese leider schnell ins Lächerliche.

Dies ist bei "Götterfunke - Liebe mich nicht" absolut nicht der Fall. Die griechischen Götter, ihre Eigenheiten, Stärken und Schwächen sind in die Handlung wunderbar eingeflochten und harmonieren gut mit den menschlichen Charakteren. Die Autorin hat wohl ein Faible für Hera, die in der Geschichte sehr unter dem schlechten Ruf leidet, den sie in der Menschenwelt genießt und die hier als treusorgende Ehefrau und Mutter auftritt.

Der Lesefluss ist sehr gut, man mag Jess, Cayden, Apoll und all die anderen nicht einen Moment beiseite legen. Die Handlung ist nicht so vorhersehbar, wie ich befürchtet hatte und unterhält einfach wunderbar! Ich habe tatsächlich am Ende sogar die Leseprobe des zweiten Bandes gelesen, was ich sonst wirklich nie tue, einfach, um noch einen Moment bei Jess und Cayden verweilen zu können.

Gut gefallen haben mir auch die immer wieder vorkommenden humorigen Berichte von Hermes, dem Götterboten, dessen Aufgabe es ist, Cayden zu beobachten und Zeus und den anderen Göttern zu berichten.

Ach ja, "Götterfunke" ist wohl eigentlich ein Jugendbuch, aber ich würde dies nur als Lesealteruntergrenze sehen, denn dem Jugendalter bin ich schon ein Weilchen entwachsen und mich hat dieses Buch definitiv in seinen Bann geschlagen.

Ich bin schon sehr gespannt auf "Götterfunke - Hasse mich nicht", welches im September erscheinen wird.

Samstag, 11. Februar 2017

[Rezension] Katie Agnew - Die Perlenfrauen

Kurzbeschreibung:
"Zu ihrem 18. Geburtstag bekam die Schauspielerin Tilly Beaumont 1947 eine atemberaubend schöne Halskette geschenkt. Das Schmuckstück begleitete sie ihr Leben lang - bis es auf einmal spurlos verschwand. Jahre später bittet Tilly ihre Enkelin Sophia, die Kette zu finden. Sophia hat erkannt, dass man mit gutem Aussehen allein keine Rechnungen bezahlen kann. Die wertvolle Perlenkette könnte nun einige ihrer Probleme lösen. Doch wie soll Sophia ein Erbstück finden, das sie noch nie gesehen hat?"

Fazit:
Weder der Klappentext noch irgendeine andere Beschreibung könnte dem Inhalt von Katie Agnews "Die Perlenfrauen" gerecht werden. Denn in wenigen Worten lassen sich weder die Geschehnisse über 60 Jahre hinweg, noch die einzelnen Charaktere, die bestimmend für die Geschichte sind, auch nur annähernd beschreiben.

Die Perlenkette, die Tilly von ihrem Vater bekommt, ist das Bindeglied zwischen den Beaumontfrauen Tilly, Alice und Sophia; Aiko, der Tochter der Perlentaucherin Manami, die in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts genau diese Perlen aus dem Meer holt, um ihrer Tochter ein Leben in Freiheit zu ermöglichen, was Aiko später auch mutig in die Tat umsetzt und dem Amerikaner Dominik, einem Dokumentarfilmer, der kürzlich von seiner Frau verlassen wurde.

In weiten Teilen werden die Handlungsstränge einzeln erzählt - zusammen finden sie erst gegen Ende des Buches. Die einzelnen Charaktere sind alle sehr bildhaft und authentisch aufgebaut, sodass der Leser ihrer aller Leben in vielen Einzelheiten mitverfolgt, was den Inhalt der Geschichte sehr gehaltvoll macht.

Der Lesefluss ist hervorragend und die mehr als 500 Seiten sind auch vonnöten, um jedem einzelnen Charakter gerecht zu werden, was Katie Agnew in bewundernswerter Weise gelingt.

"Die Perlenfrauen" ist ein Roman, der ganze Lebensgeschichten erzählt und dies auf mitreißende, mitfühlende und unterhaltsame Weise - ein Buch, das auch nach dem Lesen noch im Gedächtnis bleibt.

Katie Agnew
"Die Perlenfrauen"
ISBN: 978-3-453-42029-8
erschienen bei Heyne

Sonntag, 5. Februar 2017

[Rezension] Nora Roberts - Sternenfunken

Kurzbeschreibung:
"Die schöne Annika hat eine ganz besondere Verbindung zum Meer, von dort stammt sie, und dorthin muss sie wieder zurückkehren. Doch vorher hat sie noch einen Auftrag: Zusammen mit fünf anderen Auserwählten muss sie auf die Insel Capri reisen, um den Stern des Wassers vor einem gefährlichen Gegenspieler zu retten. Die abenteuerliche Suche und eine Gefangenschaft bringen Annika dem attraktiven, aber geheimnisvollen Sawyer näher. Ihre Zuneigung lässt sich nicht lange verleugnen, doch ihrer Liebe stehen Zweifel und Tabus im Wege. Werden die beiden der Gefahr trotzen und ihre Beziehung retten können?"

Fazit:
"Sternenfunken" ist nach "Sternenregen" der zweite Teil der "Stern"-Trilogie. Zum besseren Verständnis sollte man am Anfang der Reihe beginnen, aber auch ohne Vorkenntniss sollte sich dem Leser im Verlauf des Buches alles relevante erschließen.

Nach Korfu befinden sich unsere sechs Auserwählten nun auf Capri, wo sie es neben Nerezza, der Inkarnation des Bösen, auch mit ihrem fiesen Handlanger zu tun bekommen. Der Lesefluss ist gewohnt gut, der Leser bekommt Unterhaltung, Abwechslung und Spannung. Zwischendurch wird Nora Roberts sogar richtiggehend brutal, was mir bei ihr tatsächlich zum ersten Mal begegnet ist.

"Sternenfunken" ist sicher nicht einer der tiefgründigeren Romane von Nora Roberts und man sollte keine Probleme mit übernatürlichen Wesen und Eigenschaften haben, dann bietet das Buch aber jede Menge Unterhaltung.

Nora Roberts
"Sternenfunken"
ISBN: 978-3-7341-0340-7
erschienen bei blanvalet

Samstag, 4. Februar 2017

[Rezension] Sarina Bowen - Kalte Nächte - Warme Herzen [ebook]

Kurzbeschreibung:
"Ski Champion Dane "Danger" Hollister geht keine Beziehungen ein, seine Gründe dafür hält er allerdings geheim. Der Fluch, den er von seiner Mutter geerbt hat, wird ihn irgendwann alles kosten: Seinen Platz im olympischen Ski Team, seine Sponsoren und seine Fähigkeit, in Höchstgeschwindigkeit einen Berg runter zu rasen.

Country Girl wider Willen, Willow Reade, trifft Dane durch puren Zufall. Ihr ins Schleudern geratener Pick-up Truck drängt ihn während eines Schneesturms von der Straße. Während sie gemeinsam über Nacht in seinem Jeep gestrandet sind, kommen sich die beiden einsamsten Menschen in Vermont näher, als sie gedacht hätten.

Und doch kann keiner von beiden absehen, wie sehr ihr kleines Zusammentreffen nicht nur Danes erschreckendes Geheimnis gefährdet, sondern auch Willows vorläufigen Frieden, den sie mit sich und ihren Entscheidungen geschlossen hat. Nur gegenseitiges Vertrauen und Verstehen kann ihren Schmerz beenden und ihnen eine hart erkämpfte Chance auf Liebe bringen."

Fazit:
Das ist das erste Buch der Autorin, das ich gelesen habe, entsprechend gespannt war ich. Und bereits nach wenigen Seiten war mir klar, dass ich meine Entscheidung für das Buch nicht bereuen würde.

Der Leser landet direkt mitten im Geschehen und im Leben von Willow und Dane. Die Handlung wird wechselweise aus beiden Perspektiven erzählt, wodurch der Leser im Gegensatz zu den liebenswerten Protagonisten den Durchblick hat. Die Charaktere sind sehr menschlich angelegt: Willow ist ein liebenswerter Pechvogel, der ihr schnell zu begeisterndes Herz nur Ärger eingebracht hat und Dane ist ein vom Leben zynisch gewordener Mensch, der sein Leben außerhalb des Ski-Zirkusses komplett für sich behält.

Der Lesefluss ist sehr gut, die etwa 240 Seiten lassen sich problemlos am Stück lesen, ohne dass es langweilig wird. Das Ende der Geschichte ist natürlich absehbar, aber genau das ist ja das Schöne an Liebesromanen: egal welchen Widrigkeiten die Protagonisten sich gegenüber sehen, am Ende wird alles gut.

Zwischenzeitlich wird es sogar ziemlich heiß im kalten Vermont und mir ist positiv aufgefallen, dass der Roman inklusive der erotischeren Szenen kein bißchen "platt" formuliert ist. Denn das ist leider oft die Krux bei Romanen, bei denen der Leser die Charaktere auch in verfänglicheren Situationen erlebt: gerade diese sind oft so banal geschildert, als wäre man mitten in einer Seifenoper. Ob wir es der Autorin, dem Übersetzer oder beiden zu verdanken haben, weiß ich nicht, aber "Kalte Nächte - Warme Herzen" ist in dieser Beziehung durchweg harmonisch.

Ein Liebesroman, der den Leser unterhält und mitnimmt, der zu Herzen geht und gleichzeitig amüsiert - ich freue mich bereits auf weiteren Lesestoff von Sarina Bowen.

Sarina Bowen
"Kalte Nächte - Warme Herzen"