Bücher

Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne.
-
Jean Paul

Donnerstag, 19. Dezember 2013

Adventsgewinnspiel 2013 - Tag 31

Heute könnt ihr das Buch"Satansbraten"von Beatrix Lohmann gewinnen! 
Aber die heutige Leseprobe ist auch ihrem neusten Werk "... weg bist du" (Kurzgeschichtensammlung) 


Kurzbeschreibung: 
Karin Bergers beschauliches Leben gerät durch einen Einbruch völlig aus den Fugen. Nach “reiflicher Überlegung“ holt sich die knapp 50jährige daher einen Hund ins Haus. Dieser Entschluss soll Karins Leben allerdings ordentlich durcheinanderwirbeln, denn Molly, die wunderschöne Hündin aus dem Tierheim, entpuppt sich zwar als äußerst wirkungsvolle Abschreckung, hat aber leider auch eineausgewachsene Macke. Neben ihrer neuen Aufgabe als Hundebezwingerin versucht sich Karin von nun an als Ermittlerin in Einbruchsfragen, engagiert sich für den Erhalt des Tierheims, hilft neuen Freunden in Beziehungsnöten und hat eine Begegnung der dritten Art im Hundesalon. Kein Wunder, dass sie bei all dem Treiben beinahe den richtigen Mann verpasst hätte ... Ein locker leichter Lesespaß 
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Leseprobe aus "... weg bist du" 
Genre: Dark Stories 
Das Buch ist beiAmazon.deerhältlich als kindle edtion 
Außerdem findet ihr auf derHomepageder Autorin weitere Infos 
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Leseprobe 
Als er die Augen aufschlug, war er im ersten Moment völlig verwirrt. 
Desorientiert schaute er sich um und registrierte die Umgebung. 
Er befand sich in einem großen, sehr großen Raum aus Holz. Überall an den Wänden waren Holzpritschen angebracht, auf denen Menschen, besser gesagt, Männer saßen oder lagen. Die meisten waren nackt, einige hatten sich aber auf verschlissene Handtücher gehockt oder bedeckten damit ihr Geschlecht. Er sah an sich herunter und bemerkte, dass auch er nichts anhatte. Nicht einmal ein Tuch besaß er, mit dem er sich hätte vor den Blicken der anderen schützen können. Unbehaglich schlug er die Beine übereinander und dachte: 
Ich muss eingeschlafen sein. Warum kann ich mich nicht daran erinnern, wie ich hier hereingekommen bin? In seinem Kopf war nur eine schwarze Leere, sobald er versuchte, darüber nachzudenken. Dann kam die Hitze. 
Er hatte die Temperatur im ersten Moment nicht als extrem empfunden, doch mit einem Mal erklang ein lautes Zischen und mit einer Plötzlichkeit, die ihn völlig überraschte, erhitzte sich der Raum so unvorstellbar, dass es ihm die Luft aus den Lungen trieb. Ein lautes Stöhnen ging durch die Reihen und während er mit einer Ohnmacht kämpfte, spürte er, wie seine Haut sich zusammenzog, zu eng wurde für seinen Körper und seine Haare zu verschmoren begannen. Seine Lungen füllten sich mit der heißen Luft und er hatte das Gefühl, als durchströme ihn flüssiges Feuer. Weinen konnte er nicht, denn seine Augen waren von der Hitze ausgetrocknet. Als er meinte, die Schmerzen nicht mehr ertragen zu können, versuchte er zu schreien, doch seine Lippen waren zusammengeschweißt und er brachte wie all die anderen nur ein gequältes Stöhnen heraus. Er schaute nach rechts, doch als er seinen Nachbar näher betrachtete, musste er sich angeekelt abwenden. Auf dessen Rücken hatten sich große Brandblasen gebildet, aus denen helle, gelbliche Lymphe floss und auf die Pritschenbretter tropfte. Überall sah er schmerzverzerrte Gesichter, aufgeplatzte Haut und hörte Stöhnen und Wimmern. 
Doch so plötzlich, wie sie gekommen war, ließ die Hitze nach. 
Die Temperatur war noch immer viel zu hoch, aber im Vergleich zu dem eben Erlebten, war sie erträglich. Ungläubig ließ er seine Blicke hin und her wandern. Träumte er? Hatte er Halluzinationen? Er musste sich Klarheit verschaffen! Sofort! 
Vorsichtig drehte er sich zu seinem linken Nachbarn um und fragte ihn, was das alles solle und was es mit der Hitze auf sich habe. 
Der Mann, der ihm irgendwie bekannt vorkam, drehte sich nicht einmal zu ihm um, sondern starrte weiter auf einen Fleck an der gegenüberliegenden Wand. „Frag nicht so viel. Genieße die Pause.“ 
Damit war das Gespräch für ihn offensichtlich beendet. 
Auf der Pritsche gegenüber saß ein fetter Schwarzer. Er hatte einen grauen Lappen über seine dicken, schwabbeligen Oberschenkel gelegt und starrte vor sich hin ins Leere. Als er auch ihm seine Fragen stellte, bedachte der Schwarze ihn mit einem hochmütigen Blick. Die Haut des Mannes war mit vernarbten, sich bildenden und schwärenden Brandwunden übersät und auch sein Gesicht war entstellt. Trotzdem kam ihm dieser arrogante Blick bekannt vor. Hatte er diesen schwarzen Koloss nicht schon einmal in der Zeitung gesehen? War er nicht ein afrikanischer Diktator? Isi oder Imi oder so ähnlich? 
„Lass mich in Ruhe,“ raunte der Schwarze und drehte sich weg. 
War denn allen hier drinnen das Gehirn verschmolzen? Warum sprachen sie nicht mit ihm? Doch bei genauerem Hinsehen bemerkte er, dass überhaupt niemand sprach. Sie stierten einfach vor sich hin und nur einige wenige bewegten die Lippen in stummem Selbstgespräch. Weiter hinten im Raum sah er jedoch jemanden, der wild mit den Händen gestikulierte. Er schien nicht so abgestumpft zu sein, wie die anderen hier. Vielleicht konnte dieser Mann ihm weiterhelfen. Er erhob sich von der Pritsche und wollte gerade losgehen, als erneut das Zischen erklang. Dann kam die Hitze ... 
Wenn es überhaupt sein konnte, so war es diesmal noch schlimmer. Augenblicklich kräuselten sich seine Körperhaare und der Gestank von Verschmortem drang ihm in die Nase. Die grausame Hitze verriegelte erneut seine Lippen und er starrte mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen auf seinen Arm, auf dem sich die ersten Brandblasen bildeten. Der Moment schien ewig zu dauern und die Schmerzen waren unbeschreiblich. Dann war es plötzlich wieder vorbei. Die Temperatur sank und sein vor Schmerz verkrümmter Körper richtete sich langsam wieder auf. Auch wenn die Schmerzen nun etwas erträglicher wurden, sie blieben. 
Wie lange sollte das so weitergehen? Er würde den Verstand verlieren, wenn er das noch länger mitmachte. Er musste hier heraus und zwar schnell. 
Mit wackeligen Beinen stand er auf und wankte in die Richtung des Mannes, der eben so wild gestikuliert hatte. Im Halbdunkeln, dieser pervertierten Sauna stolperte er über Füße und rutschte in Pfützen aus, von denen er nicht wissen wollte, woraus sie bestanden. Keiner der anderen Männer beachtete ihn. Alle waren mit ihren eigenen Schmerzen, ihrem eigenen Wahnsinn beschäftigt. 
Der Raum war viel größer als er angenommen hatte, denn die Entfernung zu dem Mann schien einfach nicht kleiner werden zu wollen. So sehr er es auch versuchte, er kam ihm scheinbar nicht näher. Dafür kam die Hitze wieder. 
Sie warf ihn, der als einziger im Raum stand, einfach um. Der Boden, auf den er fiel, war plötzlich so heiß wie eine Herdplatte und er spürte, wie seine Haut aufplatzte. Er wurde hier bei lebendigem Leib verbrannt und niemand half ihm. Er wollte einfach nur noch sterben, doch das geschah nicht. 
Die Hitze kroch wieder dorthin zurück, wo sie hergekommen war und er setzte sich auf. Als er hochschaute, blickte er in das Gesicht eines kleinen, hageren Mannes. Auch dieses Gesicht kannte er. In seiner Erinnerung sah er dieses Gesicht, wutverzerrt vor einem Mikrofon, die Fäuste links und rechts davon geballt. Was war hier los? Wer war dieser dünne Kerl vor ihm? Verzweifelt marterte er sein Hirn, suchte Bilder, die ihm erklären würden, wie er hier hereingeraten war, was das alles sollte. Doch da waren nur winzige Bruchstücke und dieses schwarze Loch. 
Auf allen vieren krabbelte er weiter auf den gestikulierenden Mann zu. 
Er würde es wissen. Er würde die Antworten geben können. 
Immer dann, wenn er seinen Blick hob, sah er Gesichter, die ihm bekannt vorkamen, die er jedoch nicht zuordnen, nicht fassen konnte. Da war zum Beispiel ein älterer Mann mit einem grauweißen Vollbart. Er hatte tatsächlich einen Turban auf und ein fanatisches Glitzern in den Augen. Woher kannte er nur diesen Blick? Er krabbelte weiter und sah immer wieder in irre Augen und sabbernde, entstellte Gesichter. So würde auch er enden, wenn er es nicht schaffte, von hier zu entfliehen. Der Mann dort drüben. Er würde alles wissen. Er war die einzige Hoffnung. Der Abstand verringerte sich und endlich konnte er das Gesicht des Mannes erkennen. 
Der Schreck nahm ihm den Atem, denn dieses hässliche Gesicht konnte niemals jemand vergessen. Jetzt erkannte er, warum der Mann gestikuliert hatte. 
Das hatte er immer getan. 
Dieser kleine, fast rechteckige Oberlippenbart und die gescheitelten, platt gekämmten Haare ... 
Ja, jetzt wusste er, wo er war und die Erkenntnis und das folgende Entsetzen sollten nie wieder enden. 
© TextBeatrix Lohmann 
Frage: Wer ist die Person, die am Ende der Geschichte beschrieben wird? 
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Die richtige Antwort schickt ihr bitte anadventsgewinnspiel2013@gmx.de(Betreff: 19. Türchen plus heutiges Datum) 
Einsendeschluss ist um Mitternacht. 
Der oder die Gewinner/in wird morgen ermittelt und von uns per Email benachrichtigt. 
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