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Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne.
-
Jean Paul

Sonntag, 5. Oktober 2014

[Rezension] Petra Schier - Der Hexenschöffe

Kurzbeschreibung:
"Anno 1636 ist ganz Deutschland vom Hexenwahn ergriffen. Schon einige Jahre zuvor traf es auch das beschauliche Rheinbach - eine Zeit, an die sich keiner gern erinnert. Und nun hat der Kurfürst den Hexencommissarius erneut in die Stadt beordert.

Hermann Löher, Kaufmann und jüngster Schöffe am Rheinbacher Gericht, hat Angst um Frau und Kinder. Sein Weib Kunigunde gehört zur "versengten Art": Angehörige ihrer Familie wurden damals dem Feuer überantwortet. Löher glaubt nicht an Hexerei und an die Schuld derer, die vor Jahren den Flammen zum Opfer fielen. Eine gefährliche Einstellung in diesen Zeiten.

Als die Verhaftungswelle auch auf Freunde übergreift, schweigt der Schöffe nicht länger. Und schon bald beginnt für ihn und seine Frau ein Kampf gegen Mächte, die weit schlimmer sind als das, was man den Hexen vorwirft..."

Fazit:
"Der Hexenschöffe" beruht auf wahren Tatsachen. Nicht nur in Bezug auf die Hexenprozesse und -verbrennungen, die zu dieser Zeit in ganz Deutschland stattfanden und die natürlich geschichtlich verbrieft sind, sondern auch die  Erlebnisse dieser Zeit in Bezug auf Rheinbach.
Hermann Löher, die Hauptperson des Buches, gab es wirklich und er hat seine Erinnerungen in eine Klageschrift gefasst, die die unvorstellbaren Gräuel, die zu der Zeit stattfanden, dokumentiert.

Einerseits hat mir das Wissen, dass viele Erlebnisse im Buch der Realität entsprechen, das Lesen "erschwert" - erschwert in dem Sinne, dass ich die bildhaften Beschreibungen in der Peinkammer noch furchtbarer fand, denn eines kann ich gleich vorweg sagen: Für empfindsame Gemüter ist dieses Buch sicher nichts! Andererseits hat mich aber auch das Wissen, dass Hermann Löher ja hinterher noch in der Lage war, seine Klageschrift zu verfassen, auch durch das Buch getragen, denn eines konnte ich mir immer wieder ins Bewußtsein rufen: Er hat definitiv überlebt! Denn das dies so sein wird, konnte man zwischendrin kaum glauben.

Ihr merkt schon, die Lektüre von "Der Hexenschöffe" hat mich schon emotional sehr mitgenommen, was - abgesehen von der fürchterlichen Zeit damals in Bezug auf Hexenverfolgungen, etc. - auch daran lag, dass Petra Schier die Charaktere der Geschichte so lebensecht beschreibt, dass man sie direkt vor Augen hat und natürlich mit ihnen mitfühlt! Zwischendrin hat man beinahe Angst, die Seiten umzublättern und dann vielleicht zu lesen, dass einer der ans Herz gewachsenen Protagonisten in Gefahr gerät - soviel Nervenkitzel findet man in manchem Thriller nicht...

Der Lesefluss ist natürlich wunderbar, denn der Leser lebt und leidet mit den Personen der Handlung - selbst mit einigen, die nicht so richtig sympathisch sind - und will wissen, lesen, hoffen, dass es für diese Charaktere gut ausgeht!
Ob dies der Fall ist - das müsst ihr natürlich selbst herausfinden!

"Der Hexenschöffe" ist ein unglaublich fesselnder, mitreißender, dramatischer, mitunter grauslicher historischer Roman - nichts für schwache Nerven, aber alle anderen Liebhaber der Historie kommen ganz bestimmt auf ihre Kosten.

Petra Schier
"Der Hexenschöffe"
ISBN: 978-3-499-26800-7
erschienen bei rororo
€ 9,99

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