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Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne.
-
Jean Paul

Samstag, 15. Juni 2013

Elisabeth Büchle - Sehnsucht nach der fernen Heimat

Kurzbeschreibung:
"Elisa Steiger kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, ihre geliebte Heimat jemals zu verlassen. Seit ihre deutschen Vorfahren im Jahr 1815 in die russische Provinz Bessarabien ausgewandert sind, fühlt sich ihre Familie dort ganz zu Hause.

Doch die politischen Entwicklunge der 1930er-Jahre lassen ihr schließlich keine Wahl. Sie muss gemeinsam mit ihrer Familie Bessarabien verlassen. Es folgen weitere Schicksalsschläge, und Elisa steht vor großen Herausforderungen, denen sie sich kaum gewachsen fühlt. Vor allem aber glaubt sie, ihre heimliche Liebe, den jungen Arzt Samuel Bader, für immer verloren zu haben..."

Fazit:
Das Cover des Buches hätte mich persönlich im Buchladen nicht dazu bewegt, dem Buch einen zweiten Blick zu gönnen. Gottseidank lief mir dieses Buch aber in Form einer Leseprobe über den Weg! Denn sonst wäre mir etwas unglaublich Faszinierendes entgangen!

Die Handlung spielt anfangs in Bessarabien, einem Landstrich, der Anfang des 20. Jahrhunderts zu Rumänien gehörte und wo es schwäbische Auswanderer gab, die im 19. Jahrhundert von der russischen Regierung angeworben worden waren. Ich gebe zu, von diesem Umstand und der Gegend dort bisher nie etwas gehört zu haben. Das war das erste positive, was mir auffiel, dass es kein gängiger Handlungsort war, der regelmäßig in Bücher der Nazizeit vorkommt. Später werden die Deutschen aus Bessarabien umgesiedelt in ehemals polnische, zu der Zeit aber deutsch besetzte Gebiete. Ein Teil der Handlung findet aber auch in Berlin statt.

Aber die Handlungsorte waren bei weitem nicht das einzig Bemerkenswerte des Buches. Der geschichtliche Hintergrund ist sehr fundiert recherchiert und die Charaktere bildhaft beschrieben. Ganz herausragend aber ist die Fähigkeit der Autorin, Atmosphäre zu vermitteln. Anfangs noch unbekümmert, dann verunsichert und ab der Mitte des Buches sehr beklemmend - all dies ist derart greifbar, wie ich es noch in keinem Buch erlebt habe - und ich habe schon eine Menge gelesen.
Ohne detailliert beschriebene Kriegsszenen, Massenvergewaltigungen, Gemetzel oder ähnliches, schafft Elisabeth Büchle es dennoch scheinbar mühelos, den Leser mit der Handlung zu fesseln und sich den Personen extrem verbunden zu fühlen - ich glaube nicht, dass man dieses Buch lesen kann, ohne quasi neben Elisa auf dem Kutschbock zu sitzen!

Wer diesen Roman nicht liest, hat eindeutig etwas verpaßt!

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