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Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne.
-
Jean Paul

Mittwoch, 1. Mai 2019

[Rezension] Frank Goldammer - Grosses Sommertheater

Kurzbeschreibung:
"Der steinreiche, schwerkranke Patriarch Joseph lädt die gesamte Familie für ein Wochenende in seine Villa an die Ostsee ein. Josephs Söhne sind seit Jahren zerstritten, aber die Aussicht auf das Erbe lässt sie mit Kind und Kegel anreisen. Die Gästeliste ist lang und birgt reichlich Zündstoff. Die Sonne brennt und die Luft wird immer dicker. Bis es, im wahrsten Sinne des Wortes, knallt."

Fazit:
Man sollte "Grosses Sommertheater" nicht lesen, weil man die Krimis von Frank Goldammer mag. Denn "Grosses Sommertheater" ist definitiv etwas ganz anderes.

Man sollte also darauf vertrauen, dass der Autor auch in der Lage ist, abseits von Max Heller etwas Lesenswertes zu Papier zu bringen.

"Skurril" ist das erste Wort, dass mir nach dem Lesen - und ehrlich gesagt auch währenddessen - durch den Kopf spukte. Anfangs malt Frank Goldammer ein Bild eines idyllischen Sommerurlaubs an der Ostsee. Spielen am Strand, entspannen, Sonne tanken, abschalten vom Alltag.... und dann laufen sie auf, unsere Protagonisten.

Es gibt so ziemlich kein Klischee, das ausgelassen wird: ob die leicht zurückgebliebene Hausfrau, der korrupte Kommunalpolitiker, der halbseidene keiner-weiß-so-ganz-was-er-überhaupt-macht Halbbruder - so wirklich normal ist niemand in der Familie und zu verbergen haben sie alle etwas. Es eint sie die Gier auf das nahende Erbe des schwerkranken Familienoberhauptes. Ansonsten haben sie nichts gemeinsam und mögen sich auch eigentlich alle nicht wirklich.

Genau dieses Aufeinandertreffen der klischeebeladenen Familienmitglieder, die sich ansonsten eigentlich eher aus dem Weg gehen und das sich spürbar aufbauende Brodeln und das Wissen, dass irgendetwas passieren wird, ist es, was "Grosses Sommertheater" so unterhaltsam macht.

Zwischendrin kommt irgendwann der Punkt, an dem man denkt, so langsam könnte der Autor aber doch ein wenig Dynamik bringen und als habe der den Gedanken gehört, passiert genau das. Alles endet letztendlich bei der Maxime: "Der Zweck heiligt die Mittel!"

Frank Goldammers "Grosses Sommertheater" ist eine überaus unterhaltsame schwarze Sommerkomödie, die ich gern gelesen habe. Dennoch freue ich mich sehr auf den nächsten Fall von Max Heller.

Frank Goldammer
"Grosses Sommertheater"
erschienen im dtv-Verlag

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