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Donnerstag, 12. April 2012

Autoreninterview: Ursula Poznanski - Fünf

Kurzbeschreibung:
Eine Frau liegt tot auf einer Kuhweide. Ermordet. Auf ihren Fußsohlen: eintätowierte Koordinaten. An der bezeichneten Stelle wartet ein grausiger Fund: eine Hand, in Plastikfolie eingeschweißt, und ein Rätsel, dessen Lösung zu einer Box mit einem weiteren abgetrennten Körperteil führt. In einer besonders perversen Form des Geocachings, der modernen Schnitzejagd per GPS, jagt ein Mörder das Salzburger Ermittlungsduo Beatrice Kaspary und Florin Wenninger von einem Leichenteil zum nächsten. Jeder  Zeuge, den sie vernehmen, wird kurz darauf getötet, und die Morde geschehen immer schneller. Den Ermittlern läuft die Zeit davon, sie ahnen, dass erst die letzte Station ihrer Rätselreise das entscheidende Puzzleteil zutage fördern wird...

Fazit:
Nachdem uns Saeculum in Mittelalterspiele einführte, haben wir es in "Fünf" mit Geocaching der besonderen Art zu tun - ein Ermittlerduo wird von Leichenteil zu Leichenteil geführt; Zeugen verschwinden und der Täter lässt keine Spuren zurück - keine leichte Aufgabe für Beatrice und Florin, zumal Beatrice auch noch ihr privates Päckchen zu tragen hat - werden Sie das Rätsel lösen, bevor noch mehr Menschen zu Schaden kommen?

Schon Saeculum hat mir gefallen, spannungstechnisch ist es aber kein Vergleich zu "Fünf", wo man mit den Ermittlern fiebert, überlegt, wer der Mörder sein könnte, Ideen verwirft, neu überlegt - immer unterbrochen von grausigen Leichenteilen, die in der Landschaft versteckt sind. Mit dem Ermittlerduo Beatrice/Florin haben wir es mit Protagonisten zu tun, die eindeutig Kultpotential haben - ein absolut gelungener Thriller (ihr erinnert euch? Je kranker der Mörder, desto besser das Buch ;-) - in diesem Fall, ganz klar: absolut lesenswert!!!

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Einen ganz lieben Dank nach Österreich für die nette Beantwortung meiner Fragen:

1. Dein schriftstellerischer Lebensweg lässt sich nicht wirklich als "geradlinig und geplant" beschreiben: Diverse begonnene und nicht beendete Studiengänge (u. a. Japanologie), Medizinjournalistin (was schreibt man als solche??), Kurzgeschichten, später Kinderbücher und dann "Erebos" - offiziell ein Jugendbuch, das aber auch Erwachsene begeistert: ein Erfolg, mit dem du gerechnet hast?
Als Medizinjournalistin schreibt man Artikel über Gesundheitspolitik, über neue medizinische Entwicklungen, Studien, Erkenntnisse; man interviewt Ärzte oder Gesundheitspolitiker - all solche Dinge.
Zu den Büchern: Der "Mix" den sie bisher darstellen, entspricht mir wahrscheinlich. Ich finde es toll, immer wieder etwas Neues machen zu können und fände es schade, schriftstellerisch ausschließlich auf einer Schiene dahinzufahren. Ich denke, das wird auch so bleiben.
Mit dem Erfolg von "Erebos" habe ich in dieser Form nicht gerechnet. Gar nicht rechnen können! Ich habe gehofft, dass es einige Leute es so mögen würden, wie ich es mochte, und bin nach wie vor erstaunt, dass das so viele sind.


2. Deine Bücher sind hier in Deutschland sehr erfolgreich - hast du damit gerechnet, gleich den gesamtdeutschen Raum zu erobern oder wurdest du von deinem Erfolg tatsächlich überrascht?
Nachdem ich mit Loewe einen deutschen Verlag habe, war ich recht optimistisch, dass das Buch in Deutschland eine gute Verbreitung finden würde. Das ist etwas, worauf ich als Autorin wenig Einfluss nehmen kann, das ist Sache des Vertriebs, der dafür sorgt, dass das Buch in möglichst vielen Buchhandlungen zu finden ist. Dass "Erebos" sich aber so gut verkauft hat, war, wie schon erwähnt, durchaus überraschend.


3. In "Erebos" geht es um ein Computerspiel, "Saeculum" entführt uns in Mittelalterspiele und in "Fünf" spielt Geocaching eine große Rolle - drei vollkommen verschiedene Themen, woher nimmst du deine Ideen?
Manchmal springen sie mich einfach an. Dann wieder ist es harte Arbeit, sie zu finden. Es ist bei jedem Buch ein wenig anders. Die Grundidee kommt meist sehr spontan, aber damit ist noch nicht viel erreicht, denn eine Geschichte braucht mehr als nur eine einzige Idee, sie muss fest stehen wie ein Gebäude. Was ich damit sagen will ist, dass eine Idee erst mal Probleme aufwirft. Nehmen wir Erebos: Ein Computerspiel beeinflusst das reale Leben der Spieler. Soweit die Grundidee, die ist noch einfach. Aber warum tut es das? Was steckt dahinter? Oder wer? Was ist das Ziel der ganzen Sache? Auf welche Weise wird Einfluss genommen, und kann das überhaupt funktionieren? Und so weiter ... Das alles so zu verknüpfen, dass es stimmig ist, überzeugend und außerdem möglichst spannend, ist vor allem Denkarbeit.


4. Beatrice, die Ermittlerin in "Fünf" ist zerrissen zwischen Job und Kindern, beiden gegenüber ein dauerschlechtes Gewissen - ein nicht unüblicher Fall bei berufstätigen Müttern: sprichst du da aus eigener Erfahrung oder hast du als Schriftstellerin die Möglichkeit, deine Termine so zu planen, dass dieser Stress für dich nicht aufkommt?
Ich habe den großen Luxus, dass ich mir meine Arbeitszeit selbst einteilen kann. Was eine Menge Disziplin braucht, aber darin werde ich immer besser :-)
Die Schattenseite dabei: Ich kann kaum mit gutem Gewissen faul sein, weil ich immer, wenn gerade nichts anderes zu tun ist, denke: "Jetzt hättest du Gelegenheit zu schreiben. Solltest du nützen." Egal, ob Sonntag, Ostern oder Geburtstag ist. Mein Glück ist, dass ich so gerne schreibe, aber meine Familie protestiert gelegentlich.


5. Der Leser lernt Beatrice im Verlauf von "Fünf" recht gut kennen, natürlich auch privates und vergangenes. Florin, ihr Kollege, hingegen bleibt eher schemenhaft und im Dunkeln: die ominöse Anneke, die nur am Telefon oder kurz von hinten auftaucht, ansonsten erfährt man nicht viel von ihm, außer, dass er perfekt Kaffee zubereiten kann und malt: fehlt ihm das Zeug zur Hauptperson oder gibt es einen speziellen Grund für sein rätselhaftes Privatleben?
Ich fand das gar nicht so rätselhaft. Aber wir sehen ihn natürlich die ganze Zeit aus Beatrices Augen und wissen nicht mehr über ihn, als sie das tut. Und sie verbietet sich zu intensive Gedanken an ihren Kollegen ja meist.


6. Deine bisherigen Bücher waren alle in sich abgeschlossen. Beatrice und Florin sind aber sehr starke Charaktere, die dem Leser schnell ans Herz wachsen: dürfen wir auf ein Wiedersehen mit den Beiden hoffen?
Ja, erfreulicherweise. Sie werden auf jeden Fall noch einen weiteren Fall miteinander lösen.


7. Kaffee, für einen Österreich eigentlich immer ein wichtiges Thema, gibt es doch nirgendwo so viele verschiedene Variationen wie in Österreich. Wie trinkst du deinen Kaffee oder verweigerst du dich gar dieser österreichischen Volkssucht?
Nein, ich trink sehr gern Kaffee und habe einen Vollautomaten zu Hause stehen. Wenn ich ins Kaffeehaus gehe, trinke ich meistens eine Melange (die ähnelt einem Cappuccino), zu Hause geht mein Kaffee mehr in Richtung Latte Macchiato. Ich liebe Milchschaum.

2 Kommentare:

  1. Also, damit steht "Fünf" auf meiner "Muss-ich-lesen"-Liste! Bin jetzt schon gespannt, aber deine Kommentare haben noch nie enttäuscht und deinen Empfehlungen kann man vertrauen! Danke für das Interview, sehr informativ!!
    LG Katie

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  2. Ich kann mich meiner Vorrednerin nur anshcließen: Fünf MUSS gelesen werden, am liebsten jetzt sofort ;-) Sehr schönes und interessantes Interview. Erebos und Saeculum liegen noch auf meinem SuB, ich muss die dort mal bald runterholen.

    Liebe Grüße
    Marleen

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