Seiten

Sonntag, 11. September 2022

[Rezension] Arno Strobel - Fake

 

Kurzbeschreibung:

"Patrick Dostert freut sich auf einen freien Tag mit seiner Frau Julia, als noch vor dem Frühstück zwei Beamte der Kripo Weimar vor der Tür stehen. Patrick bittet sie herein und von einer Minute zur anderen ändert sich alles für ihn.

Er wird verdächtigt, drei Tage zuvor eine Frau misshandelt und entführt zu haben. Patrick hat ein Alibi für die Tatnacht, doch der einzige Zeuge, der ihn entlasten könnte, bleibt unauffindbar. Und die beste Freundin des Opfers belastet ihn schwer."


Fazit:

Fangen wir doch mit dem Wichtigsten an, immerhin geht es um einen Thriller: Arno Strobel sagt, dass man beim Lesen nicht auf die Auflösung kommen wird oder kann, zumindest nicht mit allen Winkelzügen, etc. Im Nachhinein - denn da ist es immer leichter - hätte man das wohl schon irgendwie gekonnt, aber nein! ICH zumindest stelle nicht die Ausnahme von der Regel dar und das ist auch gut so! Denn es gibt wenig Schlimmeres, als frühzeitig zu wissen, wer der Mörder ist und das dann auch noch bestätigt zu bekommen - also diesbezüglich kann man bei "Fake" ganz beruhigt sein.

Interessant an "Fake" ist auch die Erzählperspektive: In weiten Teilen erzählt Patrick seine Geschichte selbst, während er in Untersuchungshaft sitzt und die Ereignisse, die dazu führten, von Anfang an berichtet. Später wechselt die Perspektive zu Gabriel Bohn, einem Privatermittler, der für Patricks Anwalt recherchiert, bevor wir ganz zum Schluß wieder Patricks Sichtweise teilen. Das fand ich anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, dann aber sehr passend und im Nachhinein (wieder im Nachhinein) sehr geschickt gewählt.

Die Story an sich ist nicht neu, Frauen werden misshandelt, entführt, ermordet, der Hauptverdächtige beteuert seine Unschuld - aber wichtig ist, was man daraus macht. Und man kann wohl wenig Besseres daraus machen als "Fake" - der Lesefluss ist hervorragend, immerhin musste ich, nachdem Arno Strobel bei der Lesung zu "Fake" den Anfang des Buches vorgelesen hat, noch in der Nacht zu Hause weiterlesen, ein klarer Pageturner. Und, bei einem Psychothriller auch nicht ganz unwichtig, langatmig wird es nie und der Kopf ist die ganze Zeit damit beschäftigt, zu durchdenken, wer denn jetzt was wie wohl zu verantworten hat und das bis zum Schluß.

Kurz gesagt, "Fake" befindet sich mit Fug und Recht oben auf der Bestsellerliste!

Arno Strobel

"Fake"

ISBN: 978-3-596-70666-2

Samstag, 10. September 2022

[Rezension] Cara Lindon - Cornwall - Träume im kleinen Katzencafé

 

Kurzbeschreibung:

"Holly hat alles auf eine Karte gesetzt und ist nach New York gezogen, um dort Karriere als Architektin zu machen. Aber ihr Leben ist nicht, wie sie es sich erträumt hat. Sie steckt im Job fest, ihr Freund hat nie Zeit und die teure Wohnung frisst ihr Geld. Da kommt ihr ein Brief aus Cornwall gelegen. Hollys Großtante hat ihr ein Cottage vererbt - allerdingt unter einer Bedingung: Holly soll ein Katzencafé aufbauen. Dabei kann sie weder kochen noch backen und mit Katzen hat sie auch nichts am Hut. Gut, dass es den Surfer Cooper gibt, der Holly gegen den brummigen Handwerker Nicholas beisteht. Oder verbirgt sich hinter Nicholas' grimmiger Fassade doch der Richtige?"


Fazit:

Prinzipiell gebe ich wenig auf Buchcover, aber dieses strahlt eine derart heimelige Atmosphäre aus, dass man fast ein wenig enttäuscht ist, dass die Geschichte in New York startet...allerdings ist Holly, unsere Protagonistin von Anfang an total sympathisch - als ihr Kollege, der die Lorbeeren für anderer Leute Arbeit einstreicht, statt ihr befördert wird, geigt sie dem Chef die Meinung und kündigt - bedenkt allerdings nicht, was sie anschließend ohne Job in einer teuren Stadt wie New York anfängt...schließlich landet sie in Cornwall, genauer gesagt in Porthlynn, einem urigen Fischerörtchen, dass sie bereits aus ihrer Kindheit kennt, als sie die Ferien regelmäßig dort bei ihrer Großtante verbrachte...mehr wird nicht verraten, nur: Die Autorin sollte einen Warnhinweis auf dem Buch anbringen...spätestens nach der Hälfte des Buches möchte man einfach nur noch nach Cornwall und dort ein Katzencafé eröffnen!

Der Lesefluss ist hervorragend, oder besser gesagt: Wenn man das Buch einmal aufgeschlagen hat, sollte man sich für den Rest des Tages besser nichts mehr vornehmen! Ich liebe auch die unterschiedlichen Charaktere des Örtchens, die von Cara Lindon so real und lebensnah beschrieben werden, dass man sie direkt vor sich sieht! Und natürlich trifft man auch auf Charakterkatzen - das Markenzeichen der Autorin!

Ein sehr unterhaltsamer, warmherziger, mitreißender Roman, der eindeutig Lust auf mehr macht! Da Cara Lindon mit Porthlynn einen ganzen Ort erschaffen hat, bleibt Raum für weitere Cornwall-Bücher und ich bin sehr froh, mit "Cornwall - Träume im kleinen Cottage" nach Porthlynn zurückkehren zu können.


Cara Lindon

Cornwall - Träume im kleinen Katzencafé

ISBN: 978-3-98595-334-9

Sonntag, 4. September 2022

[Rezension] Claire Winter - Kinder ihrer Zeit

 

Kurzbeschreibung:

"Die Zwillinge Emma und Alice werden 1945 auf der Flucht aus Ostpreußen getrennt. Erst zwölf Jahre später finden sie sich überraschend wieder. Durch Alice lernt Emma den Ost-Berliner Physiker Julius Laakmann kennen. Als Julius Zeuge einer Entführung wird, gerät er zwischen die Fronten der Geheimdienste. Dann verschwindet Alice spurlos. Zu spät erkennt Emma, welcher drohenden Gefahr sie und ihre Schwester gegenüberstehen. Währenddessen erreicht der Kalte Krieg einen neuen Höhepunkt - Berlin soll für immer geteilt werden..."


Fazit:

Im Gegensatz zu einigen Autoren, die mehrere Bücher pro Jahr veröffentlichen, vergeht bei Claire Winter immer einige Zeit, bis es neuen Lesestoff gibt, aber das Warten lohnt sich immer!

Wie von der Autorin gewohnt, ist auch "Kinder ihrer Zeit" in der Nachkriegszeit angesiedelt. Man merkt, dass sie sich in diesem Setting wohlfühlt und das Leben zu der Zeit mittlerweile sehr gut kennt. Genau deshalb fühlt sich der Leser im Berlin der 50er Jahre ebenso heimisch, Claire Winter vermittelt Leben und Atmosphäre hervorragend. Auch wenn immer "Roman" als Genrebezeichnung auf den Büchern steht, steckt man früher oder später immer in spannenden Verwicklungen und kann spätestens dann das Buch nicht mehr aus der Hand legen - ebenso bei "Kinder ihrer Zeit", wo man mit Emma und Alice fiebert - wenn man "Kinder der Zeit" beendet hat, weiß man wieder, woher der Begriff "Pageturner" rührt!


Claire Winter

"Kinder ihrer Zeit"

ISBN: 978-3-453-29195-9

[Rezension] Marie Lacrosse - Das Weingut (Tage des Schicksals)

 

Kurzbeschreibung:

"Schweighofen in der Pfalz, 1877. Das ehemalige Dienstmädchen Irene und ihr Mann, der Weinguterbe Franz Gerban, führen eine glückliche Ehe. Dennoch fühlt Irene sich fremd in seiner Welt der besseren Kreise. Als Franz häufig auf Reisen ist, leidet sie zunehmend unter der Einsamkeit und sucht sich eine Aufgabe. Sie beginnt, sich für die Rechte der Arbeiterfrauen einzusetzen - und trifft dabei ihren ehemaligen Geliebten, den Arbeiterführer Josef, wieder. Franz reagiert mit glühender Eifersucht, ihre Beziehung droht zu zerbrechen. Und dann erfährt Franz ein Geheimnis, das ihrer beider Leben vor eine große Herausforderung stellt..."


Fazit:

"Tage des Schicksals" ist der dritte und letzte Band von Marie Lacrosses "Das Weingut"-Trilogie. Definitiv sollte man mit dem ersten Band beginnen, da der Handlungsstrang fortlaufend ist und man ohne die Vorkenntnis der ersten beiden Bände die Entwicklungen und Verwicklungen gar nicht ermessen kann.

Ist man dann aber am Ende des zweiten Bandes angekommen, wäre es schön, wenn die Geschichte fertig erzählt wäre, denn zu dem Zeitpunkt ist alles gut, alle glücklich und zufrieden. Aber schon durch das Wissen um den dritten Band schleicht sich ein ungutes Gefühl ein, denn man würde es den beiden so sehr gönnen, dass von nun an einfach alles gut ist - Pustekuchen!

Wie nicht anders zu erwarten, will es das Leben anders...Franz investiert viel Zeit und Energie in seine politische Karriere und Irene, die es immer gewohnt war, eigenständig zu agieren und eine Aufgabe zu haben, langweilt sich... Durch Irenes Engagement für die Rechte der Arbeiterfrauen bekommt der Leser einen sehr guten Einblick in die Lebensumstände der damaligen Zeit und die waren alles andere als auch nur halbwegs zufriedenstellend. Verständlich, dass Irene das nicht hinnehmen kann, verständlich aber auch, dass Franz, zwar aufgeschlossen und intelligent, aber dennoch Mann seiner Zeit, seine politische Karriere gefährdet sieht durch Irenes Einsatz für die Fabrikarbeiterinnen - Zündstoff ist vorprogrammiert.

Wie auch in den beiden Bänden zuvor, nimmt Marie Lacrosse den Leser sofort wieder mit in die Welt von Franz und Irene - das Schicksal der Arbeiterinnen wird anhand neuer Charaktere für den Leser greif- und erlebbar, man ist einfach mittendrin und langweilig wird es nie.

Ein wunderbar mitreißender Roman und ein gelungener Abschluss der Weingut-Trilogie!


Marie Lacrosse

Das Weingut - Tage des Schicksals

ISBN: 978-3-442-20590-5