Seiten

Sonntag, 5. Mai 2019

[Rezension] Vincent Kliesch - Auris (nach einer Idee von Sebastian Fitzek)

Kurzbeschreibung:
"Matthias Hegel, genannt "Auris" (=lat.: das Ohr), ist ein akustischer Profiler. Die Stimme eines Täters genügt ihm, um Herkunft, Aussehen und Psyche zu ermitteln - und um Wahrheit von Lüge zu unterscheiden. Zahlreiche Kriminelle konnten mit seiner Hilfe überführt werden. Doch nun sitzt der renommierte Professor wegen eines Mordes in Haft, den er selbst gestanden hat.

Die junge True-Crime-Podcasterin Jula Ansorge hat ernste Zweifel an seiner Schuld und will einen Justizirrtum aufklären. Doch als sie zu tief in Hegels rätselhaftem Fall gräbt, bringt sie nicht nur sich selbst in Todesgefahr, sondern auch den Menschen, der ihr am wichtigsten ist..."

Fazit:
Nach seinen ersten Büchern, die ich wirklich richtig gut fand, konnte ich mit den Werken von Sebastian Fitzek nicht mehr viel anfangen. Dennoch möchte ich mich ausdrücklich für seine Ideengebung bedanken: ein forensischer Phonetiker, der ist mir in all den Krimis und Thrillern meines Leserlebens noch nicht begegnet. Ähnlich wie jemand, der sich mit Kinesiologie auskennt, aus Mimik und Gestik eines Menschens lesen kann, gelingt dies einem akustischen Profiler anhand der Stimme - sehr faszinierend und eine wirklich tolle Idee für einen Ermittler! Nur, dass Professor Hegel in diesem Fall gar nicht der Ermittler ist, sondern als verurteilter Mörder hinter Gittern sitzt...

Ich bin ein großer Fan von Vincent Klieschs Schreibstil und entsprechend froh, dass in der Ausführung von "Auris" ganz deutlich seine Handschrift zum Tragen kommt.

Unsere weibliche Protagonistin, Jula Ansorge (ja, ohne "i") ist ein sympathischer Charakter. Traumatisiert durch ein Extremerlebnis, das im Nachhinein ihrem Bruder das Leben kostete, worin sie einen Justizirrtum sieht, hat sie sich auf ihrem True-Crime-Podcast der Aufklärung solcher Irrtümer verschrieben. Als sie auf den Fall von Matthias Hegel stößt, merkt sie schnell, dass etwas anders ist. Denn Hegel wehrt sich vehement gegen ihre Ermittlungen und will überhaupt nicht, dass sie in seinem Fall ermittelt...

Der Lesefluss ist sehr gut, auch wenn ich anfangs die Zeitsprünge erst einmal sortieren musste. Da wir uns aber anschließend auf die Gegenwart beschränken, war das kein Problem.
Die Charaktere sind sehr interessant, jeder auf seine Weise, sehr bildhaft und lebensecht. Das Thema der forensischen Phonetik, das mit Hegel natürlich immer wieder aufflammt, bringt dem Buch etwas Besonderes, aber auch sonst brauchen sich Plot und Ausführung nicht zu verstecken.

Einzig eine Szene im Buch kam mir sofort eher unrealistisch und konstruiert vor und verwirrte mich nachhaltig, hielt ich sie doch erst für eine Finte und wartete vergeblich darauf, dass sie sich aufklärt - aber nein, sie war genau so gemeint, für meinen Fall aber zu sehr "kommt wie gerufen". Aber das ist auch schon der einzige Kritikpunkt, den ich an "Auris" habe. Aufgrund der letzten Buchszene darf man davon ausgehen, wieder von Jula und Hegel zu lesen, worauf ich mich schon jetzt freue!

Vincent Kliesch
"Auris"
erschienen bei Droemer Knaur

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen