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Mittwoch, 8. August 2018

[Rezension] Timo Blunck - Hatten wir nicht mal Sex in den 80ern?

Kurzbeschreibung:
"Nachdem eine Party-Nacht in der Notaufname endet, stellt Schröders Schwester ihn vor die Wahl: "Entweder Therapie, oder ich sags Mama." So findet er sich auf der Couch der Kette rauchenden Pschologin Dr. Schulz wieder und erzählt ihr sein Leben: Von den Saunapartys der Hippie-Eltern. Von der ersten Liebe, die tragisch endete. Von ausverkauften Konzerten seiner Band Villa Hammerschmidt. Von Mardi Gras in New Orleans, Kneipenschlägereien in London und bizarren Orgien in Hamburg. Und natürlich von Sophia, der Frau, für die er alles tun würde. Dumm nur, dass es Knirpsi gibt - Schröders bösen Zwilling, der in seinem Kopf wohnt und nie aufhört, ihn zu wilden Exzessen anzustiften..."

Fazit:
Selbstverständlich ist Schröder eine fiktive Person - immerhin steht "Roman" auf dem Umschlag. Entsprechend ist sicher auch einiges an Vorkommnissen in der Handlung erdacht - ist ja ein Roman. Dennoch darf man getrost davon ausgehen, dass die Parallelen, die ins Auge stechen, nicht zufällig sind: Schröder wird in den 80ern erfolgreich mit seiner Band Villa Hammerschmidt und Timo Blunck, der Autor, war Mitglied bei Palais Schaumburg. Auch andere biographische Ähnlichkeiten lassen den Schluss zu, dass Herr Blunck ein bewegtes Leben hinter sich hat, aber zurück zu Schröder.

Das Buch lässt sich auf zwei Weisen lesen. Ich habe mich für die konservative entschieden und das Buch einfach von vorn nach hinten gelesen. Dadurch sind eine Menge Sprünge in der Zeit, vor und zurück, inbegriffen, die mitunter dazu zwingen, innezuhalten und zu rekapitulieren, was genau zeitlich jetzt davor passiert war. Der Autor bietet darüber hinaus aber auch die Möglichkeit, das Buch in der zeitlich richtigen Abfolge zu lesen und diese ist sicher weniger verwirrend, sodass ich dazu raten würde.

Oberflächlich betrachtet ist "Hatten wir nicht mal Sex in den 80ern" ein Bericht nicht enden wollender Sexparties, Drogenexzesse und Katertage, gespickt mit viel Musiktheorie, die mitunter ermüdend sein kann. Wäre das Buch darauf beschränkt, hätte ich es sicher nicht weiter gelesen. Aber da ist ja noch Schröder und den lernt man natürlich auch besser kennen und stellt fest: Eigentlich ist er ein verwirrter Junge, der nie so recht die Chance hatte, erwachsen zu werden. Der seine Selbstzweifel und Probleme mit flüchtigen Abenteuern kompensiert, weil er dann nicht darüber nachdenken muss - und natürlich, weil er in einem Milieu lebt, wo er es kann.

Dann gibt es aber auch noch den anderen Schröder, der sein Herz immer an die Falschen verschenkt, die ihm das nicht zurückgeben können, vor allem und insbesondere Sophia - die Liebe seines Lebens. Die paar Jahre, die er ganz schlicht als Familienvater in den USA verbringt, scheinen die glücklichsten seines Lebens - aber mehr davon war ihm wohl nicht vergönnt.

Außerdem nicht zu vergessen Knirpsi - die Stimme in seinem Kopf. Ich persönlich glaube ja, dass sie in seinem Kopf nur wiederhallt und eigentlich von weiter unten kommt.... Vermutlich gibt es diese Stimme in fast jedem männlichen Kopf, nur hat der Ottonormalverbraucher nicht die Möglichkeit, ihr ständig nachzugeben...

Man braucht ein wenig Durchhaltevermögen für "Hatten wir nicht mal Sex in den 80ern", da die hundertste Orgie irgendwann ermüdend ist, aber für die Charaktere lohnt es sich.

Timo Blunck
"Hatten wir nicht mal Sex in den 80ern?"
erschiene bei Heyne Hardcore

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