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Sonntag, 28. Dezember 2014

[Rezension] Ute Kissling - Venusf@ll

Kurzbeschreibung:
"Im Berliner Szene-Bezirk Prenzlauer Berg sind Kinder ein schickes Accessoire, Friseure nennen sich Artdirektoren, und die Bewohner finden sich mit Pilotenbrillen und ausgelatschen Schuhen hip. Der Arzt Ullrich Hallauf ist einer von ihnen und er ist tot.
Der grantige LKA-Ermittler Paul Klinker wird aus seinem Urlaub nach Berlin zitiert, doch bevor er aufbrechen kann, rettet er einer schwer verletzten Frau zufällig das Leben. Hat sie ihm deshalb das Säckchen mit dem Schmuckstück in die Hand gedrückt?
Bei seinen Ermittlungen im Fall "Hallauf" dringt Paul mit seiner zickigen Kollegin Florentine Lanz in die geheimnisvolle Web 2.0-Welt und des Internet-Dating ein. Wer steckt hinter "VenusBerlin"? Und was für ein mysteriöser Gegenstand steckte in Hallaufs Hals? Gleichzeitig plagt Paul seine Vergangenheit, die er vehement mit Alkohol zu verdrängen versucht. Wird er mit der Schuld, die er auf sich geladen hat, jemals fertig werden? Ein weiterer Mord im Zeichen der Venus schockiert Berlin."

Fazit:
Ein Badenser in Berlin - schon das ist an sich Kulturschock genug. Aber KHK Klinker ist ein Fall für sich - mental hat er sich von seiner Arbeit beim LKA bereits verabschiedet, Alkohol scheint ihm als Rettungsanker mehr als praktikabel und im Grunde nerven ihn sämtliche anderen Menschen auf diesem Planeten, allen voran seine neue Kollegin Florentine, oder, wie er sie nennt "Zicke mit Pony".

Nach den ersten Seiten hätte ich es nicht vermutet, aber Klinker wächst dem Leser im Laufe des Buches tatsächlich ans Herz, auch wenn man ihn wohl nie wirklich verstehen wird. Aber das geht ihm ebenso, denn mit den Emotionen seiner Mitmenschen ist er heillos überfordert - warum sind Menschen nur so?
Auch seine Arbeit und vor allem sein Chef nerven ihn, aber er will diesen Fall noch lösen, bevor er seinen Hut nimmt, das ist für ihn eine Frage des Stolzes und so macht er sich auf, den Mörder zu finden. Dabei geht er nicht immer nachvollziehbar oder logisch vor, mitunter erscheint er sogar eher etwas zurückgeblieben - aber man darf einen Badenser nicht unterschätzen.

Der Lesefluss in "Venusf@ll" ist sehr gut, ehe man es sich versieht, hat man das Buch durchgelesen, was natürlich auch daran liegt, dass die Autorin die Neugier des Lesers weckt und wach hält - sowohl in Bezug auf die Morde, als auch in Bezug auf Klinkers Vergangenheit, die wohl mitverantwortlich für seine aktuelle Gemütslage ist.

Ute Kissling hat in "Venusf@ll" alles richtig gemacht: Ein Ermittlerteam, das alles andere als perfekt, dafür aber sehr menschlich ist, ein interessanter Fall, der nicht von vornherein auf der Hand liegt, falsche Spuren und Entwicklungen, die man so nicht vorhersieht - ein interessanter, unterhaltsamer Krimi mit einem Charakterkopf  - ich persönlich freue mich schon auf den zweiten Fall mit Klinker, der voraussichtlich im Herbst 2015 erscheinen wird.

Da ich das Buch wirklich gelungen finde, verzeihe ich Autorin und Verlag auch, dass man Bielefeld kurzfristig von Ostwestfalen nach Niedersachsen katapultiert hat.

Ute Kissling
"Venusf@ll"
ISBN: 978-9963-52-319-1
erschienen bei Bookshouse

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