Dieses Buch paßt gut in das Januar/Februar-Thema der lesenden Minderheit, das da heißt:
Lies ein Buch, das von einer/m deutschen/m Schriftsteller/in geschrieben wurde.
Kurzbeschreibung:
Heribert ist Seemann, Nancy Landratte in Berlin. Oft sehen sie sich vier, sechs Monate lang nicht. Wenn Heribert durch Piratengewässer oder Sturmgebiete fährt, ist Nancy durchaus bang. Auch weil sie über Wochen nichts von ihm hört.
Nein, alltäglich ist diese Beziehung nicht. Und was für Heribert und Nancy einfach Liebe ist, ist doch die vielleicht längste Fernbeziehung der Welt.
Fazit:
Meine Befürchtung ging ja schon in die Richtung, dass dieses Buch, dass ich dank des Knaur Verlages lesen durfte, in Richtung "Liebensschmonzette" geht - eine Fernbeziehung zwischen Berlin und den sieben Weltmeeren, die Seemannsbraut allein zu Haus, der Seemann weitab all seiner Lieben.....von der Thematik her wäre das sicher problemlos möglich, bewahrt wurde das Buch davor aber durch den nüchternen und dennoch gefühlvollen Schreibstil der Autorin - vermutlich liest man da die Journalistin heraus.
Nancy und Heribert (was für ein Name für einen Halbbrasilianer) lernen sich im Studium in Bremen kennen, sie studiert Journalistik, er Nautik. Doch schon kurz nach Beginn der Beziehung macht Heribert sein Praxissemester an Bord eines Containerschiffes und ist wochenlang unterwegs - die Beziehung hält dennoch und wie der Leser im Verlauf erfährt, auch noch weitere 10 Jahre, obwohl Nancy in Berlin sesshaft wird und Heribert weiterhin mehr auf See als daheim ist. Schön ist die Realitätsnähe, die im Buch vermittelt wird, nämlich dass eben nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, dass die Distanz die Beziehung mitunter belastet und beide irgendwo zwischen den Stühlen leben: Nancy, die den Alltag den Großteil des Jahres ohne ihre zweite Hälfte in einer viel zu großen Wohnung meistert und Heribert, der an vielen Ereignissen und Begebenheiten all seiner Freunde und Verwandten nicht anteil nehmen kann, weil er irgendwo auf See ist; ihre Vorwürfe, dass sie seinetwegen so leiden muss, seine Zerrissenheit zwischen der Frau, die er liebt und dem Beruf, den er ebenfalls liebt - aber auch die innere Einigkeit der Beiden, dass die Beständigkeit der Beziehung nie in frage stand.
Interessant auch die in die Handlung eingestreuten Briefe Heriberts von seinen Seereisen, die anschaulich den Arbeitsalltag an Bord darstellen und parallel Hintergrundinformationen zum Verlauf der Beziehung geben.
Ihr seht, das Buch bietet deutlich mehr als "nur" eine Liebesgeschichte, noch dazu völlig schmalzfrei geschrieben - wer Romane mag, ist sicher gut damit beraten, mir hat die Lektüre jedenfalls Spaß gemacht!
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