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Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne.
-
Jean Paul

Donnerstag, 2. Juni 2016

[Rezension] Christiane Lind - Das Shakespeare Geheimnis

Kurzbeschreibung:
"London 1592. Auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann landet die junge Alice in der Welt der Theater, Bordelle und Tierkämpfe. Als Mann verkleidet und mit Hilfe des Autors Christopher Marlowe wird sie Schauspieler im Rose Theatre. Trotz der Sorge aufzufliegen, wird Alice am Theater glücklich - spätestens als sie dort ihre große Liebe findet. Doch dann spürt ihr Ehemann sie auf und Alices Leben gerät in höchste Gefahr..."

Fazit:
Regelmäßige Leser meines Blogs wissen, dass ich die Bücher von Christiane Lind, ob historisch oder zeitgenössisch, sehr gern lese. Und da die Zeit der Schauspieler unter Elisabeth I., die ja ein großer Theaterfan war, legendär ist, war ich auf "Das Shakespeare Geheimnis" sehr gespannt.

Genau diese Atmosphäre, die ich mir versprochen hatte, fängt die Autorin wunderbar ein. Das Leben eines Schauspielers im 16. Jahrhundert ist kein leichtes - kaum angesehener als Vagabunden sehen sie sich vielen Anfeindungen ausgesetzt und das alles für einen Hungerlohn - das war kein Beruf, das war eine Passion! Auch die Eifersüchteleien innerhalb der Theatertruppe, die Selbstzweifel von Christopher Marlowe, etc. werden in diesem Buch so greifbar, als wäre man mittendrin. Ebenso interessant ist Alices Leben, die schon früh vom Theater träumt und dann gegen ihren Willen an einen gewalttätigen Edelmann verheiratet wird.

Übrigens, Shakespeare selbst wird hier nur eine Nebenrolle zuteil, aber dass Christiane Lind das Rätsel, ob Shakespeare seine Stücke wirklich selbst geschrieben hat und wenn nicht, wer dann, hier aufgreift, fand ich sehr spannend.

Mitunter weist die Handlung allerdings einige Zeitsprünge auf und Dinge, die innerhalb dieser Sprünge passieren, so zum Beispiel, dass Alice aus der geschlossenen Kammer entkommen kann, obwohl die Magd, die den Schlüssel verwahrt, große Angst vor Alices Mann hat, werden dem Leser nur lapidar in einem Nebensatz mitgeteilt und man fragt sich unweigerlich, wie ihr das gelingen konnte. Das hat mich zwischenzeitlich etwas gestört, sodass ich mir gewünscht hätte, dass die Autorin einfach einige Seiten mehr schreibt und dem Leser so diese Lücken erspart bleiben. Ebenfalls etwas eingehender hätte ich mir Marlowes Spionagekarriere gewünscht, genau wie die Vorfälle in Flushing - große Teile des Buches wird rätselhaft darauf hingewiesen und dann in ein, zwei Sätzen ohne Spannung und Pointe dargestellt.

Alles in allem ist aber allein die Atmosphäre des Londons zur Zeit der Theater es wert, das Buch zu lesen und Alice, James und Kit ins Herz zu schließen, passiert sowieso automatisch - ein stimmungsvoller Roman, der noch etwas Luft nach oben hätte.

Christiane Lind
"Das Shakespeare Geheimnis"
ISBN: 978-1-503-93774-1

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