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Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne.
-
Jean Paul

Dienstag, 9. April 2013

Stefanie Heindorf / Kathrin Lange - Bruderliebe

Kurzbeschreibung:
"Gegen den Willen ihrer Stiefmutter Henriette verlieben sich die behütete Theresia aus adligem Hause und der bürgerliche Sebastian ineinander.
Doch Theresias und Sebastians Vergangenheit verbindet ein dunkles Geheimnis. Als es ans Licht kommt, wendet sich Sebastian von Theresia ab. Keiner der Beiden ahnt, dass sie Opfer einer Intrige sind. Denn nicht nur Henriette setzt alles daran, sie auseinanderzubringen..."

Fazit:
Schon das liebevoll gestaltete Cover fällt ins Auge. Die sanften Grüntöne, die mittelalterliche Burg im Hintergrund und das Spiegelbild vorn. Die Burg stellt übrigens die nordhessische Trendelburg dar, die als "Rapunzelburg" gilt.

"Bruderliebe" ist in der Reihe "Die grüne Fee" des Dryas' Verlages erschienen, zu der auch "Fortunas Schatten" von Anja Marschall gehört, was mir ja ausnehmend gut gefiel. Und da es sich bei der Geschichte um eine Adaption des Rapunzel-Themas handelt, war es für mich als märchenaffinen Leser natürlich klar, dass es gelesen werden musste.

Theresia wächst sehr behütet auf, ihre Stiefmutter Henriette ist stets bemüht, sie vor der Außenwelt und vor allem der, in ihren Augen bösartigen, Männerwelt zu beschützen. Entsprechend wenig weiß Theresia von den Dingen des normalen Lebens. Kaum vorstellbar, dass sie erst mit 18 Jahren das erste Mal die väterliche Burg verlassen darf, zum Besuch des Karfreitagsgottesdienstes und dort ist es auch, wo sie Sebastian Langenthal das erste Mal begegnet - und ihn fortan nicht mehr aus dem Kopf bekommt.

Bei "Bruderliebe" handelt es sich nicht um eine Nacherzählung des Rapunzel-Märchens, sondern um eine eigenständige Geschichte, die das Märchen dahinter selbständig interpretiert, aber immer wieder durchblicken lässt. Unterstützt wird dies durch Zitate aus dem Märchen, die jedes neue Kapitel eröffnen und auch jeweils einen Bezug zur Handlung dieses Kapitels haben.

Der Einstieg in die Geschichte fällt leicht. Theresia ist zwar sehr naiv, aber von freundlichem Wesen, sodass man sie einfach mögen muss, ebenso wie ihre Magd Marie, die immer um Theresias Wohlbefinden bemüht ist. Henriette, die Stiefmutter, ist deutlich kontroverser gestaltet, man kann sie nicht rundheraus als bösartig bezeichnen, auch wenn ihre Motive nicht immer uneigennützig sind. Zwischen allen Protagonisten positiv hervor sticht der arme entfernte Verwandte von Theresia, Clemens Gerke - dessen Profil auf eine wahre historische Person zurückgeht.

Der Leser freut, liebt und leidet zusammen mit den Protagonisten und auch wer denkt, dass die Handlung durch das zugrunde liegende Märchen ja schon vorgezeichnet ist, wird einige Überraschungen erleben. Der Schreibstil ist sehr einnehmend, die Geschichte und Charaktere sehr liebevoll ausgestaltet, sodass man schnell gefangen genommen wird. Wer nun aber glaubt, dass es sich rein um eine Liebesgeschichte handelt, der irrt, denn auch die Spannung kommt, gerade im letzten Drittel, keinesfalls zu kurz.

Mein einziger Kritikpunkt betrifft nicht die Autorinnen, sondern, wie so oft, den Klappentext. Dieser greift mir viel zu weit vor und beraubt die Geschichte so einiger Überraschung - dass der Lesegenuss nicht darunter leidet, ist nur dem großen Potenzial des Buches zu verdanken.

Eine extrem gelungene Mischung aus Liebe und Intrige, gekonnt um ein Märchengrundgerüst gestaltet - ein sehr gelungenes Projekt!

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