Bücher

Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne.
-
Jean Paul

Samstag, 27. Oktober 2012

Rudolph Wurlitzer - Zebulon

Kurzbeschreibung:
"Zebulon Shook taumelt an der Grenze zwischen Leben nd Tod durch ein Land, wo kein Gesetz herrscht, von Schießerei zu Schießerei durch einen psychedelischen Western von wilder Schönheit - eine Kugel im Herzen dem letzten Sonnenuntergang entgegen."

Über den Autor:
Rudolph Wurlitzer wurde 1937 in Cincinnati, Ohio geboren. Er ist in den USA ein bekannter Autor und Drehbuchschreiber, auch wenn ihn hierzulande die meisten noch nicht kennen werden. "Zebulon" ist sein erster ins Deutsche übersetzer Roman.

Fazit:
Bevor ich zum Inhaltlichen komme, möchte ich die Optik würdigen, wie sie es verdient. Denn die Gestaltung des Buches und des Schutzumschlags zeigen, dass sich dort jemand wirklich Gedanken gemacht hat - man bekommt direkt diesen "Westerneindruck" und der trügt wahrlich nicht. Der Schutzumschlag ist aus dickem Papier, das sich auch anfühlt wie Papier und direkt an die Fahndungsplakate aus den alten Western erinnert. Das Titelbild zeigt einen Mann im langen schwarzen Mantel mit Hut auf dem Kopf, der unter dem Schriftzug "Zebulon" einsam die Straße entlanggeht und wohin sein Weg ihn führt, ist nicht erkennbar.

Der Roman ist aus einer Idee für ein Drehbuch entstanden, habe ich gelesen, und das erklärt so manches. Denn viele Dinge, die mich beim Lesen etwas verwirrt und teilweise gestört haben, würden in einem Film möglicherweise anders wirken.
Zebulon Shook, ein sog. Mountain-Man, der seine eigene Auffassung von richtig und falsch hat, der erst schießt und dann spricht, der so rauh ist wie das Leben in den Bergen - unser Hauptprotagonist ist wahrlich kein Unschuldsengel.
Von einem Halbblut zum Leben zwischen den Welten verflucht, irrt er durch Amerika, auf der Flucht vor sich selbst, so scheint es. Als er Delilah kennenlernt, hat er seine Nemesis gefunden - genauso verloren wie er, ist sie auf der Suche und weiß eigentlich nicht, wonach. Zebulon folgt ihr oder sie folgt ihm oder sie folgen einander - wer weiß das schon so genau....von Mexiko bis hin nach Kalifornien, wo gerade Millionen dem Goldrausch erliegen und darüber hinaus...

An sich ist das eine interessante Geschichte, für meinen Geschmack bleibt allerdings zuviel ungesagt, nur angedeutet, im Nebel verschwommen - immer wieder taucht ein Hauch Mystik auf und verschwindet wieder, wir erleben Deja-vu's, die mit Saloons, Kugeln und dem Aufwachen in Abwassergräben zu tun haben - wir erfahren einiges, aber vieles eben auch nicht. Bis auf wenige Ausnahmen bleibt im Dunkeln, was die Protagonisten bewegt, weshalb sie sich verhalten, wie sie sich verhalten, was sie fühlen, denkenn und planen - das hat für mich das Lesen mitunter anstrengend und frustrierend gemacht - dennoch wollte ich das Ende nicht verpassen.

Ich bedanke mich bei Blogg dein Buch und dem Residenz Verlag für ein Leseerlebnis der etwas anderen Art. Leser, die eine Mischung aus Western und einer Tarantino-Verfilmung erleben möchten, sei dieses Buch ans Herz gelegt.


Mittwoch, 24. Oktober 2012

Frl. Krise - Ghetto-Oma

Kurzbeschreibung:
Frl. Krise ist Lehrerin - und das schon seit fast vierzig Jahren. In "Ghetto-Oma" lässt sie uns an all den lustigen, tragischen, komischen und anrührenden Situationen teilhaben, die das tägliche Zusammensein mit ihren Schülern ihr beschert.
Auch wirft sie einen Blick in die Vergangenheit und die verschiedenen Entwicklungen, die die Zeit so mit sich brachte: das erste Tamagochi, das erste Kopftuch...


Fazit:
Frl. Krise unterrichtet an einer so genannten Brennpunktschule und deutschstämmige Schüler sind in ihrer Klasse stark in der Unterzahl. Diese Kinder zu unterrichten, ist jeden Tag aufs Neue eine Herausforderung, der nicht jeder gewachsen ist. Nicht von ungefähr leiden heute viele Lehrer am Burnout-Syndrom. Wobei es das schon immer gab, wie wir von Frl. Krise lernen, früher hieß das lediglich "Siekannsichnichtdurchsetzen".

Auch Frl. Krise musste das Unterrichten und das Bestehen können vor den Schülern erst lernen und an diesem Prozess lässt sie uns teilhaben - ihre Anfänge als Referendarin und Lehrerin zeigen, welche Unterschiede zur heutigen Schulsituation es gab, aber auch, dass manche Dinge schon immer so waren...

Wir lernen auch ihre heutige Klasse kennen, mit Schülern, die Namen haben wie Fuat, Nesrin und Ömür; die einen deutschen Pass haben, sich ihrer Herkunft aber durchaus bewusst sind; die alle Probleme haben, die sich nicht nur auf den Schulalltag beschränken.

Auf unglaublich unterhaltsame Weise lässt uns Frl. Krise am Schulalltag teilhaben, mit all seinen positiven und negativen Seiten. Sie macht deutlich, dass ein Lehrer nicht nur Stoff vermitteln muss, sondern praktisch auch noch Vermittler, Seelentröster und Schiedsrichter sein sollte. Dies wird aber auch belohnt: denn wenn die Schüler daraufhin auch nicht alle gute Noten schreiben, scheinen sie doch Frl. Krise dieselbe Sympathie entgegen zu bringen, die sie von ihr bekommen.

Und auch wenn die Autorin durch ihre Sprachgewandtheit den Leser auf fast jeder Seite zum Lachen bringt, spricht sie ebenfalls ernste Themen an, die ihre Schüler betreffen: die teils gängigen Ehen unter Cousins und Cousinen, problematische Elternhäuser, Ehrenmorde, etc.

Ein Buch zum Schmunzeln, aber auch zum Nachenken, das Eltern dazu bringt, zu hoffen, dass ihre Kinder mal nicht so werden und Schüler dazu, dass sie sich sicher sind, sooooo nicht zu sein - ich würde mich über eine Fortsetzung freuen!

"Ghetto-Oma" erscheint bei RoRoRo und ist ab dem 01. November überall im Handel erhältlich!

Sonntag, 21. Oktober 2012

Jesko Wilke - Ghostwriter

Kurzbeschreibung:
"Alle wollen nur das Eine: Geld! Die Exfrau, die Kinder, der Vermieter, sogar der Kneipenwirt streicht ihm den Kredit. Volkmar Vogt, genannt Volvo, ist als Autor gescheitert. Und pleite. Im Gegensatz zu Volvo ist Kurt Kalinski Starautor. Und tot. Ein großes Problem für seinen Literaturagenten Möller, denn der neue Roman ist noch nicht fertig. Viel Geld steht auf dem Spiel. Da kommt Möller die rettende Idee: Keiner erfährt vom Ableben Kalinskis, Volvo beendet den Roman. Bald hat der sympathische Chaot Ärger am Hals: ein sperriges Manuskript, einen störrischen Hund und eine Leiche in der Kühltruhe..."

Über den Autor:
Es gibt anscheinend nicht viel, was Jesko Wilke noch nicht gemacht hat. Laut seiner Homepage war er Kurierfahrer, Tresenmann, Ausgrabungshelfer, Bauhelfer, Sozialpädagoge, Kunstlehrer, Kunsttherapeut, Grafiker, Betriebsrat, Personalchef und Unternehmensberater.
Seit nunmehr 10 Jahren verdient er seine Brötchen als freier Journalist und Autor. "Ghostwriter" ist sein erster und hoffentlich nicht letzter Roman.

Fazit:
Volvo ist ein Loser - ganz klar! Beruflich nichts auf die Beine gestellt bekommen, also Journalist gescheiter, als Autor durchgehend erfolglos, seine Ehe hat auch nicht gehalten und auch sonst kann er nicht wirklich viel positives vorweisen - meist kümmert ihn das aber nicht. Bis vielleicht das mit seinem Autorendasein, das wurmt ihn schon ein wenig. Aber Volvo ist Meister darin, alles, was ihn irgendwie bekümmern könnte oder gar irgendeiner Handlung seinerseits bedarf, zu verdrängen: seine desolate finanzielle Situation, wo ihm schon die Zwangsräumung droht und seine Exfrau ihm beharrlich im Nacken sitzt, seine Post öffnet er schon überhaupt nicht mehr und auch mit dem Gerichtsvollzieher scheint er per Du zu sein.
Dann überredet ihn sein Agent, einen Roman fertig zu schreiben. Der eigentlich Autor ist dummerweise verstorben, bevor er das Manuskript beenden konnte....keiner soll davon erfahren und den Hund des Toten soll Volvo auch gleich noch versorgen. Sehr schnell befinden wir uns mitten in Murphy's Gesetz - es geht schief, was nur schief gehen kann!

Der Schreibstil ist flüssig, man kommt problemlos in die Geschichte hinein, kurze Kapitel halten den Lesefluss am Laufen und schon nach wenigen Seiten mag man das Buch nicht mehr weglegen, da man einfach erfahren möchte, was Volvo als nächstes widerfährt, den ein Mißgeschick folgt dem anderen. Dabei ist Volvo noch gar nicht einmal an allen selbst schuld, aber er zieht derartige Dinge anscheinend magisch an.
Ich habe lange nicht mehr so viel gelacht beim Lesen und gleichzeitig die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen.
Täuschen lassen darf man sich auch nicht durch die scheinbar vorgezeichnete Handlung - Jesko Wilke hat da noch die ein oder andere unerwartete Wendung parat.
Und nicht nur unterhalten hat mich das Buch, ich habe diverse Dinge dazu gelernt: über Sandwichtests, kleine blaue Pillen und wie ein richtiges Bier gezapft sein muss!

Wer sich einmal wieder richtig gut unterhalten lassen möchte, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt!


Samstag, 20. Oktober 2012

Jonas Winner - der Architekt

Kurzbeschreibung:
"Der spektakulärste Mordfall des Jahres, die Mediensensation: Der berliner Stararchitekt Julian Götz ist angeklagt, seine Frau und seine beiden kleinen Töchter ermordet zu haben. Nachts, im Schlaf. Alle Indizien deuten auf ihn als Täter, doch das ist nur die Spitze des Eisbergs..."

Fazit:
Ben ist Journalist und Drehbuchautor. Da sich seine Karriere aber nicht in seinem Sinne entwickelt, beschließt er, nachdem er zu Recherchezwecken einem aufsehenerregenden Prozess vor Gericht beiwohnt, ein Buch zu schreiben. Natürlich nicht irgendein Buch, sondern ein Buch über den Prozess und den ihm zugrunde liegenden Morde. Deshalb nimmt er Kontakt zum Angeklagten Julian Götz auf - nicht wissend, worauf er sich einlässt...

Wie es sich für einen Psychothriller gehört, beginnt "Der Architekt" verwirrend und spannend. Sehr schnell wird aber deutlich, dass bei diesem Buch die Betonung bei "Psychothriller" ganz klar auf dem Wort "Psycho" und weniger auf "Thriller" liegt. Das mag befremdlich sein für viele Leser, die wahrscheinlich mitunter die gewohnte Action, den Drive vermissen werden....
Ich allerdings fand es interessant, eine andere Art von Psychothriller zu lesen. Natürlich spielt sich das Geschehen beim Lesen immer im Kopf ab, wenn man sich hier auf die Story einlässt, macht der Kopf aber Überstunden. All die Möglichkeiten und Ansätze, die teilweise nur kurz gestreift werden, sich im eigenen Kopf aber weiterentwickeln - da merkte man mitunter den Philosophen im Autor und zweifelte irgendwann am eigenen Verstand.

Für mich negativ war allerdings, dass mir keiner der Hauptprotagonisten irgendwie sympathisch war - irgendwo im Geschehen hat man doch eigentlich gern jemanden, mit dem man mitfiebert und dem man die Daumen hält - diese Person suchte ich hier vergeblich.

Dieses Buch ist keine einfache Lektüre und wer nicht gewillt ist, statt einfach "nur zu lesen" auch über einige Dinge nachzudenken, sollte besser die Finger davon lassen, denn ihm wird die Geschichte langatmig erscheinen. Jeder der sich traut - nur zu, aber sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt ;-) Noch immer bin ich froh, nicht in Berlin zu wohnen.....weiß ich doch nicht, ob ich noch unbefangen durch die Straßen gehen könnte....

Jonas Winner, "Der Architekt", erschienen im Knaur-Verlag.

Freitag, 19. Oktober 2012

Stephan Ludwig - Zorn - vom Lieben und Sterben

Kurzbeschreibung:
"Die Hauptkommissare Zorn und Schröder ermitteln unter Hochdruck: zwei Morde in einer Woche, beides Jugendliche, kaltblütig getötet, förmlich hingerichtet. Beide Opfer gehörten derselben Clique an.
Schnell ist klar, dass hier jemand gezielt und durchdacht mordet, seine Opfer ganz genau auswählt, sie vielleicht sogar kennt. Als die beiden Kommissare endlich eine vage Spur haben, ist die Zeit bis zum nächsten Mord bereits abgelaufen. Die fieberhafte Jagd nach dem Täter bringt nicht nur Schröder an seine ganz persönlichen Grenzen."

Fazit:
"Zorn - vom Lieben und Sterben" ist der zweite Teil von Stephan Ludwigs Reihe um die Hauptkommissare Zorn und Schröder. Den ersten Teil, "Zorn - Tod und Regen" , habe ich euch ja bereits im Mai vorgestellt.

Ich durfte diesen zweiten Teil im Lesezimmer von Crimethrill zusammen mit anderen netten Buchmenschen lesen und diskutieren, bei denen ich mich an dieser Stelle auch herzlich für die nette Leserunde bedanken möchte. Begleitet wurde unsere Leserund durch den Autor Stephan Ludwig, wodurch wir unsere Fragen alle direkt an ihn loswerden konnten und der sie auch alle geduldig beantwortet hat - super Sache!

Auch im zweiten Teil wird Zorn seine heißgeliebte und lang kultivierte Langeweile nicht gegönnt - gleich zwei Morde in kurzen Abständen gilt es aufzuklären und das bei glühender Hitze, denn hat es im ersten Teil nur geregnet, leidet die Stadt jetzt unter einer Hitzewelle.
Gut, dass Schröder aus dem Krankenhaus zurück ist und ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen kann. Aber im Laufe der Ermittlungen scheint Schröder immer bedrückter zu werden - was ist los mit ihm?

Das schöne an Reihen ist ja, dass man vom Background der Hauptprotagonisten in jedem Teil etwas mehr erfährt - so gibt es auch in diesem Teil sowohl zu Zorn, als auch zu Schröder, Informationen aus ihrer Vergangenheit, die wie zusätzliche Puzzleteile ein bißchen mehr vom Charakterbild der jeweiligen Person zeigen - welche werde ich euch natürlich hier nicht verraten ;-)

Wie auch der erste Teil schon, gefällt mir der zweite Teil sehr gut, eigentlich noch etwas besser als sein Vorgänger - man darf mehr unfreiwillige Komik von Zorn lesen, mehr Tiefe bei Schröder und mehr Spannung in der Handlung.
Das Buch beginnt mit Spannung und die zieht sich durch die komplette Handlung. Beginnt einmal sich der Gedanken zu bilden, dass jetzt doch eigentlich was passieren müsste - schon ist es passiert. Man überlegt, wer der Mörder sein könnte und merkt, dass das doch nicht sein kann.

Wunderbar finde ich den sensiblen Umgang des Autors mit dem Thema Kindesmißbrauch, was sicher nicht einfach war. Diese Sensibilität hätte ich mir auch beim Umgang mit Tieren gewünscht....mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, nach dem Lesen werdet ihr schon wissen, was ich meine - aber ich kann euch beruhigen: wir haben ihm das Versprechen abgenommen, dass das Tier überlebt!

"Zorn - vom Lieben und Sterben", erschienen bei die Fischer Verlage - um es kurz zu machen: klare Leseempfehlung!!

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Sina Beerwald - Hypnose

Kurzbeschreibung:
"Ein eiskalter Mord im Freundeskreis. Die Journalistin Inka Mayer hat Zweifel am Geständnis ihrer Freundin Annabel. Inka hegt den Verdacht, dass Annabel das Opfer eines Hypnose-Experiments ist, das in der Klinik ihres Schwagers an ahnungslosen Patienten durchgeführt wird. Bei ihm ist auch Inka in Behandlung. Oder ist Hypnose so harmlos, wie er sie glauben machen will? Irgendwer hat es scheinbar auch auf die Journalistin abgesehen. Ein Spiel um freien Willen, Wirklichkeit und Paranoia beginnt. Ein Spiel auf Leben und Tod."


Fazit:
Bereits der Prolog zieht den Leser in das Buch hinein - es klingt schon nach Spannung und man möchte wissen, was die kryptischen Andeutungen zu bedeuten haben.....

Inka, die Hauptprotagonistin, hat eine schwere Zeit hinter sich, hat sie doch während der Geburt ihr Baby verloren. Dies hat sie psychisch sehr mitgenommen und da es ihr langsam wieder besser geht, beschließt sie, einen schönen Abend mit ihren Freunden zu verbringen - dieser endet dann leider anders als geplant. Mit einem Toten.

Ganz davon abgesehen, dass Inkas beste Freundin gesteht, ihren Lebensgefährten ermordert zu haben, fühlt sich auch Inka plötzlich verfolgt, rätselhafte Dinge geschehen - wer trachtet ihr nach dem Leben?

Nach einem interessanten Einstieg, zieht Sina Beerwald das Tempo an, die Geschehnisse überschlagen sich, man weiß kaum noch, wohin man schauen soll, wen man verdächtig findet bzw. ob irgend jemand nicht verdächtig ist und ob gerade das ihn nicht verdächtig macht....mir war nahezu schwindlig von diesem rasanten Tempo.

In der zweiten Hälfte des Buches klären sich dann nach und nach die Vorkommnisse, aber alles Ausschlaggebende bleibt weiter im Dunkeln - bis zum Schluß.

Dieses Buch schlägt den Leser gleich in seinen Bann und im Nachhinein muss ich gestehen, dass ich das, was wir am Schluß erfahren, so niemals vermutet hätte....kurz überlegte ich, ob mir dieses Ende gefällt, ob mir nicht noch etwas fehlt....kaum daran gedacht, war es auch schon da und mein Gemüt so wieder beruhigt.

Ein Buch, das ich jedem, der spannenden Lesestoff sucht, nur ans Herz legen kann.


Mittwoch, 3. Oktober 2012

Randall Wallace - der Chirurg

Kurzbeschreibung:
Andrew Jones ist ein hoch talentierter Chirurg. Doch als es ihm nach einem tragischen Unfall nicht gelingt, seine Verlobte zu retten, gibt er das Operieren auf.
Lara Blair ist seit dem Tod ihres Vaters Erbin und Leiterin seines Unternehmens und arbeitet an der Entwicklung eines Operationswerkzeugs, das die Handbewegungen eines Chirurgen exakt nachahmen soll. Als sie von Jones' außergewöhnlichem Talent erfährt, versucht sie, ihn für ihr Vorhaben zu gewinnen.
Jones lehnt ab - bis er die Dringlichkeit hinter Laras Mission entdeckt....

Fazit:
Der Name des Autors, Randall Wallace, wird vielen Lesern, wie auch mir, erstmal nichts sagen. Wenn man dann erfährt, dass er die Drehbücher für "Braveheart" und "Pearl Harbor" geschrieben hat, kann man das schon besser einordnen.

Dennoch fragt man sich beim Lesen unweigerlich, wie das zusammenpaßt: "Braveheart" und "Pearl Harbor", zwar beides Filme mit vielen Emotionen aber auch mit Action, Bewegung und spürbarem Drive. Dagegen ist "Der Chirurg" eher ein Buch der leisen Töne, deshalb aber nicht weniger eindringlich.

Der erste Paukenschlag steht gleich am Anfang: der Leser wird eingefangen vom Zauber der Liebe, die Andrew und Faith verbindet und von einer Sekunde auf die andere ist alles anders: ein Autounfall, Faith stirbt und lässt Andrew allein zurück. Dieser, ein vielversprechender Chirurg mit ganz besonderen Händen, mit einer Gabe, hört auf zu operieren.

Dann lernen wir Lara kennen, die ganz in ihre Arbeit vergraben ist und die Mission ihres verstorbenen Vaters fortführt - Blair Bio-Med entwickelt medizinische Geräte und erfindet Neuerungen, die die Medizinwelt nicht nur einmal revolutioniert haben. Für ihr aktuelles Forschungsvorhaben reichen aber Laras eigene chirurgische Fähigkeiten nicht aus, sie braucht Unterstützung von jemandem mit einer herausragenden Gabe - Andrew Jones scheint all dies zu verkörpern, aber er operiert nicht mehr...

Dieses Buch lebt nicht unmittelbar von seiner Handlung, denn diese unterscheidet sich nicht wirklich von vielen anderen Liebesromanen, sondern von der Geisteshaltung der Protagonisten. Die tiefen Überzeugungen Andrews, die große Angst, die in Lara lauert - die Suche der beidem nach dem, was ihnen fehlt...
Der Mann, der für seine Vergangenheit lebt und die Frau, die für die Zukunft lebt: können sie sich gegenseitig eine Gegenwart sein?

In einem der Geschichte nachgelagerten Interview sagt der Autor, Mut und Liebe, das seien die Kernpunkte all seiner Geschichten und im Buch sagt ein alter Mann: "Und ein Mann wie ich braucht nicht viel Hoffnung. Aber ein bisschen schon. Ohne ist es schlimmer, als tot zu sein." Und genau das vermittelt das Buch: Mut, Liebe und Hoffnung, ohne die gar nichts geht.

vielen Dank an den Francke Verlag und die Lovelybooks-Leserunde zum Buch für dieses Buch, über das man auch hinterher noch nachdenken muss.